Gletschergrab
simuliert. Auf dem Gletscher sind etwa einhundertfünfzig Personen. Ich dachte, wir hätten bei unserem letzten Treffen diesbezüglich Übereinstimmung erzielt.
Die Teilnehmer an dieser Übung tragen keine richtigen Waffen, sondern Attrappen, von denen keinerlei Gefahr ausgeht.«
»Weshalb wurden wir dann nicht darüber informiert, welcher Art die Bewaffnung ist?«, fragte der Premierminister. »Bei unserem ersten Treffen war nur die Rede davon gewesen, diese verdammte Maschine vom Gletscher zu holen, um sie nach Amerika zu transportieren. Das sollte unter Ausschluss der Öffentlichkeit geschehen. Inzwischen hat es einen Toten oben auf dem Eis gegeben. Uns wurde gesagt, es handle sich um eine wissenschaftliche Expedition und nicht etwa um Krieg. Was sollen diese Allüren? Wozu diese grobe Missachtung aller Vereinbarungen? Was bezwecken Sie mit diesem Verhalten?
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Was hat dieser Affront zu bedeuten? Diese Vorgehensweise ist nicht nur empörend, sondern auch in hohem Maße dazu angetan, unsere Beziehungen zu gefährden.«
Wieder antwortete der Admiral.
»Wir tragen keine Schuld daran, was diesem Mitglied der Rettungsmannschaft zugestoßen ist. Im Übrigen wird die Operation morgen Vormittag beendet sein. Dann werden wir den Gletscher verlassen und dafür sorgen, dass keinerlei Spuren zurückbleiben. Es ist im Grunde genommen ja gar keine große Sache. Ich hoffe, dass wir uns an die offiziellen Verlautbarungen halten können, auf die wir uns bei unserem letzten Treffen geeinigt haben: ein zweitägiges Übungsmanöver, weiter nichts.«
»Unsere Rettungsgruppe hat gemeldet, dass Ihre Leute bewaffnet sind, und der Übungsleiter hegt den Verdacht, dass die beiden Isländer, die in der Gletscherspalte gefunden wurden, Ihnen bei Ihren Aktionen auf dem Gletscher in die Quere gekommen sind. Kann das stimmen?«, fragte der Justizminister.
»Uns liegen keinerlei Information dieser Art vor.« Wieder antwortete der Admiral, der General hatte bislang noch nichts zum Gespräch beigetragen. »Wir müssen unter sehr erschwerten Bedingungen oben auf dem Gletscher arbeiten, aber ich kann Ihnen versichern, dass niemand einen Befehl gegeben hat, auf Isländer oder andere zu schießen.«
»Diese Schießerei im Zentrum von Reykjavik heute, hat sie etwas mit dieser Angelegenheit zu tun?«, fragte der Premierminister. »Seit wann schießen Sie auf Isländer? Sind wir bei Ihren Räuber- und Gendarm-Spielchen zur Zielscheibe geworden?«
»Von dem Vorfall haben wir Kenntnis, aber er hat nicht das Geringste mit der Aktion auf dem Vatnajökull zu tun«, antwortete der Admiral. »Zwischen diesen beiden Angelegenheiten besteht nicht der geringste Zusammenhang.«
»Und die beiden Helikopter, die von der Basis aufgestiegen 227
sind?«
»Drei von unseren Leuten sind verunglückt, zum Glück aber nichts Ernstes. Die Helikopter sind unterwegs, um diese Männer abzutransportieren.«
»Uns wurde gesagt, dass man nicht auf den Notruf vom Gletscher reagiert hat, als man um einen Rettungshubschrauber gebeten hatte«, sagte der Außenminister. »Ist das korrekt?«
»Davon weiß ich nichts«, entgegnete der Admiral. »Das kann ich mir aber kaum vorstellen. Ich werde der Sache selbstverständlich nachgehen.«
»Um eines müssen wir Sie allerdings ersuchen«, mischte sich der General endlich in das Gespräch ein. Alle schauten ihn an.
Er räusperte sich. »Diese isländische Rettungsmannschaft auf dem Gletscher, die muss da weg.«
Er klang so ungehalten, als sei er der Meinung, er habe etwas Besseres mit seiner Zeit anzufangen, als diplomatisch zu unterhandeln und sich wie der Admiral dauernd zu entschuldigen.
»Was meinen Sie damit?«, fragte der Premierminister erstaunt.
Der Admiral schloss langsam die Augen.
»Weg mit denen, sage ich. Diese Mannschaft muss verschwinden. Sie wird unsere Arbeit zunichte machen, wenn sie sich da weiterhin in unsere Belange einmischt. Das können wir nicht dulden. Wir wollen sie aus dem Weg haben. Ist das eine große Sache?«
Die Minister blickten einander an.
»Ist das eine große Sache?«, wiederholte Wesson.
»Wir können doch einer Bergnotrettungsgesellschaft nichts vorschreiben«, erklärte der Premierminister. »Wir können sie nicht aufhalten. Soweit ich weiß, waren sie bereits bei unserer ersten Unterredung auf dem Gletscher. Wenn Sie uns rechtzeitig über dieses Flugzeug informiert hätten, hätten wir dafür sorgen 228
können, dass der Gletscher zum Sperrgebiet erklärt wird. Das haben Sie
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