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Gletschergrab

Gletschergrab

Titel: Gletschergrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indridason
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vorstellte. Wesson war klein und hatte einen harten Zug im Gesicht. Der Admiral war korpulent, hatte ein rotes Gesicht und hinkte leicht, weil eins seiner Beine etwas kürzer war als das andere. Es war neun Uhr abends, die Straßen waren ebenso leer wie das Hotel. Der Außenminister war auf die 80

    Idee gekommen, die Suite zu nutzen. Er hatte dort oft Meetings mit ausländischen Gästen abgehalten, die aus privaten Gründen nach Island gekommen waren und sich von der Presse fern halten wollten.
    Nach der Begrüßung und gegenseitigen Vorstellung ließen sie sich in der ausladenden Sitzgruppe der Suite nieder, und der Premierminister setzte eine fragende Miene auf.
    »Was liegt an?«, fragte er, griff nach seiner Krawatte und lockerte den Knoten ein wenig.
    »Wir möchten damit beginnen, Ihnen dafür zu danken, dass Sie zu diesem dringlichen Treffen gekommen sind«, sagte der Admiral und blickte von einem zum anderen.
    »Wir bitten um Entschuldigung, dass es so kurzfristig anberaumt worden ist. Die Umstände haben dies erfordert, wie Sie sicher verstehen werden, wenn wir Ihnen die Angelegenheit dargelegt haben. Es ist allerdings von zentraler Bedeutung, das muss ich nachdrücklich hervorheben, dass alles, was hier gesagt wird, in diesem Kreis bleibt.«
    Die Minister nickten und warteten gespannt. Der General räusperte sich und begann mit seinen Ausführungen.
    »Wie Ihnen selbstverständlich bekannt ist, beobachten wir gemäß dem Abkommen über die Stationierung unserer Truppen auf isländischem Boden in militärischer Hinsicht alles, was rund um diese Insel geschieht. Die Überwachung erfolgt mithilfe von U-Booten, Flugzeugen, Radarschirmen und Satelliten. Zu den Punkten, die unter besonders intensiver Beobachtung stehen, gehört auch eine bestimmte Stelle auf dem Vatnajökull. In den letzten Jahren haben wir ihn ausschließlich mit Satelliten überwacht. Früher überflogen …«
    »Entschuldigung, sagten Sie Vatnajökull?«, fiel ihm der Außenminister mit verblüffter Miene ins Wort.
    »Erlauben Sie mir, später darauf einzugehen«, sagte der General und fuhr fort, als habe es die Unterbrechung nicht 81

    gegeben. »Ihren Fragen widmen wir uns im Anschluss. Früher überflogen wir das Gebiet auf dem Vatnajökull mit Aufklärungsflugzeugen, aber seit dem Zeitalter der Satelliten ist die Überwachung sehr viel einfacher geworden. Die Überwachung des Gletschers hat historische Gründe, die Angelegenheit ist für uns recht prekär. Im letzten Weltkrieg stürzte ein Flugzeug über dem Gletscher ab und wurde von ihm geschluckt. Wir wissen relativ genau, wo die Bruchlandung stattgefunden hat, aber wegen der damaligen Wetterverhältnisse konnten wir nicht rechtzeitig dorthin gelangen. Als die Einsatzkommandos, rund 200 amerikanische Soldaten aus den Reihen der in Reykjavik stationierten Streitkräfte, endlich auf den Gletscher gelangen konnten, fanden sie vom Flugzeug keine Spur mehr. Wie ich bereits sagte, der Gletscher hatte es verschlungen.«
    Der General legte eine kurze Pause ein, und der Premierminister packte die Gelegenheit beim Schopfe.
    »Um was für ein Flugzeug handelt es sich?«
    »Vor kurzem tauchte es auf militärischen Satellitenbildern vom Gletscher auf«, sagte der General und ließ sich nicht ablenken. »Wir haben uns anhand dieser Bilder und weiterer Aufnahmen, die später an derselben Stelle gemacht wurden, vergewissert und uns dann entschlossen, einen Vorstoß auf den Gletscher zu unternehmen, um das Flugzeug freizulegen, zu unserer Basis zu transportieren und von dort aus über den Atlantik zu bringen. Das wird einen umfangreichen Truppentransport über isländisches Hoheitsgebiet erfordern, sowohl was die Ausrüstung als auch was die Truppenzahl betrifft.«
    Der Außenminister brachte den Gedanken zu Ende:
    »Und Sie benötigen die Erlaubnis der isländischen Regierung für eine solche Operation.«
    »Wir hatten niemals vor, etwas gegen Ihren Willen zu 82

    unternehmen«, erwiderte der Admiral.
    »Wir werden uns selbstverständlich so unauffällig wie möglich durchs Land bewegen«, fügte der General hinzu, »und wir werden darauf achten, dass die Bevölkerung nicht behelligt wird. Diesbezüglich haben wir diverse Vorkehrungen getroffen, auf die wir später gern noch genauer eingehen werden. Uns ist bewusst, wie die meisten Isländer zu unseren Streitkräften stehen, und wir wissen auch, dass Truppentransporte über isländisches Hoheitsgebiet nicht gern gesehen sind, aber hierbei handelt es

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