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Glenraven

Glenraven

Titel: Glenraven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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hörte ganz in der Nähe eine Art Bellen. Als sie sich umwandte, erblickte sie die Gesichter einiger Warrags, die zwischen den Bäumen des Waldes hervorkamen. Die Kreaturen blieben unvermittelt stehen, starrten verwirrt auf den Durchgang und begannen zu heulen.
    »Ich habe das Tor geschlossen - ihr Pech, daß sie vorher noch einen Blick auf mein Reich werfen konnten.« Ein Blitz schoß aus den beiden Bäumen und traf die Warrags. Sie schrien auf und zerfielen zu Staub. »Sie werden der alten Hexe nicht berichten, was sie gesehen haben.«
    Jay schauderte - sowohl wegen der tödlichen Blitze als auch wegen der Kälte der Stimme, die sie herbeigerufen hatte.
    »Callion. Ich habe nicht mehr geglaubt, daß du noch rechtzeitig kommen würdest«, sagte Matthiall. Jay wandte sich von der Tür ab und betrachtete den Mann, mit dem ihr Führer gesprochen hatte.
    Aber es war gar kein Mann, sondern ein… Tier! Das Tier blickte von Matthiall zu Sophie und von Sophie zu Jay. Jay versuchte, das Wesen nicht allzu offensichtlich anzustarren. Callions kleine Knopfaugen funkelten. Seine breite schwarze Nase zuckte, und als er grinste, erkannte Jay eine Reihe nadelspitzer Zähne. Er war nicht größer als einen Meter. Seine nackten Füße, doppelt so lang wie die von Menschen, hatten vier Zehen mit scharfen Krallen an den Enden. Zwei schwarze Streifen liefen von seinen Zehen über die Füße und verschwanden unter den Hosenbeinen. Die grobe, handgearbeitete Hose wurde unterhalb des rundlichen Bauches von einem Hanfseil gehalten. Callion trug kein Hemd - wahrscheinlich benötigte er keins wegen seines dichten Fells. Der gesamte Oberkörper war von einem kurzen, cremigweißen Pelz bedeckt, der an den Seiten goldbraun wurde. Auf dem Rücken wurde das Fell gröber und länger. Vier breite schwarze Streifen zogen sich vom Nacken aus über den Rücken. Callion sah aus, als wäre er eben erst aufgestanden. Insgesamt wirkte er wie ein übergroßer bekleideter Dachs.
    Der Dachs wandte sich an Matthiall und sagte: »Nun, diesmal hast du wirklich Schwierigkeiten mitgebracht. Jetzt hockt sie da draußen, und wenn ich sie richtig einschätze, dann tüftelt sie gerade an einer Möglichkeit, wie sie hier hineinkommt.«
    »Es tut mir leid«, erwiderte Matthiall. »Wir hatten keine andere Wahl.«
    »Wir hatten keine andere Wahl«, murrte das Wesen. »Nein, ich nehme an, euch blieb wirklich nichts anderes übrig. Schade nur, daß ich sie nicht alle umbringen kann. Dann wäre es ein für allemal vorbei.« Callion drehte sich um und verbeugte sich vor Jay und Sophie. »Willkommen«, sagte er. »Ihr seht aus, als hättet ihr eine lange und anstrengende Reise hinter euch. Ich werde euch etwas zu essen bringen und für ein warmes Bad sorgen. Ich würde euch auch noch frische Kleider anbieten, wenn ich welche hätte. Doch mein Neffe wird eure Kleider waschen, während ihr badet.«
    »Neffe?« fragte Matthiall.
    »Ein Verwandter, den ich eigentlich längst für tot gehalten habe, ist zu Besuch gekommen.« Callion mußte den Kopf weit zurücklegen, um Matthiall in die Augen zu sehen. »Sollen wir nicht hineingehen? Deine Freunde wirken erschöpft.«
    Callion wandte sich um und deutete auf eine kleine Holztür, die den Eingang zu einem künstlichen Hügel bildete. Der Hügel war an den Seiten über und über von Wildblumen bedeckt. Callion blickte zu den beiden Frauen und verbeugte sich erneut. »Mein Haus. Es ist weder für Alfkindir noch für Machnan konstruiert… aber ihr werdet zurechtkommen, wenn ihr auf eure Köpfe achtet.«
    Er führte sie zu dem kleinen Hügel, öffnete die Tür und bat sie hinein. Jayjay mußte sich ducken, als sie eintrat, und auch im Inneren konnte sie sich nicht aufrichten. Die Decke war höchstens anderthalb Meter hoch. Für Callion war das mehr als ausreichend.
    Das ganze Haus schien in den Hügel hineingegraben worden zu sein. Die Wände wurden von grob behauenen Balken abgestützt. Der Besitzer schien seine Zeit nicht mit Verzierungen oder Feinarbeiten vergeudet zu haben. In der Eingangshalle füllten mehrere Regale den Raum zwischen den Balken. Sie waren mit getrocknetem Fleisch, Gewürzen und anderen Dingen gefüllt, die Jay nicht identifizieren konnte… und auch gar nicht wollte. Die Gänge waren spärlich erleuchtet, so daß die Gäste nicht sonderlich gut sehen konnten. Der Boden bestand wie Wände und Decke aus Dreck.
    »Durch die erste Tür«, sagte Callion und führte sie in einen kleinen Raum. »Ich werde gleich wieder

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