Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Glenraven

Glenraven

Titel: Glenraven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
Vom Netzwerk:
Schutzherrin war, dann konnte Yemus ihn vermutlich als Freund betrachten. Und wenn schon nicht als Freund, dann zumindest als zeitweise Verbündeten.
    Yemus ging zu seiner Werkbank und kam mit einem Auflöser zurück, einem praktischen kleinen Gerät, das sein Großvater entwickelt hatte, als er Oberzauberer von Zearn war. Yemus legte dem bewußtlosen Kin den Auflöser auf die Brust und aktivierte ihn, indem er ihn mit einer winzigen Portion magischer Energie auflud. Der Auflöser begann zu arbeiten und löste jeden Zauber, der auf dem Mann lag, in umgekehrter Reihenfolge auf.
    Zuerst versuchte der Auflöser, ihn dorthin zurückzuschicken, wo er hergekommen war, aber dazu fehlte ihm die Kraft. Er folgte jedoch den Abläufen, die dafür notwendig waren, und Yemus bekam einen ersten Eindruck von der Arbeitsweise seines Feindes. Dann wurde der Starre-Zauber aufgelöst. Auch dieser war anders gewirkt, als Yemus es getan hätte. Ein Zauber, der auf brutaler Kraft beruhte, nicht auf Finesse - ein Zauber von jemandem, der ungeheure Macht besaß, jemand, der es nicht nötig hatte, jedes Quentchen magischer Energie sorgsam zu bewahren.
    Der Zauber schwand, und der Mann begann aufzuwachen. Yemus stellte fest, daß der Auflöser inzwischen begonnen hatte, einen weiteren Zauber zu löschen. Yemus nahm das Gerät rasch fort und machte den ersten Schritt der Auflösung rückgängig. Diesen Zauber schien der Mann selbst über sich geworfen zu haben, und Yemus nahm an, er würde es nicht gutheißen, wenn dieser entfernt wurde.
    Der Kin schlug die Augen auf und blinzelte an die Decke. Er runzelte die Stirn, rieb sich mit einer Hand die Schläfen und stöhnte.
    »Wie fühlst du dich?« fragte Yemus.
    Jetzt erst sah ihn der Kin. »Wer bist du… und was machst du hier?«
    Yemus lachte. »Dasselbe könnte ich dich fragen. Aber so wie es aussieht, hast du etwas Schlimmes durchgemacht. Also: Ich bin Yemus Sarijann, Erster Zauberer von Zearn. Jetzt allerdings natürlich nur noch einfach Zauberer… aber… « Er zuckte die Achseln. »Und ich bin hier gefangen, genau wie du.«
    »Dann weiß ich, wer du bist.« Der Kin versuchte sich aufzurichten, verlor aber sein Gleichgewicht und fiel zurück. Yemus fing ihn auf, ehe er sich den Kopf auf dem Steinfußboden aufschlagen konnte, und half ihm, sich zu setzen.
    »Danke.« Der Kin sah sich um, dann richtete er seinen Blick auf Yemus. »Ich habe von dir gehört«, sagte er. »Ich bin Matthiall, Sohn von Gerlin und Elloe, der letzte der Shae Kin.« Er nickte höflich.
    Yemus lächelte. »Willkommen in meiner bescheidenen Hütte.«
    »Wir sind gefangen?«
    »Allerdings. Du befindest dich in der Aptogurria von Zearn, einst mein Arbeitsplatz und jetzt mein Gefängnis… und das deine. Hast du eine Ahnung, wie du hierher gekommen bist?«
    Matthiall stand auf und ging langsam zu dem schmalen Fenster. Er blickte hinaus, ohne sich dazu auf die Zehenspitzen stellen zu müssen wie Yemus. Mit dem Rücken zu Yemus sagte er: »Nicht die geringste… nur daß ich zu einem alten Freund ging, um Hilfe zu suchen, und als ich erwachte, war ich hier anstatt dort.«
    Yemus dachte an die fremdartige Magie, gewirkt auf eine Art, die er noch nie gesehen hatte. »Was war das für ein alter Freund?«
    »Einer der letzten Aregen.«
    »Die Meister? Meine Güte, ich dachte, die Meister wären ausgestorben.«
    »Nicht ganz.«
    »Ich verstehe.« Er überlegte, ob es klug war, dem Kin zu erzählen, was er wußte, und entschied, daß es nichts schaden konnte. »Dein Freund ist kein besonders guter Freund, würde ich sagen. Auf dir lag ein Zauber, der dich für einen Tag oder länger bewußtlos machen sollte. Starker Tobak. Und die Magie, mit der er dich auf meinem Fußboden abgeladen hat, war auch nicht von schlechten Eltern. Es war Kraft-Magie, für die es nicht nötig war, als Hebel eine kleine Portion Magie einzusetzen, um so eine größere Wirkung zu erzielen.«
    »Dann hat Callion mich also hergeschickt.« Matthiall drehte sich um und starrte Yemus an. »Ich muß hier raus. Er hat immer noch Jay und Sophie.«
    Yemus gefror das Blut in den Adern. »Zwei Außenweltler? Frauen?«
    Matthiall nickte. »Dann kennst du sie. Soweit ich es mir zusammenreimen konnte, bist du in gewisser Weise dafür verantwortlich, daß sie hier sind.«
    »Und jetzt sind sie in den Händen eines Meisters?« Yemus schauderte. »Hast du eine Ahnung, was er vorhat?«
    »Ich dachte, er würde mir helfen«, antwortete Matthiall. »Aber da ich mich darin

Weitere Kostenlose Bücher