Glenraven
Jay glaubte ein Glänzen in seinen Augen zu bemerken. Dann blinzelte er kurz, und als er wieder aufsah, kam sie zu dem Schluß, daß sie sich alles nur eingebildet hatte. »Was du auch von mir verlangst, ich werde es tun. Wenn du meine Hilfe willst, um nach Hause zu kommen, dann werde ich helfen.« Er versuchte wieder zu lächeln, aber es gelang ihm nicht sonderlich gut.
»Das weiß ich zu schätzen«, erklärte Jay und bewegte sich zum Ausgang. »Das tue ich wirklich. Mein Gott, du warst großartig, als du uns vor den Wächtern gerettet hast. Und anschließend hast du uns auch noch aus Cotha Faldan befreit und dann hier schon wieder mein Leben gerettet. Ich wünschte nur, ich hätte dich getroffen, bevor ich mein Leben versaut habe… « Sie begann zu weinen und hatte das Zelt verlassen, bevor Matthiall ihr in die Augen sehen konnte.
KAPITEL ACHTUNDVIERZIG
Sophie hockte unter ihrem Regenponcho, als sie hörte, wie das Zelt geöffnet wurde. Sie drehte den Kopf und sah, wie Jay herauskroch. Jay blinzelte, als ihr ein Regentropfen in die Augen fiel. Sie wirkte noch immer erschöpft und blaß, aber sie war am Leben. Sophie streckte sich, steckte das Schwert in die Scheide und rannte auf ihre Freundin zu.
»Du lebst.« Sophie schloß sie in die Arme.
Jay nickte, biß sich auf die Lippen und schwieg. Sophie fragte sich, ob ihre Freundin vielleicht geweint hatte, aber im trüben Licht des Regentages konnte sie das nicht genau erkennen. Als Jay ihrer Freundin in die Augen blickte, zog sie ein entsetztes Gesicht. »O mein Gott, Sophie… was ist denn mit dir passiert?«
Sophie hatte es dem Regen überlassen, das Blut des Warrag wegzuwaschen; doch er hatte offensichtlich keine gute Arbeit geleistet. Ihre Haut war zwar nicht mehr so verschmutzt wie vorher, und auch der Geruch von Blut und Exkrementen hatte erheblich nachgelassen, aber sie hatte noch immer Blut an den Händen und wahrscheinlich noch mehr im Gesicht. Die nasse Kleidung klebte an ihrem Körper - ein widerliches Gefühl. Sophie hätte nur allzugern warme, trockene Sachen angezogen, aber sie hatte keine Zeit zum Wechseln gefunden. Sie hatte die letzte Nacht in der ständigen Angst verbracht, daß auch nur die kleinste Nachlässigkeit ihrerseits eine Gelegenheit für die Jäger der Alfkindir bedeutet hätte. Sophie deutete auf den Warrag. »Wir hatten Gesellschaft… aber ich bin okay. Wie fühlst du dich?«
»Müde«, erwiderte Jay, während sie beeindruckt auf das tote Monster starrte. »Irgendwie verwirrt. Ich kann mich an nichts mehr erinnern, seit wir in dieser Höhle herumgelaufen sind.«
»Du willst dich auch gar nicht daran erinnern, glaub mir - es war fürchterlich.« Sophie schüttelte den Kopf und blickte zu dem toten Warrag. »Ich war fest davon überzeugt, daß wir diese Nacht nicht überleben würden.«
Jay näherte sich kopfschüttelnd dem Kadaver. »Ich bin überrascht, daß du dieses Ding töten konntest. Schließlich haben wir den ersten nicht einmal zu dritt geschafft.«
»Wir haben damals nicht damit gerechnet, daß Grah uns angreifen würde. Von dem hier wußte ich, daß er uns an den Kragen wollte. Zum Glück war er der einzige. Seine Freunde haben außerhalb der Barriere gewartet, die die Zauberzeichen geschaffen haben. Als er nicht mehr zurückkam, sind sie aufgebrochen, um Verstärkung zu holen.«
Jays Verwirrung stand ihr deutlich ins Gesicht geschrieben. »Zauberzeichen? Barriere? Was bedeutet das?«
»Das ist irgendwas, das Matthiall rings um das Lager aufgebaut hat. Man kann zwar nichts sehen, aber man kann es spüren.« Sophie hob die Schultern. »Es ist Magie.« Sie blickte auf Jayjays Arm und riß erstaunt den Mund auf. Von den Bissen der Voragel waren nur noch ein paar kleine Narben übriggeblieben - ein weiterer Beweis für Matthialls magische Fähigkeiten. Sophie berührte vorsichtig Jays rechtes Handgelenk. »Mein Gott, wie hat er das gemacht?«
In diesem Augenblick trat Matthiall aus dem Zelt, und die Frauen wandten sich zu ihm um. In seinen Augen standen deutliche Anzeichen von Erschöpfung. Sie lagen tief in den Höhlen und wirkten irgendwie leer. »Ich habe ihren Schmerz und ihre Wunden auf mich genommen.« Matthialls Stimme klang so ausgelaugt wie die eines Marathonläufers kurz vor der Ziellinie. »Ich habe ihr meine Kraft gegeben. Das Gift, das für sie tödlich war, hat mich nur geschwächt. Nun werden wir beide leben.«
»Wie hast du das gemacht?« fragte Sophie.
Der Kin blickte zu Jayjay, und Sophie
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