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Glitzerbarbie

Glitzerbarbie

Titel: Glitzerbarbie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steffi Wolff
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Roland NIE tun!«, sagt Sylvester vehement. »Er ist so ein netter Mann.«
    »Das war doch offensichtlich«, jetzt bin ich wütend. »Dieser Mistkerl!«
    »Jetzt lass doch Roland aus dem Spiel«, sagt Sylvester. »Ich lege meine Hand dafür ins Feuer, dass er das nicht war.«
    »Du weißt ja gar nicht, wie dieser Mensch mich schon beleidigt hat«, ich fange gleich an zu heulen. »Er hat mich dauernd gedemütigt, aber so, dass ihr es nicht mitbekommen habt. Er hat mich hinter dem Boot herschwimmen lassen und mich dauernd attackiert.«
    Sylvester haut mit der Hand auf den Tisch. »Du übertreibst, Carolin! Ich kenne Roland nun schon Ewigkeiten, er ist der zuvorkommendste Mensch, den ich kenne, und ich nehme an, dass du einfach nur wegen der Situation damals alles ein bisschen zu ernst genommen hast.«
    Ich koche vor Wut und verlasse den Raum. Felix läuft mir hinterher. »Nun hab dich doch nicht so. Ich kenne den Roland auch. Der ist echt in Ordnung.« Ich gebe es auf. Ich möchte was Süßes. Zum Glück steht da ein Süßigkeitenautomat. Felix hebt
die Hände. »Neeeiiiin! Caro, du bist doch auf Diät gesetzt. Iss einen Apfel oder so.«
    »Ich will aber keinen Apfel«, sage ich böse. »Ich will jetzt sofort ein Stück Schokolade.«
    »Nein!«, Felix wird sauer. »Sylvester hat on top gesagt, dass ich darauf achten soll, dass du keine Süßigkeiten mehr isst, man soll bei den Aufzeichnungen nicht denken, dass man ein Pferd filmt.«
    Ich werde jetzt einfach ganz ruhig dieses Gebäude verlassen, mit einem Taxi zum Bahnhof fahren oder zum Flughafen, nach Frankfurt zurückfliegen und niemals wieder die Worte Strawberry Entertainment in den Mund nehmen. Und wenn ich zu Hause bin, werde ich zu IKEA fahren und mir fünf von diesen leckeren Schokomandeltorten kaufen, noch acht Familienpackungen Kekse, zwanzig Tüten Dajm, dazu sagt ja keiner nein, und mich dann ins IKEA -Restaurant setzen, um vier Portionen Köttbullar mit Pommes, Doppelsahnesoße und Preiselbeeren zu verschlingen. Danach werde ich zwar aussehen wie Marianne Sägebrecht, aber die mögen auch alle, weil sie in dem Film »Angst essen Seele auf« so bemitleidenswert war. Oder war das »Zuckerbaby«? Tatsache ist, dass ich mir nie wieder von einem Schnösel wie Felix sagen lassen werde, dass es nicht up to me ist, dass ich Süßigkeiten esse. So viel steht schon mal fest. Ich drehe mich zu Felix um und sage: »Na gut, dann gehe ich eben in eure Kantine und hole mir ein wenig Rohkost.« Weil ich ja nie durchziehe, was ich mir vorgenommen habe.
    Felix nickt wohlwollend. In der Kantine kontrolliere ich, ob Kameras die Leute aufzeichnen, dann kaufe ich mir schnell eine Lila Pause, die ich im Klo heimlich verschlinge. Danach habe ich ein schlechtes Gewissen.
     
    Felix wartet in der Redaktion auf mich. Sylvester hat sich anscheinend verdrückt. Die erste Sendung soll besprochen werden.
Das hektische Rumgerenne der anderen geht mir auf die Nerven. Warum müssen alle immer so tun, als wäre man quasi vor einem Bombenangriff und wollte davor noch retten, was zu retten ist. Warum kann man nicht einfach in Ruhe irgendetwas angehen? OK , bei easy-Radio ist es auch manchmal hektisch, aber diese angestrengte Professionalität hier nervt ungemein. Ich möchte nach Hause. Zu meinen Freunden und zu meinen Kollegen. Ich möchte zu Marius. Auch wenn er gerade eine komische Phase hat. Ich möchte in unserem Club ein Bier trinken oder beim Schorsch und mir Mausis Gemeckere anhören oder Richards Renovierungsvorschläge für ein heruntergekommenes Acht-Familien-Haus. Ich will keine Talkshow moderieren. Ich will nach Hause. Gleich fange ich noch an zu heulen, das würde noch fehlen. Ich hasse Berlin. Aber ich muss in Berlin bleiben, weil ich diesen dämlichen Vertrag unterschrieben habe, und morgen haben wir die ersten Aufzeichnungen. Und ich muss mich on top noch vorbereiten.
     
    Felix kommt mit den Infos. Es wird drei Gäste geben und eine Psychologin. Die Psychologin heißt Marte Giffey-Rips und kennt sich super mit Eheproblemen aus. Warum müssen Lehrerinnen, Politikerinnen und Psychologinnen eigentlich immer Doppelnamen haben? Weil man dann automatisch mehr von ihnen hält?
    Die Gäste: Zuerst eine Sachbearbeiterin aus Ravensburg, die sich die »Säurefrau« nennt. Sie hat einen derart resistenten Magen und eine solch unempfindliche Haut, dass sie sich in Fußgängerzonen stellt und nebenberuflich damit Geld einnimmt, Salzsäure zu trinken und sich ins Gesicht zu schütten. Laut

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