Glenraven
warteten.
Einer der Flieger umkreiste ein weiteres Mal die magische Wand und kehrte zurück. »Er ist noch nicht wieder herausgekommen«, zirpte er.
Ein zweiter Warrag witterte und begann zu heulen. »Todesgeruch! Todesgeruch! Sie haben Hmarrg getötet!«
»Wächter«, sagte Tethger. »Niemand sonst könnte einen Warrag lautlos töten.«
»Wir müssen ihn rächen«, sagte der Warrag und lief aufgeregt an der Barriere entlang.
Der bärenhafte Kin-hera wandte sich zu ihm um und schnaufte. »Wenn du unbedingt in ihr Gebiet eindringen willst, dann bitte… «
Nein, dachte Sophie. Das willst du nicht. Wirklich - du willst viel lieber wieder zurück nach Hause.
Sie war derart erschöpft, daß sie kaum noch stehen konnte. Wenn sie auch noch gegen die übrigen Warrags, den gewaltigen Tethger und die vielen kleinen Flieger kämpfen sollte, würde sie den Morgen nicht mehr erleben. Einer von ihnen würde sie töten, und das war dann das Ende… für sie, für Jay und für Matthiall.
Der Warrag starrte mit finsterer Miene auf die unsichtbare Wand vor ihm. »Wir hätten einen Kintari mitnehmen sollen. Er hätte einen Zauber gewußt, mit dem wir die Wand der Wächter überwunden hätten.«
Tethger ließ sich auf alle viere nieder und schnaufte. »Vielleicht. Aber die Barriere könnte genausogut das Werk eines Kintari sein… und Matthiall ist ein Kintari. Er könnte sie geschaffen haben.«
Die Warrags diskutierten untereinander, bis schließlich einer von ihnen sagte: »Wenn wir das als Möglichkeit ansehen, dann müssen wir hinein.« Er machte eine Pause, während Tethger sich schnaufend aufsetzte und zustimmend nickte. »Aber ich denke, du bist genau wie wir der Meinung, daß diese Barriere nicht nach Kintari-Magie aussieht. Sie scheint das Werk der Wächter zu sein, und nur die mächtigsten Kintari legen sich mit den Wächtern an. Wir müssen jemanden losschicken, der mit der Schutzherrin redet.«
Tethger seufzte. »Ja. Einen Boten. Irgend jemanden… der entbehrlich ist.«
Die Nackenhaare der Warrags richteten sich auf, und ihre Schwänze peitschten wütend den Boden.
»Keiner von euch«, beruhigte Tethger sie. »Auch keiner von euch.« Er deutete auf die Flieger. »Ich werde jemand anderen finden.«
»Dann kehren wir um?« fragte einer der Flieger.
Ja, dachte Sophie. Ihr kehrt um. Ihr wollt umkehren. Wirklich.
Tethger stieß erneut einen Seufzer aus. »Wir müssen zwar mit Aidris Akalans Unmut rechnen, aber… wir kehren trotzdem um.«
Sophie lächelte und sank erleichtert zu Boden. In Sicherheit, dachte sie. O Gott, wir sind in Sicherheit - jedenfalls im Augenblick! Sie blickte zu dem toten Warrag.
Ich habe gewonnen, dachte sie. Ich habe überlebt.
Sophie legte das Schwert über die Oberschenkel und betete, daß dieses Abenteuer das letzte war, das die Nacht für sie bereithielt.
KAPITEL SECHSUNDVIERZIG
Die winzigen Figuren auf dem Tisch, die seinen abwesenden Helden Jayjay Bennington und Sophie Cortiss so ähnlich sahen, bewegten sich erneut durch das Szenario. Yemus betrachtete sie mit geballten Fäusten und vergaß sogar zu atmen. »Dieses Mal müßt ihr gewinnen«, drängte er, aber in ihrem Kampf mit Aidris Akalan stürzten sie zu Boden und blieben bewegungslos liegen. Tot. Geschlagen.
Yemus hatte das Szenario jetzt dreimal hintereinander durchgespielt, ohne etwas zu verändern, immer in der Hoffnung, daß irgend etwas anderes als das Eingreifen der Machnan den Ausgang zugunsten Glenravens verändern würde. Aber jedes Mal hatte Aidris Akalan seine beiden Helden vernichtet - und nach dem Tod der Helden war die Schutzherrin ungehindert gegen die Machnan marschiert und hatte auch sie vernichtet.
Diese Methode, den Ausgang bestimmter Ereignisse zu erfahren, war natürlich nicht fehlerfrei, aber sie war schon sehr gut. Yemus vertraute ihr. Er hatte ihr auch vertraut, als er den Plan formuliert hatte, die Helden nach Glenraven zu bringen. Obwohl sich das als vollkommener Fehlschlag erwiesen hatte, sagte jedes Omen, das er bisher befragt hatte, daß Jayjay und Sophie zumindest die Möglichkeit besaßen, ihre Aufgabe zu erfüllen.
Wenn die Machnan an ihrer Seite kämpften - und nur dann.
Yemus mußte sich mit der Realität abfinden. Die Machnan hatten bereits einmal alles auf eine Karte gesetzt und ihm vertraut. Alles wegen seines Versprechens, daß er ihnen den endgültigen Sieg über Aidris Akalan schenken könnte, ohne Glenraven als Folge davon zu zerstören. Sie hatten ihm ihre Magie
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