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Glencoe - Historischer Roman

Titel: Glencoe - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Lyne
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dir verlangt wird, bring Kinder zur Welt, und denk nicht nach. Stets hatte sie sich, da sie das Entscheidende nicht erbrachte, um das andere doppelt bemüht. Dass man es ihr nicht dankte, sondern sie zum Lohn verriet, war sie gewohnt. Was aber der Mann, für den sie all dies auf sich nahm, ihr diesmal zufügte, überstieg das Maß des Erträglichen.
    Er teilte es ihr nicht einmal selbst mit, sondern ließ die Nachricht durch Burnet übermitteln. Der trug sie zwar mit dem gewohnten Zartgefühl vor, doch auch er konnte einen Todesstoß nicht in ein Kitzeln verwandeln. »Euer Gatte beabsichtigt, mehr Zeit außer Landes zu verbringen. Er sagt, er sei der Insel müde, die ihn erst flehend rief und dann so frostig aufnahm. Dem Parlament fehle jegliche Beweglichkeit, man habe ihm die lebenslange Apanage verweigert, und um Mittel für den Krieg mit Frankreich müsse er wie ein Bettler ringen. Am härtesten jedoch kommt es Euren Gemahl an, dass ihm vonseiten seiner Untertanen keine Liebe entgegenschlägt, ja dass man Euch ihm vorzuziehen scheint.«
    Und das missgönnst du mir, William? Ich habe keine Heimat, bin von einem Ort zum andern verschleppt wie Gepäck, aber dieses Geringe, dass sich die Leute meiner erinnern, das erträgst du nicht?
    »Der König hat somit beschlossen, sich dem Krieg, den er führt, wieder in persona zu widmen und die schottische Frage in Eure Hände zu legen. Das bergige Land ist ihm als Flachländer fremd, derweil es Euch als einer Stuart im Blut liegt. Jenem Herrn von Breadalbane, der im Vorjahr hier war, glaubt er gern, dass die wilden Bergbewohner, wenn man sie einmal in Zucht bekäme, prächtige Soldaten abgäben, und er wäre bereit, ihnen Wege in sein Heer zu ebnen. Solange aber besagte Wilde fortfahren, gegen ihren Monarchen die Waffen zu erheben, muss eine andere Lösung gefunden werden, und dies bringt der König vor Euch.«
    Mary war zu erschlagen, um etwas zu sagen. Sie tastete blind über das Tablett zu ihrer Rechten, griff nach dem erstbesten Stück und schob es sich wie einen Pfropfen in den Mund.
    »Der König wünscht, dass Ihr morgen in seinen privaten Gemächern mit ihm zu Abend speist«, sagte Burnet mitfühlend. »Er hat zwei Gäste, die in der genannten Angelegenheit von Nutzen sein können.«
    Mary hatte ebenfalls Gäste geladen – sie hatte einen namhaften Landschaftsgärtner zu ihrer Beratung bestellt und sich eigentlich bis zur Schlafenszeit ihrer Arbeit widmen wollen. Wieder einmal wurde nach ihren Wünschen nicht gefragt. Und doch ließ sie den Wünschen ihres Gemahls folgend am nächsten Abend eine klare Suppe servieren, danach gerösteten Hammel, in Minze gesottenes Rind, Hühnerpastete, mit Wachteln gestopften Truthahn und eine Marzipantorte in der Form von Kensington House. Das war ihre Arbeit, darauf verstand sie sich, und hier war sie ihrem Gatten dienstbar; Belange der Politik hingegen waren ihr fremd und machten ihr Angst.
    Die Herren hatten bereits bei Pfeifen zusammengesessen, was Williams Husten übel bekam. Den Rest des Abends würde er krächzen. Das Gespräch, das im Rauchzimmer geführt worden war, drehte sich um den gefürchteten Gegenstand und wurde an der Tafel fortgesetzt. Hatte Mary einen Hanswurst wie den grell gewandeten Breadalbane erwartet, so hatte sie sich jedoch geirrt. Bei den Besuchern handelte es sich um den Herrn von Argyll, der in vollendeter Garderobe erschien und den Schotten nur ins Gesicht geschrieben trug, und ein schmächtiges Männlein, das als Sir John Dalrymple vorgestellt wurde, überhaupt einem Engländer glich. Außer diesen beiden und Bentinck war nur William anwesend.
    Argyll aß recht manierlich, langte aber mit einer Wollust zu, diedem kundigen Auge verriet, dass er einem wilden Volk entstammte, und ebenjenes Volk schmähte er mit einer Leidenschaft, die ebenfalls nicht gänzlich zivilisiert war. Mary hatte erzählen hören, dass sowohl sein Vater als auch sein Großvater den Verrätertod auf dem Schafott gestorben waren. Ihr gegenüber bemühte er sich um erlesene Höflichkeit. »Majestät sollten Edinburgh bereisen«, sagte er höflichst. »Ich versichere Euch, unsere schöne Stadt steht den Perlen Europas in nichts nach.« Als er ein wenig später auf das Ziel seiner Besessenheit zurückkam, schwoll seine Stimme an: »Ich wage sogar zu behaupten, sie könnte manche überflügeln, wenn unser armes Schottland nicht diese Pest an der Gurgel hängen hätte, wenn der Sumpf, in dem unsere Größe erstickt, sich trockenlegen

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