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Glenraven

Glenraven

Titel: Glenraven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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»Vielleicht hast du recht. Vielleicht brauchst du das wirklich.« Er kam näher, legte die Arme um seine Frau und drückte sie an sich. Sie spürte, wie sich sein Gesicht in ihr Haar senkte. »Ich möchte, daß du zu mir zurückkommst, Liebling. Du warst schon viel zu lange weg.«
    Sophie versteifte sich und ging etwas auf Abstand. Sie wollte Mitch nicht verletzen, aber seine Berührung wollte sie auch nicht - wenn er sie berührte, dann fühlte sie sich noch verwirrter und verwundbarer. »Ich weiß.« Sie konnte seinen Schmerz über ihre Abweisung fast körperlich spüren, aber irgendwie war es ihr nicht möglich, sich zu entschuldigen oder es ihm zu erklären. Mitch war für sie da, aber sie konnte nicht für ihn da sein.
    Sophie wußte nicht, ob sich das jemals ändern würde.

KAPITEL DREI
     
    Aidris Akalan schlich geisterhaft und geheimnisvoll durch den vertrauten Steintunnel. Jahre der Heimlichkeit hatten sie mißtrauisch gemacht, obwohl niemand mehr lebte, der ihr Geheimnis hätte verraten können. Sie betrat die gewundene Treppe, die immer tiefer hinab führte, hinunter in den kalten, stillen und hungrigen Bauch der Erde… hinab in die Dunkelheit. Das Gewicht von Jahrhunderten lastete auf ihren Schultern, und in diesem Augenblick spürte sie jedes einzelne Jahr. Sie beeilte sich nicht. Das war auch gar nicht möglich, obwohl das, was in der Tiefe auf sie wartete, jede atmende Kreatur zur Eile angetrieben hätte. Die meisten hätten sich beeilt, von hier zu verschwinden - oder vielleicht auch nicht - ; auf jeden Fall hätte sie sich beeilt. Die Schmerzen in ihren Knochen und Muskeln waren wieder stärker geworden. Die Zeit erwies sich einmal mehr als unerbittlicher Feind.
    Aidris trieb sich weiter voran. Die Treppe endete in einem weiteren Korridor, der grob aus dem Felsgestein gehauen war. Die Klänge der Oberflächenwelt waren mittlerweile verstummt. Das Schlürfen ihrer lederbesohlten Schuhe und das Rasseln ihres eigenen Atems war alles, was sie noch hören konnte. Aber ihr Gehör war sowieso nutzlos. Sie würde sie erst hören, wenn sie es wollten. Sie würde sie auch nicht sehen… oder riechen.
    Aber Aidris konnte sie fühlen - bereits in diesem Augenblick. Sie warteten ein kurzes Stück weiter vorn. Noch waren sie weder ungeduldig noch wütend. Sie warteten einfach - kalt, erbarmungslos und schrecklich.
    Meine Diener, dachte Aidris spöttisch. Meine Wächter.
    Sie hatte sie in ihr Haus genommen, sie genährt - und als Ausgleich wurde sie von ihnen versorgt. Aber sie bedrohten Aidris auch; jeden Tag, jede Stunde mehr. Das Böse in ihnen jagte Aidris keine Furcht ein, obwohl sie unvorstellbar böse waren. Auch fürchtete Aidris nicht die Gewalt, zu der sie fähig waren. Sie hatten genug andere Ziele, um sich auszutoben. Sie brauchten Aidris nicht. Das einzige, was Aidris fürchtete, war, daß sie ihrer überdrüssig werden könnten, sobald sie merkten, wie sehr Aidris auf sie angewiesen war. Sie fürchtete, sie würden einen Weg finden, sich von ihr zu lösen, oder sie würden jemand anderes finden… einen anderen Förderer . Sie dachte über diesen Begriff nach, betrachtete ihn von allen Seiten und beschloß, daß er genau richtig war. Ja, Aidris war ihre Förderin. Und Aidris fürchtete, irgendwann einmal austauschbar zu sein.
    In ihrer Gegenwart verdichtete sich die Luft. Aidris fühlte, wie sie beobachtet wurde, obwohl nach wie vor nichts zu sehen war. Sie warteten, prüften sie - oder war es vielleicht Spott? Vielleicht warteten sie darauf, daß Aidris Angst bekam, daß sie sich unterwürfig zeigen würde. Sie spielten mit ihr. Aber Aidris zeigte keinerlei Reaktion. Aidris’ Macht war von anderer Art als die ihre, aber sie fürchtete sich nicht. Das würden sie niemals fertigbringen.
    Ein kurzer Windstoß erzeugte ein sanftes Wispern am Ende des Korridors. Sie kamen näher. Manchmal kündigten sie sich auf eine andere Art an; diesmal war es Wind. Aidris ging weiter, den Kopf erhoben, soweit es der gebeugte Rücken zuließ.
    Der Wind wurde immer stärker. Das Wispern wurde lauter. Aidris konnte beinahe die gezischten Drohungen und den Spott in ihren bösartigen Stimmen hören.
    Näher. Näher.
    Aidris zeigte keine Furcht. Sie mußte sie wieder mit der Hand füttern, um sie daran zu erinnern, was sie Aidris schuldeten. Ihre Zellen sollten voll sein - das nächste Mal würde Aidris ihnen trotzdem jemanden mitbringen, nur so zum Vergnügen mitbringen. Das würde sie daran erinnern, daß sie alles,

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