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Glennkill: Ein Schafskrimmi

Glennkill: Ein Schafskrimmi

Titel: Glennkill: Ein Schafskrimmi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leonie Swann
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Häuschen und keine großen Geschäfte. Die meisten hier haben mehr. Die meisten verdienen ganz gut am Tourismus, obwohl sie natürlich alle jammern. Aber andererseits. Manchmal hatte George Dinge. Teure Dinge, richtig teure Dinge. Eine Uhr, kein Mensch in ganz Glennkill hätte sich so eine Uhr leisten können, nicht einmal Baxter, der Wirt, obwohl der langsam fett wird mit seinem Bed & Breakfast. Ich meine bildlich gesprochen. Wenn Sie ihn sehen, werden Sie wissen, warum ich sage, bildlich gesprochen.« Beth kicherte ein Schulmädchenkichern.
    »Und George hat gar nichts auf die teure Uhr gegeben. Hat mit ihr Radieschen eingepflanzt.« Beths Hände spielten mit dem Strohmännchen. Verstohlen hatte sich so etwas wie Bewunderung in ihre Stimme gemischt.
    »Jetzt warten natürlich alle auf die Testamentseröffnung. Diesen Sonntag ist es so weit, unter freiem Himmel, ein Anwalt aus der Stadt. George hat alles genau festgelegt. Geld, das interessiert sie, diese Heiden. Sie können mir glauben, noch nie ist hier irgendein Ereignis mit mehr Spannung erwartet worden, nicht einmal dieser schwachsinnige Schafswettbewerb.«
    »Der Smartest-Sheep-of-Glennkill-Contest«, sagte Rebecca, ebenfalls lächelnd. »Der Tourismusmagnet schlechthin. Und George stiehlt ihnen die Show.«
    »Sie sollten sich das ersparen«, sagte Beth. »Was die mit den Tieren machen. Lächerlich. Ich muss ja hin – wegen der Wohltätigkeit.«
    Ein Arm des Strohmännchens war aufgegangen. Es sah aus, als würde es einen Heubüschel in der Hand halten. Beths schmale Finger wickelten geübt einen einzelnen Strohhalm um das Büschel, bis das Männchen wieder ganz war.
    Maple bemerkte, dass sie ein schlechtes Gefühl hatte, durch und durch, von den Hufen bis in die Haarspitzen. Es war, als wären ihre Ohren mit Wolle verstopft, als wäre die Glasscheibe zwischen ihnen und Beth blind wie Rauch. Sie hörte und sah, aber sie hatte die ganze Zeit das Gefühl, im Nebel zu stehen. Es dauerte einen Augenblick, bis sie verstand, woher dieses Gefühl kam. Durch die Glasscheibe konnte sie Beth und Rebecca nicht riechen. Keine Witterung verriet ihr, ob sie die Wahrheit sagten, was sie fühlten und fürchteten. Eine gespenstisch unvollkommene Welt. Für die Menschen mit ihren kleinen Seelen und ihren hervorstehenden nutzlosen Nasen musste es immer so sein. Maple überlegte, was das bedeutete. Misstrauen. Unsicherheit. Angst. Es bedeutete Angst.
    »… wankelmütig, launisch«, sagte Beth gerade. »Ich glaube das nicht. Das menschliche Herz ist ein merkwürdiges Ding. Es kann sich nur an eine Sache hängen im Leben, und wo es hängt, da bleibt es, zum Guten wie zum Schlechten.«
    Die Schafe staunten. Sonst hatte Beth nur immer von der »Frohen Botschaft« und »guten Werken« gesprochen und alles andere »eitles Geschwätz« genannt. Und auf einmal schwätzte sie eitel mit, ohne Rebecca auch nur ein einziges Heftchen in die Hand zu drücken. Ihre neue Sorglosigkeit hatte etwas Lämmerhaftes. Kühn und verletzlich zugleich. Sie musste sehr aufgeregt sein.
    »Ham zum Beispiel«, sagte Beth. Rebecca sah sie verständnislos an.
    »Ham?«
    »Abraham Rackham, der Metzger«, erklärte Beth. Sie verzog ihr ernstes Gesicht zu einem Lachen. »Wenn Sie hier etwas herausfinden wollen, müssen Sie erst einmal verstehen, wie die Leute hier denken. Abraham ist ihnen natürlich zu lang. Mehr als zwei Silben im Namen – keine Chance.«
    Sie überlegte einen Moment. »Natürlich gibt es auch Ausnahmen. Gabriel. Komisch, darüber habe ich noch nie nachgedacht. Niemand hier würde sich trauen, ihn ›Gabe‹ zu nennen.«
    »Aber › Ham ‹ ? «
    »Wenn Sie ihn sehen, werden Sie es schon verstehen. ›Abe‹ wäre wahrscheinlich normal gewesen, sehr einfallsreich sind sie ja nicht. Aber wir haben schon einen ›Abe‹, und dann die zwei ›-hams‹ und der Beruf. Oh, Sie sollten ihn sehen!«
    »Was ist mit Ham?«
    »Bei dem würde ich anfangen, wenn ich Sie wäre. Immer tut er so fromm, als hätte er als Einziger auf der ganzen Welt die Bibel gelesen. Aber die Leute haben Angst vor ihm. Und er selbst – er hat auch Angst. In seiner Metzgerei … da hat er eine Überwachungskamera. Schon seit Ewigkeiten. Schon als wir solche Sachen sonst nur aus amerikanischen Filmen kannten. Aber wozu braucht eine Metzgerei so eine Kamera? Nicht mal auf der Bank haben sie eine. Da müsste er schon krankhaft ängstlich sein. Aber das ist er nicht, man braucht ihn nur anzusehen, um zu wissen, dass er das

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