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Glenraven

Glenraven

Titel: Glenraven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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fragte sich, wieviel sie diesem Wesen, das sich so sehr um Jays Leben bemühte, über ihre beste Freundin erzählen sollte. Sie kam zu dem Schluß, daß sie kein Geheimnis daraus machen mußte. Schließlich war Jay auch nie zurückhaltend gewesen, wenn es um ihr Privatleben ging. »Sie hatte drei Ehemänner. Keiner von ihnen war das Pulver wert, um sie in die Luft zu jagen.«
    Matthiall runzelte verwirrt die Stirn. »Pulver? Zum… in die Luft jagen ?«
    »Alle drei waren üble Kerle«, erklärte Sophie. »Sie haben Jay ausgenutzt und ihr Ärger eingebrockt.«
    »Aha.«
    Matthiall unterbrach seine Arbeit für einen Augenblick. Seine Schultern verspannten sich, und er ballte die Fäuste. »Drei Männer und alle drei schlecht«, murmelte er mit gefletschten Zähnen. Dann blickte er zu Sophie und seufzte, und der bösartige Ausdruck verschwand von seinem Gesicht. »Ich sehe etwas in ihr, das ich nicht verstehe. Etwas, von dem ich glaubte, daß es unmöglich sei… und trotzdem sehe ich es.«
    »Was?«
    Matthiall seufzte erneut und begann wieder mit seiner Arbeit. »Es ist nur ein Traum. Nichts als ein Traum - und über unmögliche Träume redet man besser nicht.«
    Sophie beobachtete ihn. Matthiall hielt seine Hand neben die von Jay. Er saß einfach nur da und starrte geistesabwesend auf die beiden Hände.
    Er zieht einen Vergleich, dachte Sophie. Aber warum? Was geht in seinem Kopf vor, wenn er ihre Hände betrachtet?
    Matthiall legte Jays Hand auf ihre Brust und packte sein Nähzeug zusammen. Während er seine Sachen wieder verstaute, verband Sophie die beiden anderen Wunden.
    Als sie fertig war, hatte Matthiall seinen Rucksack bereits wieder über den Schultern. Er hockte sich neben Jayjay und schob die Arme unter ihren Körper. Ohne größere Mühen hob er sie hoch, wandte sich zu Sophie und sagte: »Wir müssen so weit wie möglich weg von hier, bevor die Sonne wieder untergeht. Während des Tages werden meine Leute uns nicht verfolgen, aber sie werden uns finden, wenn wir bei Einbruch der Dunkelheit noch kein Versteck haben. Wir müssen einen sicheren Lagerplatz suchen, solange es noch Tag ist.«
    Sophie stand auf und nahm ihren und Jays Rucksack. Matthiall führte sie über ein Feld zu einem kleinen Wäldchen. »Warum verfolgen deine Leute uns nur bei Nacht?« fragte Sophie.
    »Das Sonnenlicht verbrennt die Kin und ihre Verbündeten… auf verschiedene Arten. Keiner von uns mag es sonderlich, und für die meisten ist es tödlich.«
    »Warum nicht für dich?« Sophie erkannte, wie unhöflich die Frage war, und räusperte sich. »Natürlich will ich das nicht, verstehst du? Ich habe mich nur gefragt… ich war halt neugierig.«
    »Zunächst einmal bin ich ein Kintari - ein Zauberer. Das schützt mich zu einem gewissen Grad. Und zweitens bin ich sehr alt. Je älter wir werden, desto stärker sind wir.«
    Sophie lachte. »Ja, ja, du bist uralt . Laß mich raten… fünfundzwanzig? Höchstens achtundzwanzig?«
    »Zweihundertzehn.«
    » In Hundejahren? « platzte Sophie heraus.
    »Hundejahre?«
    Sie seufzte. »Ist ja egal. Ich habe mich nur gefragt, wie ihr ein Jahr meßt.«
    Matthiall blickte sie von der Seite her an und lächelte spöttisch. »Genau wie ihr, nehme ich an. Eine Umdrehung der Erde um die Sonne - oder sind die Leute aus North Carolina wie die Machnan? Glaubt ihr etwa, daß die Sonne sich um die Erde dreht?«
    Sophie lachte. »Nein. Du bist wirklich sehr direkt.«
    Matthiall lächelte zurück, doch als sein Blick auf Jay fiel, die regungslos in seinen Armen lag, wurde sein Gesicht wieder ernst.
    Matthiall blickte zur Sonne, die inzwischen dicht über dem Horizont stand, und verschärfte das Tempo. Der Grund seiner Eile war Sophie nur allzu bewußt. Obwohl im Augenblick weit und breit keine Gefahr zu sehen war, war ihnen etwas Schreckliches auf den Fersen - etwas Tödliches, das sogar ihm angst machte.

KAPITEL VIERZIG
     
    Aidris Akalan saß allein in der großen Empfangshalle und musterte den Kommandeur ihrer Garde, Terth. Er stand vor ihr. Seine Haut war bleich, und Schweiß bildete sich auf seiner Stirn. Immer wieder ballte er die Fäuste.
    Trotzdem hielt Terth den Kopf erhoben und blickte der Schutzherrin in die Augen.
    »Warum ist Hyultif nicht bei dir?« fragte Aidris.
    »Sein Bau war verlassen«, erwiderte der Krieger. »Seine Kleidung, die Instrumente, die er für seine Magie braucht, seine Bücher und Notizen - alles verschwunden. Er ist nicht mehr hier.«
    Aidris trommelte mit dem Finger auf

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