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Gletscherkalt - Alpen-Krimi

Gletscherkalt - Alpen-Krimi

Titel: Gletscherkalt - Alpen-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan König
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können!«
    »Sie kommen allein«, sagte Manczic. »Keine Uniformierten, verstehen
Sie. Kein Aufsehen und keine Aufregung. Nur Sie und ich. Wir reden miteinander.
Ich esse fertig. Danach gehe ich mit Ihnen mit. Sie müssen mich nicht
festnehmen, verstehen Sie. Ich begleite sie freiwillig.«
    »Ein Wiener Schnitzel, bitt schön«, hörte Wasle einen Ober sagen.
»Einen guten Appetit wünsch ich …«
    Keine Viertelstunde später standen zivile Einsatzkräfte am
Vorplatz des Domes und am Durchgang zum Landestheater – alles nur ein paar
Schritte von dem Lokal entfernt, das Manczic Wasle genannt hatte. Hosp
spazierte wie ein Tourist durch die Fußgängerzone, schaute sich die Auslagen
der Geschäfte an und studierte die Tafeln an den historischen Altstadtgebäuden.
    Wasle aber saß im »Goldenen Dachl«, dem Traditionsgasthaus direkt
neben dem historischen Goldenen Dachl, dem alten Manczic gegenüber und sah ihm
zu, wie er langsam, beinahe bedächtig die letzten Stücke seines Schnitzels
verzehrte, den Ketchup mit den Pommes frites sorgfältig auftunkte, bisweilen
einen großen Schluck von seinem Bier nahm und still sein Gegenüber musterte.
    Wasle wartete geduldig. Er war sich völlig klar darüber, dass er in
dieser Situation nicht versuchen sollte, etwas zu beschleunigen, gar zu
erzwingen.
    Dieser Mann war jener Manczic, dessen Observierung misslungen war.
Den sie im Verdacht hatten, mit dem Tod von Spiss und Hellwage etwas zu tun zu
haben. Er hatte sich aus freien Stücken gemeldet; man musste ihm die Zeit
lassen, das zu erzählen, was er zu erzählen hatte.
    Manczic leerte sein Glas, stellte es ab, legte die Hände flach auf
den Tisch und begann zu sprechen.
    Das Erste, was er berichtete, nein, nicht berichtete, er gestand es,
war die Sache mit der Frau – dass sie mit ihr mitgefahren waren, sie nach ein
paar Kilometern aufgefordert hatten, rechts ranzufahren, dass sein Partner die
Frau gezwungen hatte, sich bis auf die Unterwäsche zu entkleiden, und er sie
dann mit Kabelbindern gefesselt hatte.
    »Es ist mir egal, was Sie von mir denken«, sagte Manczic. »Eines
aber dürfen Sie mir glauben: Es war nicht in meinem Interesse, diese Frau so zu
behandeln. Ich habe kein Auge zugetan heute Nacht. Ich wollte, dass sie nicht
stirbt. Doch mir war klar, dass alles hinfällig wäre, wofür ich die letzten
Jahrzehnte noch gelebt habe, wenn ich das gemeldet hätte. Aber …«
    Er sah Wasle in die Augen. »Aber ich habe das nicht aushalten
können. Ich muss Ihnen sagen, wo Sie die Frau finden. Ich hoffe, dass sie noch
lebt. Veranlassen Sie, dass sie befreit wird. Und machen Sie das bitte schnell …«
    Wasle reagierte nicht. Blieb scheinbar teilnahmslos, rührte nur in
dem Großen Braunen, den er sich bestellt hatte, und winkte dem Ober, damit er
ihm noch ein Portionsdöschen Milch bringen würde.
    »Verstehen Sie nicht?«, fragte Manczic. »Haben Sie denn überhaupt
nicht verstanden, was ich Ihnen gesagt habe? Sie müssen der Frau helfen!«
    Wasle war Ende dreißig, er verfügte über große Gelassenheit, er
lebte allein – die verschiedenen Beziehungen waren bislang meist wegen seiner
gewissen Temperamentlosigkeit früher, als ihm lieb war, zu Ende gegangen –, er
hatte sich in seinem Junggesellenleben eingerichtet, und er war allmählich zu
einem Mann geworden, der sich durch nichts, aber auch schon gar nichts aus der
Ruhe bringen ließ.
    »Herr Manczic«, sagte er so leise, dass sich sein Gegenüber
wahrscheinlich sehr anstrengen musste, überhaupt etwas verstehen zu können.
»Herr Manczic, Sie haben mich doch wohl kaum hierherbestellt, nur um mir Dinge
zu erzählen, die mir längst bekannt sind?«
    Manczic starrte ihn fassungslos an. Er machte ein Gesicht, als hätte
Wasle ihm gesagt, Spiss sei gar nicht tot.
    Intuitiv entschied sich Wasle für eine Finte – hoffend, dass ihm
Hosp nicht deswegen an die Gurgel gehen würde. Ehe noch Manczic irgendetwas
sagen konnte, gab er ihm eine volle Breitseite.
    »Die Frau ist bereits aufgefunden worden. Ihre Ausführungen sind für
mich also in etwa so neu wie die ›Tiroler Tageszeitung‹ von letzter Woche. Das
Schlimme ist: Die Frau ist tot. Sie hat die Nacht im Freien nicht überlebt. Was
ja kein Wunder ist: Schock, Unterkühlung, das Herz. Ich nehme an, dass das hier
das letzte Wiener Schnitzel ist, das Sie jemals essen werden. Nicht, dass Sie
im Gefängnis kein Schnitzel mehr bekommen würden. Aber glauben Sie mir: die
Qualität ist dürftig. Schweinefleisch.

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