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Glenraven

Glenraven

Titel: Glenraven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Gegners und hob die Waffe erneut, bereit, den nächsten Angreifer zu töten… und die ganze Zeit über hörte sie nicht auf zu rennen.
    Eine weitere Kreatur sprang Jay an. In der Dunkelheit erkannte sie nur ein großes Maul voller Zähne, die sie an den ›Weißen Hai‹ erinnerten. Jay schlug zu, und im gleichen Augenblick wurde sie von einem weiteren Gegner angegriffen. Sie wehrte ihn mit der flachen Seite ihrer Klinge ab und spürte einen brennenden, stechenden Schmerz - ihr Hemd wurde zerrissen, und ihr Schwertarm erlitt eine tiefe Fleischwunde. Mit der Linken griff Jay nach dem Dolch. Schmerz… brennender, stechender Schmerz… und dann war alles vorbei. Sie fühlte nichts mehr. Jay fuchtelte hilflos mit dem Schwert in der Luft und verlor die Kontrolle über die Waffe. Das Schwert entfiel ihrer kraftlosen Hand. Der gesamte rechte Arm war schlagartig taub. Das Wesen sprang sie erneut an und verbiß sich in ihrem Arm… sein Gewicht zerrte an ihr, doch Jay spürte keinen Schmerz. Sie schaffte es, den Dolch zum Einsatz zu bringen… und spürte schleimige Innereien warm auf ihrer Hand. Es roch nach Aas.
    Das Monster ließ von ihr ab, und Jays Fuß verfing sich in dem schlüpfrigen Gewirr der Gedärme. Sie schrie entsetzt auf. Ihr Bein knickte ein. Sie versuchte, den Sturz mit ihrem rechten Arm abzufangen, doch er gab nach, als wäre er gar nicht vorhanden. Jay schwankte und brach auf dem steinernen Boden inmitten der Tierkadaver zusammen. Schmerz und Übelkeit überwältigten sie. Matthiall, der beinahe über sie gestolpert wäre, kämpfte gegen immer mehr der schrecklichen Kreaturen, die wie in einem Alptraum von allen Seiten zugleich auf ihn eindrangen. Eine nach der anderen fiel seinem Schwert zum Opfer. Jay stieß einem der Wesen den Dolch ins Maul und durchbohrte den Schädel von innen, als sich die fürchterlichen Zähne um ihr Handgelenk schlossen. Matthiall riß sie auf die Beine.
    Jay stolperte benommen voran. Dieses taube Gefühl… es schien sich auf ihren gesamten Körper auszubreiten. Sie hörte Matthialls Stimme wie durch eine Wand. »Du darfst nicht aufgeben. Nicht jetzt. Wir sind fast da.«
    Irgendwie fand Jay noch genügend Kraft, um die Beine zu bewegen. Sie stolperte voran, gestützt von Sophie und Matthiall, die gleichzeitig mit ihren Schwertern die Angreifer zurückschlugen. Sophie schafft einen neuen Rekord, dachte Jay - aber ich hatte in der Liga immer den besten Schnitt. Wieso ist Sophie auf einmal besser?
    Ich bin müde, so müde. Laßt mich schlafen… schlafen… Ihre Beine waren nur überflüssiges Gewicht. Trotzdem ging Jay immer weiter.
    Der Kin blieb einen Augenblick stehen und berührte eine Stelle an der Wand. Jay brach zusammen. Im Fallen hatte sie das merkwürdige Gefühl, daß die gesamte Höhle plötzlich in Feuer gehüllt war. Der Boden verwandelte sich in ein flammendes Inferno und verbrannte die Angreifer - sie schrien und kreischten. Jay wollte lachen und tanzen.
    Dann war alles vorbei.

KAPITEL NEUNUNDDREISSIG
     
    Mir war egal, ob ich sterbe oder nicht, dachte Sophie. Aber ich lebe. Jay wollte leben, und was ist daraus geworden?
    Sophie wünschte, sie könnte ihre Augen für einen Augenblick von ihrer Freundin abwenden. Jayjay lag im hohen Gras, wo Matthiall sie hingelegt hatte. Sie war leichenblaß, bewußtlos und über und über mit Blut besudelt. Ihr Atem rasselte wie der eines sterbenden Tieres. Sophie preßte ihren Finger weiter auf die große Bißwunde im Handgelenk ihrer Freundin und betete, daß Jay nicht verbluten würde, bevor Matthiall die Wunden versorgt hatte.
    Matthiall - das Wesen, das sie zuerst gefangen und dann gerettet hatte - blinzelte im Licht der Nachmittagssonne und war gerade damit fertig, das Blut von Jays linker Hand abzuwaschen. Darunter kamen zahlreiche kleine Bißwunden zum Vorschein.
    »Das sieht doch gar nicht so schlimm aus«, sagte Sophie hoffnungsvoll.
    »Die kleinen Wunden sind am schlimmsten - wenn sie ordentlich bluten würden, wären sie wenigstens sauber. Die Voragel sind giftig«, erklärte Matthiall. »Ein einziger kleiner Biß kann großen Schaden anrichten, und Jay hat eine ganze Menge abbekommen… sie ist voller Gift.«
    Sophie war benommen. »Wird sie überleben?«
    Matthiall blickte Sophie ausdruckslos in die Augen. »Wahrscheinlich nicht«, sagte er und richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf Jay.
    Sophie verstärkte ihren Druck auf die offene Arterie. Lebe, verdammt noch mal, dachte sie. Du mußt! Du kannst mich nicht

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