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Gletschergrab

Gletschergrab

Titel: Gletschergrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indridason
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versäumt, also …«
    »Dann können wir nicht die Verantwortung dafür übernehmen, wenn dieser Mannschaft irgendetwas zustößt«, unterbrach ihn der General. »Ich bin mir sicher, dass die sich die Sache zweimal überlegen würden, wenn sich der Premierminister persönlich mit ihnen in Verbindung setzen würde.«
    »Sie sollten etwas vorsichtiger mit solchen Drohungen sein«, erwiderte der Premierminister betont langsam. »Auf dem Gletscher hat es bereits einen Toten gegeben, ein weiterer Mann ist schwer verletzt, und Sie sitzen hier und beleidigen mich, indem Sie behaupten, Sie hätten nichts damit zu tun.«
    »Ich darf vielleicht daran erinnern, dass die Einnahmen im Staatssäckel Ihres windigen Eilands hier am Arsch der Welt zu einem nicht geringen Prozentsatz von uns und unseren Aktivitäten stammen. Wenn Sie sich nicht zu schade sind, bei uns abzukassieren, brauchen Sie sich auch nicht zu zieren, wenn wir mal etwas von Ihnen verlangen.« Der General sprach die ganze Zeit in einer gleich bleibenden Tonlage, ohne eine Miene zu verziehen oder sonst irgendeine Gemütsbewegung zu zeigen.
    Er war es gewohnt, dass seine Befehle befolgt wurden.
    »Dieses Treffen führt meines Erachtens zu nichts«, entgegnete der Premierminister und stand auf. »Wir werden eine offizielle Beschwerde wegen der Angelegenheit unterbreiten. Wir werden eine gründliche Untersuchung in Bezug auf den Unfall der beiden Mitglieder unserer Rettungsgesellschaft verlangen, sowohl bei uns als auch in den USA. Wir werden sämtliche Zufahrtswege vom Gletscher zur Basis sperren, bis wir herausgefunden haben, was da im Osten in Wirklichkeit vor sich geht. Wir werden die Medien über den Stand der Dinge informieren, und Sie können sich vorstellen, wem das Ganze wohl angelastet werden wird. Ich werde mich direkt mit einer Ansprache ans Volk wenden. Sie können aber gern weiter über Ihre Prozente reden. Auf Wiedersehen.«
    229

    »Auf dem Gletscher ist eine Bombe«, sagte der General, der ungerührt sitzen geblieben war und starr geradeaus blickte. »Sie sollten diese Mannschaft wirklich zurückpfeifen, und zwar vor allem in deren Interesse.«
    »Was reden Sie da von einer Bombe? Was meinen Sie damit, Bombe? Ist da eine Bombe auf dem Gletscher? Was für eine Bombe?«
    »Eine von denen, die explodieren. Es ist eine deutsche Bombe, eine sehr alte Bombe, und wir sind dabei, sie zu entschärfen, aber das ist mit Schwierigkeiten verbunden. Wir haben Experten dabei, unsere fähigsten Wissenschaftler, aber diese Rettungstruppe ist in Gefahr. Es steht jedoch in Ihrer Macht, ein Desaster zu verhindern.«
    »Ist da eine Bombe an Bord? Was ist mit den Deutschen? Mit den deutschen Wissenschaftlern?«
    »Sie waren damals dabei. Wir gehen davon aus, dass es sich um den Prototypen einer Wasserstoffbombe handelt.«
    » Broken arrow Nummer eins«, warf der Admiral ein.
    »Wasserstoffbombe? Broken arrow? Wovon reden Sie eigentlich?«
    » Broken arrow ist ein militärischer Code für Atombomben, die uns bei Flugzeugabstürzen oder wegen irgendwelcher Pannen abhanden gekommen sind. Davon gibt es weltweit so einige, und broken arrow Nummer eins ist hier auf dem Vatnajökull.«
    »Und ist noch scharf?«
    »Und wie«, erklärte Wesson.
    230

    28
    Mit ihren Bergstiefeln und warmen Winteroveralls waren sie gut ausgerüstet, aber der Pulverschnee war tief, und jeder Schritt, den sie machten, war anstrengend. Stilles, mildes Wetter war auf den Orkan gefolgt. Sie hatten starke Taschenlampen dabei. Der Mond zog durch die Wolken und warf eine fahle Helligkeit auf die Gletscherstirn. Sie spürten, dass der Frost zunahm.
    Sie hatten zwar nicht schlafen, sich aber etwas ausruhen können, und das hatte ihnen gut getan. Bevor sie loszogen, versuchte Kristín noch einmal, ihren Vater zu erreichen, aber ohne Erfolg. Zum Schluss hatte sie die Polizei angerufen. Sie wurde sofort zu dem Kriminalbeamten durchgestellt, der die Ermittlungen wegen der Schießerei in der Innenstadt leitete, und legte ihm ausführlich dar, was für unglaubliche Dinge sich dort ereignet hatten und weshalb sie sich nicht früher mit der Polizei in Verbindung gesetzt hatte. Er hörte ihr aufmerksam zu, bis sie ihren Bericht mit der Ankündigung beendete, sie sei jetzt im Begriff, zum Gletscher aufzusteigen.
    »Der Mann, den wir in deiner Wohnung gefunden haben, dieser Randolf, er hat also nichts mit der ganzen Sache zu tun«, hatte der Kriminalbeamte gesagt, als Kristín geendet hatte. Er stellte ihre Ausführungen

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