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Gletschergrab

Gletschergrab

Titel: Gletschergrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indridason
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vertrauen. Wenn Fragen aufkommen, sind übereinstimmende Antworten wichtig.
    In Bezug auf dieses Flugzeug ist Geheimhaltung absolut unumgänglich.«
    »Ich frage noch einmal: Was ist das für ein Flugzeug?«, warf der Premierminister ein.
    »Auf diese Frage können wir keine Antwort geben«, sagte der Admiral. »Bedauerlicherweise.«
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    »Dann ist dieses Treffen hiermit beendet, bedauerlicherweise«, sagte der Premierminister, rückte seinen Krawattenknoten zurecht und stand auf.
    Die Amerikaner warfen sich einen Blick zu. Sie beobachteten, wie sich die beiden Minister zum Aufbruch bereitmachten. Sie hatten damit gerechnet, dass die Isländer sich nicht mit irgendwelchen Halbheiten über das Flugzeug abspeisen lassen würden, wollten es aber trotzdem erst einmal auf diese Weise probieren.
    »Sagt Ihnen das Manhattan-Projekt etwas?«
    »Das Manhattan-Projekt? Nicht viel«, erwiderte der Außenminister.
    »Dabei handelt es sich um den Codenamen für unsere Atomtests gegen Kriegsende. Wir kennen die Geschichte selber nur bruchstückhaft, es hat sich ja alles lange vor unserer Zeit zugetragen. Gegen Kriegsende haben wir einige deutsche Wissenschaftler, die am Atomwaffenprogramm der Nazis gearbeitet hatten, in die Staaten gebracht und sie im Manhattan-Projekt beschäftigt. Das ist uns teuer zu stehen gekommen, besonders nachdem sich herausstellte, was die Nazis den Juden im Krieg angetan hatten. Die Israelis haben behauptet, einige dieser Wissenschaftler hätten an Versuchen in Konzentrationslagern mitgearbeitet.«
    Der General legte eine kurze Pause ein, um den Ministern Gelegenheit zu geben, über seine Worte nachzudenken. Er spulte nur herunter, was man ihm aufgetragen hatte zu sagen, falls es Probleme gäbe. Jetzt war es so weit. Die Minister standen mit fragendem Gesichtsausdruck vor ihm.
    »Damals ging es, wie in allen anderen Bereichen auch, um den Wettlauf mit den Russen. Sie griffen sich viel mehr deutsche Wissenschaftler, als wir jemals auf unsere Seite ziehen konnten.
    Niemand sagte etwas dazu. Wie auch immer. Die Maschine kam von Hamburg, mit vier deutschen Atomwissenschaftlern an 86

    Bord. Sie machte eine Zwischenlandung in Schottland und sollte auf dem Weg in die USA noch einmal in Reykjavik landen, geriet aber in ein Unwetter und stürzte über dem Gletscher ab.
    Soweit wir wissen, kamen alle Insassen dabei ums Leben.
    Zumindest hat man sie nie gefunden. Das Flugzeug blieb ebenfalls verschwunden, aber jetzt scheint die Gelegenheit gekommen, es zu bergen und nach Hause zu transportieren.«
    »Aber ich begreife nicht, was die Entdeckung der Maschine für Probleme aufwerfen sollte«, sagte der Außenminister. Die beiden Minister hatten wieder auf dem Sofa Platz genommen.
    »Die Entdeckung des Flugzeugs hätte gewaltige Konsequenzen für uns und würde die Debatte über die deutschen Wissenschaftler aufs Neue anfachen. Darauf können wir gut verzichten. So einfach ist das. Jetzt kennen Sie die Wahrheit. Können Sie sich jetzt vorstellen, mit uns zu kooperieren?«
    »Ich glaube, das müssen Sie uns noch etwas genauer erklären«, sagte der Premierminister.
    Immanuel Wesson blickte den Admiral an und stieß einen tiefen Seufzer aus.
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    Als Island in den achtziger Jahren mit dem Bau eines eigenen Terminals den Betrieb des internationalen Flughafens in Keflavík von den Amerikanern übernahm, wurde die Basis für den Durchgangsverkehr gesperrt. Der Stützpunkt war infolgedessen noch mehr isoliert als vorher, obwohl die Kontakte zwischen der einheimischen Bevölkerung und den Soldaten schon immer auf ein Minimum beschränkt gewesen waren. Ein hoher Zaun grenzte das militärische Gebiet von der Umgebung ab. Betreten konnte man die Basis nur durch zwei Checkpoints, die Tag und Nacht bemannt waren. Die Einfriedung wurde nicht speziell überwacht, aber die Militärpolizei patrouillierte regelmäßig durch die Wohnsiedlungen innerhalb der Basis und kontrollierte dabei den Zaun wie alles andere auch.
    Kristín ließ sich vom Taxifahrer in das Wohngebiet in Keflavík bringen, das dem Zaun am nächsten lag. Sie wartete, bis der Wagen von der Straße abgebogen war, und lief dann in Richtung Militärstützpunkt. Nach wenigen Augenblicken hatte sie den Zaun erreicht und kletterte darüber, nachdem sie sich noch einmal umgesehen hatte. Er war oben mit Stacheldraht versehen, an dem Kristín sich einen kleinen Winkelhaken in ihre Kleidung riss, als sie hinüberkletterte und auf der anderen Seite heruntersprang. Der

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