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Gletscherkalt - Alpen-Krimi

Gletscherkalt - Alpen-Krimi

Titel: Gletscherkalt - Alpen-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan König
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erschüttern können.
Zwischen Garmisch-Partenkirchen und Mittenwald war eine Frau aufgefunden
worden. Alter: 67. Ihr Zustand: kritisch. Bereits am Vormittag hatte ihr
Sohn Alarm geschlagen, weil sie eigentlich seit dem Vorabend von einer
Wanderung im Karwendel hatte zurück sein wollen. Am frühen Nachmittag war sie
von einem Autofahrer entdeckt worden, der seinen Hund im Gelände unweit der
Straße äußerln geführt hatte. Ihre Hände waren mit Kabelbindern an einen Baum
gefesselt worden, ihr Halstuch hatte als eine Art Knebel gedient, und sie hatte
nichts an außer Unterwäsche. Alles andere hatten ihr der oder die Täter
abgenommen und im waldigen Gelände wie achtlos verstreut. Die Frau war nicht
vernehmungsfähig. Sie wies äußerlich keine Verletzungen auf, war jedoch stark
unterkühlt und hatte einen schweren Schock erlitten. Von ihrem Sohn war zu
erfahren, dass sie mit dem Wagen unterwegs gewesen war. Er konnte genaue
Angaben zu Fabrikat und Kennzeichen machen. Von dem Fahrzeug jedoch fehlte
bislang jede Spur.
    Für die Innsbrucker zunächst einmal eine Information, die den Wagen
betraf: Vielleicht waren die Täter damit ja hier in der Stadt oder der Region
gelandet. Die Beamten würden wache Augen darauf haben.
    *
    Schwarzenbacher war freundlich. Anders als noch vor ein paar
Tagen. Er spielte Ellens Musik, und wenn keine Musik lief, schaute er fern.
Zappte sich durch zig Programme, freilich ohne auch nur für eines hinreichend
Interesse und Geduld aufzubringen. Er war unruhig, aufgekratzt, und dabei doch
irgendwie ziemlich gut gelaunt.
    Eine ganz sonderbare Mischung, wie sie Ellen bei keinem anderen
Menschen in ihrem ganzen Leben kennengelernt hatte.
    »Was ist mit dir denn heute los?«, fragte sie. »Du bist so … Wie
soll ich sagen … Deine Stimmung scheint mir alles und nichts zugleich zu sein.«
    Er lachte nur, biss in den »Murauer«-Mandelbogen, dass es nur so
krachte, und sagte, immer noch kauend: »Wahrscheinlich kannst du das nicht
verstehen. Ich bin sehr besorgt, weil ich glaube, dass sich in den nächsten
Tagen, vielleicht auch schon Stunden, etwas Tragisches ereignen könnte. Ein
weiterer Mord vielleicht. Das würde naheliegen. Und ich bin zugleich ziemlich
aufgedreht, weil ich der Überzeugung bin, dass wir das Schwein jetzt kriegen
können. Dass wir dem Mörder ganz nah sind. Oder er uns.«
    Da sie ihn fragend ansah, vertiefte er seine Erklärung.
    »Du musst es so sehen: Irgendwann geht es nur mehr um hieb-und
stichfeste Beweise. Vor Gericht gelten Geständnisse, Indizien und DNA -Analysen. So weit ist Hosp aber noch nicht. Und für
einen Polizisten ist das der Zeitpunkt, wo er auf seine Intuition setzen muss.
Eine Mischung aus Erfahrung, Vermutung und dem, was er im Urin spürt …«
    »Du spürst das also alles im Urin?«, sagte sie.
    »Das kannst du mir verdammt noch mal glauben«, sagte er grinsend.
»Falls ich falschliege, fahre ich im Rollstuhl von hier bis zum Stift Stams.
Ehrenwort.«
    »Vergiss es!«, sagte sie. »Du würdest nur drinhocken in deinem
Gefährt und dich von mir schieben lassen. Ohne mich! Kauf dir einen E-Chair und
fahr nach Stams oder von mir aus bis Imst oder Landeck, das ist okay.«
    Schwarzenbacher sah sie durchdringend an. Er wusste, dass sie keine
Gelegenheit verstreichen ließ, ihn zum Kauf eines Elektro-Rollstuhls zu
bewegen. Er hasste dieses Thema. Er hatte keine Lust auf so ein Krüppelmobil.
Das kam ihm noch schlimmer vor als ein Rollstuhl. Endgültiger. Aber er wusste
auch, dass sie recht hatte.
    Er sagte es nur nicht.
    *
    »Ein Anruf für euch«, meldete der Diensthabende. »In der
Mordsache Spiss. Der Mann möchte den zuständigen Kommissar sprechen.«
    Wasle nahm den Anruf entgegen; Hosp hatte sich mit dem »Tiroler
Stern« unterm Arm aufs Klo abgemeldet – und das konnte dauern.
    »Ich möchte eine Aussage machen«, hörte er die Stimme eines Mannes.
Die Stimme wirkte alt und müde, und die Hintergrundgeräusche klangen nach
Gasthaus. »Es hat mit dem Tod von diesem Spiss zu tun. Und mit noch einem.«
    »Können Sie mir Ihren Namen sagen? Können Sie zu uns auf die
Dienststelle kommen? Oder können wir Sie irgendwo …«
    Wasle wusste gar nicht, was er zuerst fragen sollte.
    »Mein Name ist Manczic«, sagte der Mann. »Ich komme nicht zu Ihnen
aufs Revier. Ganz einfach deshalb nicht, weil ich mir gerade etwas zu essen
bestellt habe. Kommen Sie bitte zu mir. Kommen Sie allein. Und kommen Sie
schnell.«
    »Wohin? Sagen Sie mir, wo wir uns treffen

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