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Glenraven

Glenraven

Titel: Glenraven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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den Machnan zum Fraß vorwerfe.« Callion lachte leise in sich hinein. »Und wenn ich die andere Frau Aidris in den Schoß lege, wird sie das lange genug ablenken, bis ich in Ruhe meine eigene Schutzherrin inthronisiert habe. Ich schmuggele sie nach Cotha Faldan und erkläre mich anschließend selbst zum Schutzherrn.«
    Hyultifs Mine verfinsterte sich. Niedere Verwandte widersprachen den älteren nicht, erst recht nicht, wenn die älteren so stark und mächtig waren wie Callion. Trotzdem sagte er: »Ich kann mich nicht an etwas Derartiges in den Omen erinnern.«
    »Wie auch. Sie haben erst in diese Richtung gedeutet, nachdem unsere Gäste hier angekommen waren.«
    »Natürlich.« Hyultif verbeugte sich. »Brauchst du mich noch?«
    »Nicht in nächster Zeit.« Callion konzentrierte sich auf seine Arbeit und kümmerte sich nicht weiter um seinen Neffen. Der Plan seines Onkels hatte Hyultif verwirrt, und er fürchtete, daß ihm seine Verwirrung deutlich anzusehen war.
    »Dann entschuldige mich bitte für eine Weile. Ich muß noch einiges vorbereiten, um für die kommenden Ereignisse gerüstet zu sein.«
    Callion wedelte geistesabwesend mit der Hand. »Geh nur. Geh nur. Ich rufe dich schon, wenn ich dich brauche.«
    Hyultif ging hinaus. Er wollte die Omen noch einmal betrachten. Zwar mochte er seinen Onkel nicht als Lügner bezeichnen, aber Hyultif war der festen Überzeugung, daß alle drei Wesen von elementarer Bedeutung waren… und das bedeutete, sie durften nicht geopfert werden.

KAPITEL FÜNFUNDFÜNFZIG
     
    Endlich hatte Aidris Akalan die verborgene Tür entdeckt. Nur mit allergrößter Konzentration hatte sie die Umrisse herausarbeiten können. Der alte Meister hatte den Eingang zu seinem Reich fast fehlerfrei getarnt. Aidris stand vor einem der Torbäume der Aregen. Bis jetzt hatte sie in der Überzeugung gelebt, mit Ausnahme ihres Dieners Hyultif alle Mitglieder dieser Rasse getötet zu haben. Hyultif hatte sie jahrzehntelang getäuscht. Diese Bäume lebten. Da sie Aidris’ Feinden Zutritt gewährt hatten und sie vor ihr beschützten, mußte die verantwortliche Aregen-Kreatur auch noch leben.
    Aidris’ Gesicht verfinsterte sich. Sie mußte einen Weg finden, um in das Reich des Aregen einzudringen - aber sie hatte ihre Armee unter dem Schutz einer magischen Finsternis hierhergeführt. Das hatte viel Energie gekostet. Als sie den Ort erreicht hatte, an dem die Flüchtlinge die letzte Nacht verbracht hatten, war sie einfach durch die Barriere gegangen - und hatte eine Falle ausgelöst. Diese Falle hatte sofort damit begonnen, Aidris magische Energie zu entziehen. Aidris konnte sich zwar schnell wieder befreien, aber jetzt besaß sie nicht mehr genügend Kraft, um gleichzeitig mit Matthiall, dem Aregen und den beiden Machnan zu kämpfen.
    Die Jäger scharten sich um ihre Herrin. Aidris hatte die künstliche Dunkelheit auf ein Mindestmaß reduziert, nachdem sie die Flüchtenden eingeholt hatten. Sie benötigte alle noch vorhandene Energie.
    Vielleicht sollte ich die Wächter rufen, überlegte Aidris.
    Sie könnten sich mit Gewalt einen Weg durch die Bäume bahnen. Selbst wenn ihnen das nicht gelang, konnten die Wächter zumindest einige Jäger töten und ihre Magie auf Aidris übertragen. Bei voller Kraft war sie ohne weiteres imstande, in das Reich des Aregen einzudringen und ihn zu töten - anschließend würde sie sich um Matthiall und seine beiden Zauberer kümmern… und dann würde sie ewig leben.
    Nur daß ihre Wächter sie verlassen hatten. Sie waren nicht hinter Matthiall und den Machnan-Zauberern hergejagt. Statt dessen waren sie davongelaufen. Hatten sich versteckt. Warum sonst war sie eher bei dem Verräter und den beiden Hexen angekommen als die Wächter?
    Aber wenn sie ihre Wächter nicht hatte, hatte sie gar nichts. Keine Macht. Keine Unsterblichkeit. Sie mußte versuchen, sie zu rufen.
    Sie warf einen Blick auf ihre Krieger, die gerade ihr Lager aufschlugen. Kin oder Kin-hera, jeder einzelne von ihnen… Futter für die Wächter… und für sie.
    Sie schloß die Augen, hob den Kopf und sandte einen lautlosen Ruf durch den Wald, der sich ausbreitete wie die Wellen in einem Teich, in den man einen Stein geworfen hat. Sie folgte den Wellen, wartete auf Antwort. Sie versuchte, ihren Ruf nicht dringend klingen zu lassen. Sie wollte sie in dem Glauben lassen, sie riefe aus ihrer Machtstellung heraus nach ihnen, so wie sie es vor tausend Jahren getan hatte, als sie den Spalt öffnete und sie dort

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