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Glennkill: Ein Schafskrimmi

Glennkill: Ein Schafskrimmi

Titel: Glennkill: Ein Schafskrimmi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leonie Swann
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nicht ist. Ich glaube, er hat wirklich Angst. Und das bedeutet, er hat was zu verbergen. Das ist es, was ich glaube. Ich habe ihn einmal darauf angesprochen, bei der Weihnachtskollekte.«
    »Und?«
    »Er ist rot geworden. Ärgerlich. Verlegen. Und Ham ist kein Mann, der leicht verlegen wird. Ich möchte nicht wissen, was man in seinem Schlachthaus so alles finden würde. Gott steh uns bei!«
    Mopples Magen gab seltsame Geräusche von sich. Othello sah ihn vorwurfsvoll an.
    Rebecca fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. »Es ist ein seltsamer Ort hier. So hatte ich es mir nicht vorgestellt. Ich dachte, es wäre friedlich.«
    »Es war friedlich«, sagte Beth. »Früher war es hier einmal friedlich.«
    »Offensichtlich nicht friedlich genug.«
    Beth schüttelte den Kopf. »Ich meine nicht vor Georges Tod. Ich meine sehr viel früher. Vor Jahren.« Beth dachte kurz nach.
    »Vor sieben Jahren. Ich war ein halbes Jahr in Afrika gewesen. Und als ich zurückkam, war alles anders. Mehr Aberglauben. Weniger Gottesfurcht. Und George hat es am schlimmsten erwischt, damals. Seitdem hat er sich immer mehr zurückgezogen. Seitdem – ach, ich weiß auch nicht …«
    »Und was ist damals passiert?«
    »Nichts natürlich«, sagte Beth bitter. »Jedenfalls nach dem, was sie mir erzählt haben. Aber seither«, wieder beugte sich Beth vor, »seither warten sie auf Erlösung.«
    Mopples Knie begannen zu zittern. Er rutschte von der Blumenbank herunter und starrte glasig auf die Garagenmauer. Sein Geruch war auf einmal sauer wie gegorene Vogelbeeren. Mopple verdrehte die Augen. Eine Kolik! Mopple the Whale, der ganz viel frischen Klee auf nüchternen Magen fressen konnte, hatte eine Kolik. Diese Geranien mussten ein Wolfszeug sein!
    Othello und Maple flankierten Mopple und hinderten ihn daran, sich hinzulegen. Auf und ab gehen war das Einzige, was bei so einer Kolik helfen konnte. Das wussten sie von George.
    »Vorwärts, Mopple«, flüsterte Maple. »Der nächste Schritt, der nächste Schritt.«
    »Nicht blöken, Mopple«, raunte Othello.
    Mopple taumelte vorwärts, mit starren Augen, aber er blökte nicht. Maple und Othello trieben ihn auf dem Hinterhof des Take-Aways auf und ab.
    Dann ging auf einmal die Tür auf. Viel säuerlicher Beth-Geruch schwappte heraus. Es war, als würde Beth ihren geballten Geruch zu Hause aufbewahren und nur immer eine kleine Portion davon bei sich tragen. Geschmeidig wie ein Frettchen wand sich Rebeccas voller, warmer Geruch durch diese Witterungswüste. Dann stand sie auch schon auf dem Hof. Mopple, Maple und Othello schafften es gerade noch hinter den Ginsterstrauch.
    »Vielen Dank«, sagte Rebecca zu der desolaten Witterung im Türrahmen. »Das hat mir sehr geholfen, vor allem das, was Sie mir zuletzt gesagt haben.«
    Sie lächelte spitzbübisch. »Jetzt habe ich Hunger. Glauben Sie, dass der Take-Away noch offen hat?«
    »Hier doch nicht«, klang es aus dem Türrahmen. »Da müssen Sie schon froh sein, wenn er tagsüber offen ist. Aber Sie könnten bei mir eine Kleinigkeit essen. Brot und Salat?«
    »Nein, vielen Dank.« Rebecca lächelte wieder und machte ein paar Schritte Richtung Straße. Dann drehte sie sich noch einmal um.
    »Eines verstehe ich nicht«, sagte sie. »Sie halten offensichtlich gar nichts von Glennkill. Warum sind Sie hier geblieben?«
    Schweigen aus der Tür. »Sagen wir, aus sehr persönlichen Gründen«, hauchte dann eine Stimme, die keines der Schafe als Beths Stimme erkannt hätte.
    »George?«, fragte Rebecca, aber die Tür war schon zu. Rebecca wanderte nachdenklich über den Hof und verschwand um die Ecke.
    Es war höchste Zeit. Mopple krümmte sich. Wieder trieben sie ihn über den Hof, Maple raunte ihm Tröstendes, Othello Drohendes ins Ohr.
    Irgendwann blieb Mopple stehen.
    »Vorwärts!«, blökte Maple. Othello gab Mopple einen gar nicht so sanften Stoß mit der Schnauze.
    »Nein!«, sagte Mopple mit schwacher Stimme.
    »Du musst«, knurrte Othello.
    »Nein«, sagte Mopple. »Ich muss nicht. Versteht ihr nicht? Es ist vorbei. Ich hab Hunger!«
     
    *
    Als die drei Schafe den Hof des Take-Aways wieder verließen, war es still in den Straßen. Mopple war noch immer etwas wackelig auf den Beinen, fraß aber ein paar Blumen, die ein unvorsichtiger Mensch um die Marmorsäule auf dem kleinen Platz gepflanzt hatte.
    Miss Maple schlug den Weg zurück zur Weide ein, aber schon nach wenigen Schritten merkte sie, dass Othello ihnen nicht folgte. Der schwarze Widder stand wie eine

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