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Gletscherkalt - Alpen-Krimi

Gletscherkalt - Alpen-Krimi

Titel: Gletscherkalt - Alpen-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan König
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könnten. Diese Nachtflüge
im Gebirge, die sind kein Kinderspiel. Wir sollten da nichts unnötig
riskieren.«
    Hosp nickte.
    »Zwei von ihren jungen Leuten«, sagte er zum Obmann. »Und Pablo und
Marielle – wenn ich euch das noch zumuten darf.«
    Marielle war zwar nicht glücklich darüber, noch einmal zwei Stunden
aufsteigen zu müssen, andererseits war sie froh, einer Nacht im Matratzenlager
zu entgehen. Sie hatte zum einen schlimme Erinnerungen daran, Bilder von
tödlicher Gefahr. Doch das war es nicht allein. Zum anderen nämlich hatte sie
eine Abneigung gegen diese Quartiere, wo die Menschen schnarchten und im Schlaf
furzten, wo immer einer dabei war, der auch noch das letzte Fenster schloss,
damit er nicht erfrieren würde, während doch vielmehr die Gefahr des Erstickens
bestand.
    »Bin dabei«, sagte sie. »Muss mich aber vorher frisch machen und was
anderes anziehen. Und«, sagte sie mit Blick auf den Obmann, »hat irgendwer
Schlafsäcke?«
    Schlafsäcke hatten sie nicht dabei. Aber die Wirtsleute schleppten
reichlich Hüttendecken heran, die dann zu Rollen gewickelt an den Ski-und
Steigeisenhalterungen der Rucksäcke befestigt wurden.
    Es war schon halb elf, als die zwei Bergretter, Marielle und Pablo
aufbrachen.
    Was für eine komische Geschichte, dachte Hosp.
    Für ihn, den Bergrettungsobmann und die beiden Piloten hatte es auf
der Hütte noch Zimmer gegeben. Die anderen Bergrettungsleute fanden in den
Matratzenlagern Quartier.
    Hosp war müde. Doch er wollte sich nicht hinlegen. Er blieb bei
spärlicher Beleuchtung im Besprechungsraum sitzen und trank den leichten
Rotwein, den er sich noch hatte kommen lassen, ehe die allgemeine Hüttenruhe
eingekehrt war. Die meiste Zeit schaute er auf sein Handy, das am Tisch lag.
    Ich wäre gerne in der Stadt, dachte er.
    *
    Er hatte etwas gegessen, er war innerlich zur Ruhe gekommen, und
er hatte jetzt einen Plan. Keinen großartigen, keinen Geniestreich, das war ihm
schon klar, aber immerhin einen Plan, der ein paar Fliegen mit einem Schlag
zerdetschen würde. Vielleicht konnte er Tinhofer noch kriegen – aber eigentlich
war das jetzt nicht mehr seine Sache. Doch wenn schon von Manczic kein Geld
mehr zu erwarten war, so könnte er es sich mit ein bisschen Glück direkt bei
Tinhofer holen. Geld für Leben.
    Kurth ging zurück in die Tiefgarage, packte den Rucksack um, den er
auf dem Rücksitz deponiert hatte, ließ seinen Anorak drinnen, prüfte, ob er
genug Kabelbinder hatte, holte die Waffe unterm Fahrersitz hervor und schob sie
in die zusammengelegte Weste.
    Er hielt sich nicht damit auf, seine Spuren zu verwischen – das wäre
ohnehin ein Ding der Unmöglichkeit gewesen. Trotz seines kriminellen Werdegangs
war er nie polizeilich erfasst worden. Daheim, in Kroatien, wussten einige,
dass er im Krieg gemordet hatte und dass er auch danach kein unbeschriebenes
Blatt gewesen war. Dort aber hatte er wenig zu befürchten: Weil alle etwas über
alle wussten, herrschte ein einvernehmliches Schweigen.
    Daheim.
    Daran zu denken machte ihn schwermütig, vor allem auch, weil er vorerst
nicht zurückkehren konnte. In Gedanken fluchte er in seiner Muttersprache.
    Er hatte keine Ahnung, wo er hinmusste. Aber er hatte eine Adresse.
Als er im Internetcafé Tinhofers Telefonnummer recherchiert hatte, ließ er
nichts unvermerkt: Telefonnummer, Mailadresse, Straße, Hausnummer. Alles stand
auf dem kleinen Zettel, den er zusammengefaltet in der linken Gesäßtasche bei
sich trug.
    Zuerst hatte er sich überlegt, sich zum Bahnhof durchzufragen, dort
einen Stadtplan zu kaufen und zu Fuß zu der Adresse zu gehen. Doch weil ihm die
Stadt nicht vertraut war und er sich auf derart fremdem Terrain nicht sicher
fühlen konnte, verzichtete er darauf. Es hätte zu befürchten gestanden, dass
er, spät am Abend mit dem kleinen Rucksack durch die Straßen ziehend, einer
Polizeistreife aufgefallen wäre.
    Wahrscheinlich rede ich mir das ein, dachte er. Aber Vorsicht ist
besser als Handschellen.
    Er ging in die Richtung, wo er den Verkehr am stärksten fließen sah,
und stand nach einigen Minuten am Südtiroler Platz. Da war ja der Bahnhof, und
es standen Taxis davor. Im Schein der Straßenlampe las er den Zettel noch
einmal, dann überquerte er den Platz und stieg in ein Taxi.
    »Burghard-Breitner-Straße«, sagte er zu dem Fahrer, der dösend Radio
gehört hatte. »Bitte.«
    Der Taxifahrer sagte: »Gern«, schaltete die Zähluhr ein, blinkte
nach links und fuhr in den immer noch regen

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