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Glenraven

Glenraven

Titel: Glenraven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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daß sie auf diese Weise besser schmeckten als auf jede andere. Mitch hatte einfach nur dagesessen, während seine Tochter ihn mit dem ekelhaften Zeug gefüttert hatte. Sein Gesicht war schwarz vor Holzkohle gewesen. Sophie hatte ihn ausgelacht, und weil sie gelacht hatte, hatte er sie in den Arm genommen und geküßt und das schwarze Zeug auch auf ihrem Gesicht verteilt. Karen hatte danebengesessen und gelacht.
    Die Ohren der Pferde zuckten im Schlaf. Ihre Schweife wedelten träge hin und her. Sophie legte erneut Holz nach.
    Es war ein guter Abend gewesen. Am nächsten Morgen waren sie aufgestanden und zum Fischen gegangen. Karen hatte ihre Würmer selbst befestigt und auch die Fische selbst vom Haken genommen. Dabei hatte sie darauf geachtet, den Haken möglichst vorsichtig aus dem knorpeligen Maul zu entfernen, damit kein Schleim an ihre Kleidung kam. Karen hatte die kleineren Exemplare wieder freigelassen und nur einen der beiden größeren behalten - als Frühstück. Als die Sonne den Morgennebel vertrieben hatte, hatten sie glücklich am Feuer gesessen und den Fisch verspeist.
    Sie war so stolz auf sich gewesen… und erst zehn Jahre alt.
    Wenigstens hat Karen immer gewußt, wieviel sie uns bedeutet, dachte Sophie.
    Eines der Pferde schnaufte, hob den Kopf und sah sich mit geblähten Nüstern um. Seine Ohren bewegten sich unruhig. Sophie beugte sich vor und lauschte, doch es war nichts zu hören. Die Nacht war vollkommen still. Das Pferd schien trotz seiner Wachsamkeit in keiner Weise beunruhigt zu sein, nur… neugierig. Sie lehnte sich wieder entspannt zurück.
    Sophie legte noch etwas Holz nach. Das Feuer brannte wieder etwas heller, und das freundliche Glühen beruhigte ihre Nerven.
    Das Pferd verlor sein Interesse an was auch immer es gehört haben mochte. Es wieherte leise und senkte langsam den Kopf. Sophie schaute sich noch einmal um. Sie war dankbar für die Anwesenheit der Pferde. Sie waren gute Wachhunde. Im Falle eines Angriffs wären sie zwar wertlos, aber der Umstand, daß sie normalerweise die Beute anderer Tiere waren, machte sie sehr vorsichtig. Wenn sich irgend etwas Gefährliches dem Lager näherte, würden sie rechtzeitig Alarm schlagen.
    Sophie lehnte sich wieder zurück und starrte ins flackernde Licht des Feuers… und sah Karens Gesicht, Mitchs Gesicht. Karen. Mitch. Karen…
     
     
    Sophie wurde von einem verängstigten Wiehern geweckt. Sie war eingenickt. Nacken und Rücken taten ihr weh. Sie hatte im Sitzen geschlafen… und zwar verdammt lange. Das Feuer, das vorhin noch so hell und freundlich geleuchtet hatte, war fast ausgebrannt. Hier und da züngelten noch ein paar Flammen, doch der größte Teil der Feuerstelle war nur noch von einer Schicht weißer Asche bedeckt. Selbst die dicksten Äste waren mittlerweile zu feinem Staub verbrannt.
    Die Pferde zerrten unruhig an ihren Halftern, bäumten sich auf und schlugen mit den Köpfen. Der Wald ringsum bewegte sich auf das Lager zu - immer enger um den kleinen, verblassenden Lichtkreis - und starrte Sophie aus glühenden Augen an. Sie hörte, wie Wind durch die Wipfel rauschte und an den Ästen rüttelte. Durch die kleinen Öffnungen im Dach des Waldes konnte Sophie erkennen, daß der Himmel noch immer klar war - doch um sie herum erwachte ein Sturm.
    Sophie erschauerte, und die Nackenhaare richteten sich auf. Als der Wind sie berührte, wußte Sophie, daß es kein richtiger Wind war. Es war das Ding, das sie und Jay beobachtet hatte, als sie die Straße hinuntergekommen waren. Es hatte sie beobachtet, als sie in den Wald geritten waren. Beobachtet… und gewartet. Es war purer Haß. Das Böse.
    Und es hatte Hunger.
    Das Feuer, dachte Sophie. Ich muß das Feuer wieder in Gang bekommen.
    »Jay!« kreischte sie und griff nach den kleinsten Ästen, die sie finden konnte, warf sie in die Mitte der Feuerstelle und versuchte, sie mit den wenigen noch glühenden Holzstücken zu entfachen.
    »Jay!« Sophie durchwühlte ihr Gepäck und zog einen weiteren Anzünder hervor.
    » JAYYY! Wach auf!« Sie schob die Zweige zu einem Haufen zusammen und sah erleichtert, wie sie Feuer fingen.
    »Um Himmels willen, Jayjay, wach auf! Sie kommen!«
    Sophie vernahm das Knistern von Zweigen und legte einige größere Holzstücke nach. Das Feuer brannte noch immer klein und matt.
    Jayjay kroch mit geschwollenen Augen aus dem Zelt, »Was?« murmelte sie, immer noch im Halbschlaf.
    Der Wind wuchs zu einem Heulen an. Die Pferde gerieten in Panik. Sie bäumten sich

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