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Gletscherkalt - Alpen-Krimi

Gletscherkalt - Alpen-Krimi

Titel: Gletscherkalt - Alpen-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan König
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sagte nichts, nickte nur.
    »Passt die Musik für diesen Abend?« Jetzt war es wirklich eine
Frage.
    »Nicht ganz«, gab Schwarzenbacher zurück. »Nicht ganz. Fast zu
fröhlich, fast zu beschwingt. Ich glaube, es ist ein besonderer Abend heute. Es
geschieht etwas. Hosp ist auf der Hütte. Marielle und Pablo müssten dorthin
unterwegs sein. Es geschieht etwas, das spüre ich. Und doch macht es mir gar
nicht so viel aus, dass ich nicht dabei sein kann.«
    »Wirklich nicht?«
    »Wirklich nicht.«
    »Vielleicht«, fügte er hinzu, »bin ich ja auch trotz des Rollstuhls
immer noch ein Bulle.«
    »Ich glaube schon«, sagte sie. »Und ich glaube auch, dass du ein
guter Bulle bist. Lass die anderen laufen – du hast den Kopf dazu. Und nicht
nur das, du hast auch die Intuition.«
    Schwarzenbacher lächelte sie an, wurde aber gleich wieder ganz
ernst: »Ich hoffe es«, sagte er. »Ich hoffe es wirklich sehr.«
    *
    Kurth brauchte einige Zeit, um sich in der Stadt
zurechtzufinden. Er kannte Innsbruck nicht gut. Deshalb war er einfach den Wegweisern
»Zentrum« gefolgt, war an der Triumphpforte nach rechts abgebogen und hatte
dann gleich ein Parkhaus gefunden. In der öffentlichen Tiefgarage unter dem
Innsbrucker Kasino waren genug freie Stellplätze; er stellte den gestohlenen
Wagen ab, fuhr mit dem im Vergleich zu anderen Parkhäusern wirklich edlen
Aufzug nach oben und machte sich zu Fuß auf den Weg. Er brauchte etwas zu
essen. Und er brauchte ein klein wenig Zeit, um nachzudenken, um einen Plan
fassen zu können.
    Als er aus dem Aufzug trat und das Kasino-und Hilton-Hochhaus durch
eine Passage verließ, hatte er nicht die geringsten
Orientierungsschwierigkeiten. Es gab Städte, die hatten einen Sog zu ihrem
Zentrum hin, da brauchte es keinen Reiseführer und keinen Stadtplan. Innsbruck
war für ihn so eine Stadt. Ohne sich dessen bewusst zu sein, vermittelte ihm
der Stil der Häuser, wohin er gehen musste, um dorthin zu gelangen, wo alle
waren. Wo alle waren, würde ihn niemand wahrnehmen.
    Er bog in die Maria-Theresien-Straße ein und ging bis zum Fußgängerbereich
bei der Annasäule. Es herrschte die typische Feierabendgeschäftigkeit: Noch
hatten die Läden alle geöffnet, viele der Passanten eilten dahin, um ihre
Besorgungen erledigen zu können, andere flanierten scheinbar ziellos, bei ihnen
spielte Zeit keine Rolle. Inmitten dieses Treibens fiel Kurth nicht im
Geringsten auf. Niemand nahm Notiz von ihm.
    Rechter Hand entdeckte er einen Fischimbiss. Die Frau hinter der
Ladentheke schien nicht sehr begeistert darüber, dass er noch ein warmes
Gericht haben wollte.
    »Es ist schon Viertel vor sieben«, sagte sie. »Um Sieben machma zu.«
    »Ich brauch nicht lange«, sagte er und verlangte ein
Goldbarschfilet, Kartoffelsalat, Mayonnaise. An den Verkaufsbereich grenzte ein
schlauchartig langes Lokal mit einfachem Fast-Food-Mobiliar. Er war der einzige
Gast, und das kam ihm sehr gelegen. Doch es beunruhigte ihn, dass es
anscheinend keinen anderen Ausgang gab als den nach vorn durch den Laden. Wenn
jetzt ein paar Polizisten reinkommen würden, um ihn zu suchen und zu finden, dann
säße er in der Falle.
    Aber es kam niemand mehr. Die Frau am Tresen putzte den Herd und
schielte immer wieder zu ihm herüber. Sicher hoffte sie darauf, dass er bald
fertig war und verschwinden würde.
    Kurth aß, er war hungrig, und es schmeckte ihm. Er behielt den
Ausgang im Auge, und er versuchte, seine Gedanken zu ordnen.
    Ich bleibe ein paar Stunden in der Stadt, dachte er. Dann fahre ich
mit dem Auto zum Brenner, stelle es ab und nehme den ersten Zug am Morgen nach
Italien. Und dann weiter mit meinem Auto. Abends bin ich wieder in Kroatien.
Damit ist alles vorüber.
    Doch er wusste, dass er sich das nur einredete, dass nichts vorüber
war. Wenn Manczic, dieser verblödete Alte, von der Polizei gefasst werden würde
– und das würde er, daran hatte Kurth keinen Zweifel –, was würde der dann
alles erzählen? Würde er die Morde beichten? Würde er sagen, dass er sie
bestellt hat? Würde er auch sagen, wer sie ausgeführt hat? Ich kann nicht
zurück, dachte Kurth. Nicht einfach so.
    Er hatte keine Ahnung, wo Manczic jetzt war.
    Er wusste, dass er noch eine Hinrichtung auszuführen gehabt hätte
und dass er dafür noch einige tausend Euro hätte bekommen sollen. Geld, das er
jetzt brauchte. Es war die Situation eingetreten, dass er untertauchen musste –
und das ging nicht umsonst. Er brauchte Geld. Und er brauchte es schnell.
    *
    In

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