Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Glennkill: Ein Schafskrimmi

Glennkill: Ein Schafskrimmi

Titel: Glennkill: Ein Schafskrimmi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leonie Swann
Vom Netzwerk:
sagte Miss Maple.
    Sie waren früh aufgewacht, blieben aber noch im Heuschuppen, um Mopple in seinem Haselmaustiefschlaf Gesellschaft zu leisten. Die Morgensonne fiel durch Löcher und Ritzen und malte den Schafen schimmernde goldene Zeichen auf das Fell. Die Stimmung war aufgekratzt. »Wenn sie das klügste Schaf suchen, werden sie Schafe sicher genau beobachten.«
    Die Idee gefiel ihnen. Heimlich hatten sie sich schon immer für den Smartest-Sheep-of-Glennkill-Contest interessiert. Es gab das Gerücht, dass Schafe dort mit Klee und Äpfeln gefüttert und von allen Menschen bewundert wurden. George hatte sie nie daran teilnehmen lassen. »Das fehlt mir gerade noch«, sagte er einmal, als die Sprache auf den Schafswettbewerb kam. »Diese Säufer als Jury für meine klugen Schafe.«
    Jetzt war George tot und konnte ihnen keine Vorschriften mehr machen. Aber Säufer hin oder her – wenn sie teilnahmen, konnten sie vielleicht für Gerechtigkeit sorgen.
    »Wir machen mit«, blökte Sir Ritchfield. Damit war es beschlossen. Ritchfields Augen funkelten unternehmungslustig.
    »Aber wie?«, fragte Cloud. Sie suchten ihr Wissen über den Smartest-Sheep-of-Glennkill-Contest zusammen.
    »Es ist kompletter Schwachsinn«, sagte Maude.
    »Es ist eine Touristenfalle. Wenn man sonst nichts zu bieten hat«, sagte Heide.
    »Es ist im Mad Boar « , sagte Sara.
    Das war immerhin ein Anfang. Die Schafe kannten den Pub noch von ihren Ausflügen zur anderen Weide. Der Mad Boar war ihnen jedes Mal aufgefallen, wegen des Whiskey- und Biergeruchs, aber auch wegen der Augen, die unweigerlich hinter den Fenstern auftauchten, um George zu beobachten, bis er und seine Schafe um die Biegung der Hauptstraße verschwunden waren.
    »Wir gehen einfach hin!«, sagte Zora kühn. »Die anderen müssen ja auch irgendwie hinkommen.«
    Die anderen! Andere Schafe! Alles würde voller Schafe sein – besonders kluger Schafe, von denen man eine Menge lernen konnte. Vielleicht würde man sich hinterher zu einer besonders großen Herde zusammentun. Sara schlackerte freudig mit den Ohren, Zora sog mit tiefen, genießerischen Zügen die kühle Morgenluft ein, und Cloud ließ sich mit einem zufriedenen Seufzen ins Stroh nieder.
    »Aber wann?«, fragte Lane. Sie wussten, dass der Schafswettbewerb nur einmal im Jahr stattfand. Und so ein Jahr war lang, von einem Winter bis zum nächsten.
    »Übermorgen!«, sagte Mopple. Die Schafe drehten sich zu ihm um. Mopple the Whale war wieder aufgewacht und blickte sie aus frisch glänzenden Augen an.
    »Wie kannst du das wissen?«, fragte Heide. »Wieso ausgerechnet übermorgen?«
    »Gabriel hat es gesagt«, sagte Mopple. »Zum Metzger. Als der Metzger ihn vor uns warnen wollte.«
    Übermorgen also! Zweimal schlafen, und dann ging es los. Wenig Zeit, um sich vorzubereiten. Aber auch wenig Zeit, um ungeduldig und aufgeregt zu werden.
    Nur Miss Maple sah Mopple skeptisch an. »Aber wir haben schon einmal geschlafen, seitdem. Es ist nicht mehr übermorgen. Es ist schon morgen.«
    »Übermorgen«, wiederholte Mopple stur.
    »Es hat sich verändert«, erklärte Miss Maple. »Im Schlaf hat es sich verändert. Jetzt ist es nur noch morgen.«
    »Ich habe es mir aber gemerkt«, sagte Mopple. »Wenn ich mir etwas einmal gemerkt habe, dann verändert es sich nicht mehr. Auch nicht im Schlaf. Nie mehr.«
    »Doch«, sagte Miss Maple. »Das schon.«
    Mopple the Whale zog sich beleidigt in eine Ecke zurück und begann, geräuschvoll auf einem Büschel Stroh herumzukauen. Die anderen ließen sich ihre morgendliche Unternehmungslust nicht von ihm vermiesen. Morgen also!
    »Wir brauchen nur noch ein Kunststück«, sagte Heide begeistert. Nur mit einem Kunststück durfte ein Schaf auf dem Smartest-Sheep-of-Glennkill-Contest auftreten.
    »Was ist ein Kunststück?«, fragte ein Lamm.
    Schweigen rieselte in den Heuschuppen und flockte um ihre Hufe wie Schnee im Winter. Irgendwo, sehr weit weg, konnten sie eine Kuh brüllen hören. Ein Auto brummte über die Landstraße, nicht lauter als ein Insekt. In der Heuluke rumorte eine kleine Maus, ihre Füße wie Regentropfen auf dem rauen, trockenen Holz. Eine große, braune Spinne stahl sich lautlos durch einen Wald aus Schafsbeinen.
    »Vielleicht gibt es im Geräteschuppen ein Kunststück«, sagte Cordelia nach einer Weile. George hatte viele nützliche Dinge im Geräteschuppen aufbewahrt.
    »Selbst wenn«, sagte Zora. »Wir würden das Kunststück gar nicht erkennen.«
    »Wir könnten ja alles

Weitere Kostenlose Bücher