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Glenraven

Glenraven

Titel: Glenraven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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auf, rissen an den Stricken, mit denen sie festgebunden waren, und drohten durchzugehen. Wenn sie sich nicht bald wieder beruhigten, würden sie sich losreißen.
    »O mein Gott!« schrie Jayjay. Sophie sah zu ihrer Freundin, um sich zu vergewissern, daß sie wach war.
    »Komm! Hilf mir bei den Pferden!«
    Die Pferde waren mehr als nur verängstigt. Sie waren hysterisch. Im selben Augenblick, als Jay und Sophie die Tiere erreichten, riß sich eines los und galoppierte in die Dunkelheit. Die anderen drei wieherten und schnaubten wie von Sinnen und rissen heftig an ihren Halftern.
    Sophie kümmerte sich um die beiden, die ihr am nächsten standen, und versuchte sie zu beruhigen. Sie trat langsam näher und redete mit leiser Stimme auf die Tiere ein. Beide Pferde bleckten die Zähne und legten die Ohren an. Eines bäumte sich auf, um mit den Vorderhufen nach Sophie zu schlagen.
    »Sophie… « Jay zog sich von den Pferden zurück. »Soph! Zum Feuer. Schnell!« Jayjay war in Panik.
    Sophie wandte sich um und rannte zurück in die fragwürdige Sicherheit am Rand des Feuers. Wieder einmal mußten die Pferde hinter ihren eigenen Interessen zurückstehen.
    Jayjay deutete in die Dunkelheit. Funkelnde Lichter umkreisten den Rand des Lagers. Es war kein ›Teppich‹, wie sie ihn tags zuvor gesehen hatten.
    Jayjay funktionierte zwei der dickeren Äste zu Fackeln um und gab ihrer Freundin eine davon. »Besser als nichts«, sagte sie.
    »Stimmt.« Sophie hielt den brennenden Ast vor sich und versuchte nicht zu zittern. Das Heulen des Windes wurde ständig lauter - gemischt mit einem unheimlichen, klagenden Gesang. In jeder Böe hörte Sophie hundert mißtönende Stimmen… oder tausend. Welchen Nutzen hatte die kleine Fackel gegen den Tod aus dem Wind? Was sollte das alles noch?
    Ein weiteres Pferd riß sich los und raste in die Finsternis.
    Sophie sah, wie ein Tentakel aus wunderschönem Licht dem Pferd folgte. Was immer auch da draußen sein mochte, es wollte nicht nur Menschen… sondern auch Pferde. Die Tiere hatten keine Chance. Sophie biß sich auf die Lippe. Die beiden Frauen würden wahrscheinlich das gleiche Schicksal erleiden wie die Pferde.
    Sophie blieb keine Zeit, sich darüber Gedanken zu machen. Der Wind wurde immer lauter. Aus dem Donnergetöse eines Gewitters wurde das schrille Kreischen eines Tornados. Ein heulender Wirbel krachte durch die Baumkronen. Unzählige Lichter tanzten in seinem Innern. Der ganze Sternenhimmel schien sich wild drehend durch den Trichter hinabzustürzen.
    Die Spitze des Wirbels schlug in das kleine Feuer und riß Holz, Asche und Glut hinauf. Die wahnsinnige Kakophonie der Stimmen wurde immer lauter… lauter sogar als der Tornado… und sanfter. Sophie bemerkte, daß die Stimmen direkt in ihrem Kopf zu sein schienen. Sie hämmerten gegen das Innere ihres Schädels, so daß Sophie das Gefühl hatte, ihr Kopf müsse jeden Augenblick in einer ungeheuren Explosion vergehen, die sogar die Macht des Tornados übertreffen würde. Sie konnte die Stimmen fühlen . Es waren die Stimmen von Gier, Wut und allumfassendem Haß… das Böse .
    Jayjay ließ die Fackel fallen und preßte die Hände gegen die Schläfen. Sie hatte die Augen geschlossen und schrie. Sophie konnte nur für einen Augenblick zu ihrer Freundin sehen, bevor ihr eigener Schmerz so groß wurde, daß auch sie die Fackel fallen ließ - ein stechender Schmerz, hart wie Diamant, der sich seinen Weg wie ein Messer… wie tausend Messer… durch ihren Schädel bahnte. Sophie brach zusammen und übergab sich auf den weichen Waldboden.
    Irgend jemand… helft uns, dachte sie. Bitte, helft uns! Ich will noch nicht sterben!

KAPITEL ACHTUNDZWANZIG
     
    Matthiall schritt durch die mondhelle Nacht. Hinter ihm folgten die Kin und Kin-hera, die das Miststück persönlich ausgewählt hatte. Sein schlimmster Feind - außer Ihr -, der Bastard Bewul, ging am Ende der ›Jagdgruppe‹ und sprach mit seinen Freunden.
    Matthiall rechnete damit, daß Bewul und seine Leute ihm noch Schwierigkeiten bereiten würden. Sie hatten energisch protestiert, als die Schutzherrin Matthiall den Auftrag gegeben hatte, die Suche nach den beiden Eindringlingen zu leiten, die die Zerstörung der Kin planten. Als sie Bewul seinem Kommando unterstellt hatte, hatten sich Bewuls Anhänger noch mehr aufgeregt. Matthiall hätte am liebsten abgelehnt. Er hatte nie ein Geheimnis aus seinem Haß auf die Schutzherrin und ihre Politik gemacht - aber er hoffte, daß Aidris

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