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Glennkill: Ein Schafskrimmi

Glennkill: Ein Schafskrimmi

Titel: Glennkill: Ein Schafskrimmi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leonie Swann
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Und Mopple, das Gedächtnisschaf, gab nichts als schnarchende Geräusche von sich.
    »Ihr müsst daran denken, dass wir das Geisterschaf wahrscheinlich nicht sehen können«, sagte Miss Maple. »Nur der Mörder kann das. Aber wir haben Beth dabei beobachtet, wie sie den Geist gesehen hat. Einmal beim Picknick. Erinnert ihr euch, wie Beth zu der Stelle gesehen hat, wo George gestorben ist? Sie hatte solche Angst, dass sie nicht einmal etwas essen konnte.«
    Die Schafe erinnerten sich. Appetitlosigkeit trotz all der leckeren Sachen auf der bunten Decke war ein untrügliches Zeichen dafür, dass Beth tatsächlich schreckliche Angst gehabt haben musste.
    »Das zweite Mal war, als Rebecca den Schäferwagen geöffnet hat. Wir alle haben darauf gewartet, dass etwas herauskommt. Aber Beth hat etwas herauskommen sehen. «
    Sie dachten daran, wie Beth auf die Tür des Schäferwagens gestarrt hatte, mit geweiteten Augen, starr vor Schreck.
    »Du glaubst …?«, fragte Cloud.
    Maple nickte. »Beth hat Georges Geist gesehen. Einmal hat sie sich sogar fast verraten. Erinnert ihr euch, wie sie gesagt hat, dass sie erst wieder hier leben kann, wenn das schwarze Schaf die Herde verlassen hat? Was sollte Beth gegen Othello haben? Sie muss von Georges Geist gesprochen haben!«
    Diesmal gab es gar keinen Zweifel. Miss Maple hatte die Sache lückenlos aufgeklärt. Die Schafe schwiegen beeindruckt.
    »Ob sie sie bekommen hat?«, fragte Cordelia nach einer Weile.
    »Was?«, fragte Zora.
    »Georges Seele«, sagte Cordelia. »Ich frage mich, ob sie Georges Seele bekommen hat.«
    »Wenn sie sie bekommen hat, muss sie sie wieder hergeben«, sagte Sir Ritchfield streng. Die Seele war das Gegenteil eines Dings. Etwas, mit dem man die Welt entdecken konnte. Sie war etwas sehr Wertvolles und Wichtiges, selbst wenn sie, wie bei den Menschen, nur sehr klein war.
    Miss Maple schüttelte den Kopf. »Sie hat die Seele nicht. Seht sie euch doch an. Sie sieht aus wie jemand, der etwas Wichtiges für immer verloren hat.«
    Sie hatte Recht. Die Schafe atmeten auf, weil Georges Seele Beth entschlüpft war. Aber war das schon Gerechtigkeit?
    »Gerechtigkeit!«, blökte auf einmal das Winterlamm in die Stille hinein. Niemand verjagte es.
    »Gerechtigkeit!«, stimmte Othello ein.
    »Gerechtigkeit!«, blökten die anderen Schafe.
    »Aber wie?«, fragte Lane.
    »Sie ist schuld daran, dass George tot ist«, sagte Cloud. »Es wäre gerecht, wenn sie auch tot wäre.«
    Es klang einleuchtend.
    »Das ist nicht schwierig«, sagte Othello. »Wir können es vielleicht nicht genauso machen wie sie, mit Gift und Spaten. Aber wir können sie zum Beispiel von den Klippen stoßen.«
    »Nicht von den Klippen«, sagte Zora.
    »Auch sonst ist es nicht schwer«, beharrte Othello.
    »Aber sie hat gesagt, dass sie sich vor dem Tod nicht furchtet«, blökte Heide. »Erinnert ihr euch? Immer wieder hat sie das gesagt. Sie soll sich aber fürchten!«
    Die Schafe blökten aufgebracht. Beth sollte sich fürchten!
    Das war gerecht. Sie hatten sich auch gefürchtet in den letzten Tagen, vor den schrecklichen Dingen, die auf der Weide passiert waren.
    »Wir könnten wieder so tun, als ob wir krank wären«, schlug Cordelia vor. »Bei Gabriel hat das gut geklappt.«
    Aber irgendwie kam es den Schafen so vor, als wäre eine Schafskrankheit für Beth nicht das Richtige.
    Miss Maple trabte in der Dunkelheit auf und ab. »Es muss herauskommen. Davor haben sie alle Angst. Wir müssen dafür sorgen, dass es herauskommt. Nicht aus dem Schäferwagen, sondern aus unseren Köpfen. Alle Menschen müssen es wissen. Das ist Gerechtigkeit.«
    »Aber sie verstehen uns nicht«, sagte Cloud.
    »Es ist schwierig«, gab Miss Maple zu. »Aber ich glaube, wir könnten sie dazu bringen, etwas zu verstehen, wenn sie nur auf uns achten würden. Aber sie achten nicht auf uns. Sie achten nur auf den Schäferwagen.«
    »Bis auf den Metzger«, wandte Sara ein. »Der Metzger achtet jetzt sehr auf Schafe.« Aber keines von ihnen hatte Lust, sich mit Ham zu unterhalten.
    Wieder trabte Miss Maple gedankenversunken auf und ab. Lange Zeit.
    Dann blieb sie plötzlich stehen. »Es gibt eine besondere Sache, die die Menschen dazu bringt, auf Schafe zu achten!« Miss Maple spähte strahlend umher. Aber das einzige Schaf, das sich über ihren genialen Einfall zu freuen schien, war sie selbst. Die anderen waren während ihrer langen Zeit des Nachdenkens eines nach dem anderen eingeschlafen.
    *
    »Es könnte funktionieren«,

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