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Glennkill: Ein Schafskrimmi

Glennkill: Ein Schafskrimmi

Titel: Glennkill: Ein Schafskrimmi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leonie Swann
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nahmen wieder ihre Beobachtungsposition im Schatten der Geranien ein.
    Aber Beth und Rebecca waren verschwunden. Stattdessen klimperte Porzellan.
    »Sie werden nichts finden«, sagte Beths Stimme. »Nicht, wenn Sie die Leute fragen.«
    »So ein Skandal?«, fragte Rebeccas Stimme.
    »Unaussprechlich«, sagte die Stimme von Beth. »Unaussprechlich schon deshalb, weil niemand etwas weiß. Nur viele harmlose Dinge, die nicht zusammenpassen. Das ganze Dorf ist verrottet, wie ein Apfel, von innen heraus, verstehen Sie? Wie ein Apfel.«
    Mopple verzog das Gesicht. Es war ein Fehler gewesen, in dieses Dorf zu traben. Er wollte gerade von der Blumenbank klettern, als Miss Maple herausbekam, was mit Beth und Rebecca passiert war. Sie waren überhaupt nicht verschwunden. Sie waren nur in zwei Sesseln versunken, und jetzt verdeckten die Geranien die Sicht. Ärgerlich.
    »Sehen Sie sich das an«, sagte Beth. Etwas raschelte auf der Tischplatte.
    »Oh«, sagte Rebecca.
    Beth lachte ein welkes Lachen. »Richtig interessant wird es erst, wenn ich Ihnen sage, wo ich es gefunden habe.«
    Maple hielt es nicht mehr aus.
    »Mopple«, blökte sie leise, aber entschlossen wie ein Leitwidder, »friss die Geranien. Friss einfach ein Loch in die Geranien. Schnell.« Mopple war der schnellste Fresser von ganz Glennkill. Ein paar Büschel Geranien waren für ihn eine Kleinigkeit. Aber Mopple rührte sich nicht. Er stand zwischen Maple und Othello und sah aus, als hätte er sich den Magen verdorben.
    »Mopple the Whale!!!« Miss Maple war zornig wie schon lange nicht mehr. Mopple sah sie unglücklich an. Dann drehte er den Kopf zu Othello.
    »Friss sie«, knurrte Othello zwischen zusammengebissenen Zähnen.
    Kurze Zeit später war dort, wo einst die Geranien gediehen waren, Wüste. Jenseits der Wüste konnten die Schafe Beth und Rebecca am Tisch sitzen sehen. Von innen musste es aussehen, als hätte Beth drei Schafsköpfe in den Blumenkasten gepflanzt.
    Glücklicherweise kam keine der beiden Frauen auf die Idee, aus dem Fenster zu sehen. Dazu waren sie beide viel zu sehr ins Gespräch vertieft.
    »Man könnte sagen, ein Dumme-Jungen-Streich«, sagte Beth.
    »Hmmm«, sagte Rebecca.
    Beide blickten auf das Strohbüschel, das zwischen ihnen auf dem Tisch lag. Jemand hatte das Stroh so zusammengebunden, dass es Arme, Beine und einen Kopf hatte. Jemand hatte einen Zweig mitten durch den Strohleib gesteckt.
    »Wissen Sie, wie die Kinder George genannt haben? Koboldkönig!] Das muss man sich einmal vorstellen. Wo sie das herhatten … Diese Heiden! Nur hinter seinem Rücken natürlich. Oh, sie haben ihn gefürchtet wie den Leibhaftigen …«
    Rebecca nickte. »Und da haben Sie gedacht …«
    »Ein Dumme-Jungen-Streich. Es wäre ja nicht das erste Mal.«
    Beth seufzte. »Ich habe es letzte Woche am Morgen auf den Stufen von Georges Schäferwagen gefunden. Ich habe ihn nie aufgegeben, wissen Sie, obwohl er mich ausgelacht hat. Aber er war nicht da. So selten war er da in letzter Zeit. Da habe ich das Ding mitgenommen. Ich dachte mir, die Kinder und ihr Unsinn vom Koboldkönig sind den Ärger nicht wert.«
    »Und jetzt denken Sie …«
    »Jetzt denke ich, dass es eine Warnung war. Und ich bin schuld daran, dass er sie nicht bekommen hat.« Beth lächelte traurig.
    »Aber so schlimm ist das nicht. George hätte sowieso nicht darauf gehört. Das weiß ich, dass George nie auf Warnungen gehört hat.«
    Sie schwiegen.
    »Warum war er oft nicht da, in der letzten Zeit?«, fragte Rebecca. »Was hat er gemacht, wenn er nicht da war?«
    Beth faltete ihre Hände. »Wenn ich das wüsste. Er hat sich anständig angezogen, wenn er wegfuhr, so viel weiß ich. Einen richtigen Anzug mit weißem Hemd. Zehn Jahre jünger sah er damit aus, ein richtiger Gentleman. Da reden die Leute natürlich. Aber ich glaube kein Wort davon. Ich glaube, er ist in die Stadt gefahren, nach Dublin, auf Ämter, zu Banken, solche Dinge. Er wollte hier weg, weg von Glennkill, verstehen Sie?«
    »Aber irgendjemand wollte nicht, dass er weggeht?«, fragte Rebecca.
    Beth nickte.
    »Eine Frauengeschichte?«
    Beth schüttelte entrüstet den Kopf. Rebecca zog die Augenbrauen hoch.
    »Glauben Sie, es ging um Geld?«, fragte sie dann.
    Beth lachte wieder ihr welkes Lachen. »Das fragen sich hier wohl alle. Geld, das ist alles, an was die denken können. Diese Heiden! Hatte George überhaupt Geld? Nein, würde ich normalerweise sagen. So wie er gelebt hat. Ein Stück Land, ein paar Schafe, ein

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