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Gletschergrab

Gletschergrab

Titel: Gletschergrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indridason
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nicht infrage, sondern gab vor, ihrer Darstellung Glauben zu schenken. Er wollte nicht Gefahr laufen, dass sie das Gespräch abbrach, weil er irgendetwas in Zweifel zog. Es war schon fast Mitternacht, aber der Schusswechsel und der Mord hatten dazu geführt, dass sämtliche Mitarbeiter der Kriminalpolizei sich rund um die Uhr mit der Aufklärung dieser beiden Fälle befassen mussten.
    »Überhaupt nichts«, erwiderte Kristín, die versucht hatte, alles so klar und sachlich wie möglich zu schildern. »Ich glaube sogar, er hat mir das Leben gerettet.«
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    »Im Ministerium hat man mir gesagt, dass du ihn durchaus hättest umbringen und dann auf Tauchstation gehen können. Sie fanden das gar nicht unwahrscheinlich. Aber es wäre auf jeden Fall Notwehr gewesen. Man sagte, Randy hätte dir gedroht.«
    »Deswegen war ich mir nicht sicher, an wen ich mich wenden sollte. Auch wegen dieser Verschwörung, von der diese Mormonen geredet haben. Die haben in meiner Wohnung einen Menschen umgebracht. Ich wusste weder aus noch ein.«
    »Der Mann da aus der irischen Kneipe war bis vor kurzem in unserem Gewahrsam«, sagte der Kriminalbeamte, »aber die Botschaft bestand darauf, ihn ins Militärkrankenhaus auf der Basis zu verlegen. Die isländischen Behörden haben unter der Bedingung nachgegeben, dass er nicht das Land verlässt.«
    »Dann ist er ganz bestimmt schon auf halbem Weg nach Amerika«, sagte Kristín, »Business-Class.«
    »Und der andere?«
    »Von dem wissen wir nichts. Wir sind in der Botschaft gewesen, und da wimmelt es, wie du sagst, von Soldaten. Wir sprachen mit einem General, der sich als Aushilfsbotschafter aufspielte, aber wir bekamen nichts aus ihm heraus. Wir wissen, dass sie da etwas unter den Teppich kehren wollen, und du musst uns helfen herauszufinden, worum es geht.«
    »Ich weiß, worum es geht«, sagte Kristín. »Hier oben auf dem Vatnajökull ist ein Flugzeugwrack, und ich bin auf dem Weg dorthin. Die Mörder haben einen Namen genannt: Ratoff. Das ist der einzige konkrete Anhaltspunkt, den ich habe. Es kann sein, dass er diese Operation leitet.«
    »Operation? Ratoff? Flugzeugwrack? Das hört sich wie ein billiger Reißer an. Warum kommst du nicht nach Reykjavik zurück, und wir versuchen, die Sache hier zu bereinigen?«
    »Dann ist es zu spät. Du solltest uns lieber ein paar von deinen Leuten zu Hilfe schicken.«
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    »Meinst du womöglich dieses Sondereinsatzkommando, die so genannte Wikinger-Truppe?«
    »Beispielsweise.«
    »Ist das wirklich notwendig?«
    »Setz dich mit den Leuten von der Rettungsgesellschaft auf dem Gletscher in Verbindung. Der Übungsleiter heißt Júlíus, und er kann dir sagen, was sie mit Jóhann und Elías gemacht haben. Das sind allesamt Mörder! Sondereinsatzkiller oder was für Scheißnamen die sich zulegen.«
    »Du weißt, dass vorhin der ganze Gletscher zum Sperrgebiet erklärt wurde, weil möglicherweise ein Vulkanausbruch bevorsteht, das wurde in allen Nachrichten durchgegeben.
    Alarmstufe eins.«
    »Vulkanausbruch! Was für ein verdammter Blödsinn. Was machen denn die amerikanischen Soldaten da oben, wenn angeblich Alarmstufe eins wegen eines Vulkanausbruchs ist?
    Diese Scheißregierung hat bestimmt wieder mal klein beigegeben. Die ziehen doch immer den Schwanz ein!«
    »Tja, offiziell heißt das, glaube ich, freundschaftliche Beziehungen.«
    »Ich muss auf den Gletscher«, sagte Kristín.
    »Was für ein Flugzeug ist das, von dem du da redest?«
    »In der Maschine ist irgendwas, was sie unbedingt geheim halten wollen. Ich weiß nicht, was es ist, aber es könnte eine Bombe sein.«
    »Eine Bombe?«
    »Ich weiß es nicht genau.«
    »Und das ist das große Geheimnis?«
    »Genau. Was du tust, ist deine Sache, ich gehe jedenfalls auf den Gletscher«, sagte Kristín und beendete das Gespräch.
    Steve war schon vier Meter hinter ihr, und der Abstand 233

    vergrößerte sich immer mehr. Es war windstill, aber kalt. Die Overalls knirschten, der Schnee knirschte, und es kam ihr so vor, als würden auch ihre Lungen knirschen. Jón hatte ihnen ganz genau beschrieben, wie sie den Gletscher am besten besteigen konnten. Es überraschte sie, dass der Aufstieg allen Anstrengungen zum Trotz verhältnismäßig einfach war. Einzig und allein ihre und Steves mangelnde Kondition behinderten das Fortkommen. Sie hörte seine schnaufenden Atemzüge hinter sich und ab und zu einen kräftigen Fluch. Sie selbst war auch außer Puste geraten, und jeder Schritt im tiefen Schnee war ein

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