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Glitzerbarbie

Glitzerbarbie

Titel: Glitzerbarbie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steffi Wolff
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nicht wahr? Ach, Carolin, auch von Roland (Aaaaargh!) herzliche Grüße, er meint, du sollst alles auf eine Karte setzen, und er kommt nächste Woche mal nach Berlin,
aber nur, wenn er einen Sitzplatz im Zug bekommt, und achte auf die Satzzeichen bei deinen Memo-Karten gleich, das hilft, die Worte richtig einzusetzen.«
    Ich möchte dann doch lieber mit der Aufzeichnung der Sendung beginnen.
     
    Zwei Stunden später: Sitze allein in meiner Garderobe, bin durchgeschwitzt wie noch nie in meinem Leben, meine Hände zittern, meine Stimme gibt es nicht mehr und mich selbst nur noch zu einem Viertel. Es ist alles ganz schrecklich, schrecklich, schrecklich. Ich bin so verzweifelt, dass ich kurz davor bin, in den Gelben Seiten nach einem Bestattungsunternehmer zu suchen, der mir ein paar Särge zur Ansicht vorbeibringen soll.
    Bei meiner Beerdigung soll man bitte den »Carpet crawl« von Genesis spielen und so tun, als hätte es diese Fernsehaufzeichnung nicht gegeben.
    In ein paar Minuten kommt Sylvester für ein Nachgespräch (die Aufregung muss sich bekanntlich erst
setzen
), und ich weiß, dass ich eigentlich gleich zum Adlon laufen kann, um meine Sachen zu packen. Ein Taxi wird mir Strawberry Entertainment nie wieder bezahlen. Vielleicht ohrfeigt mich Sylvester ja auch. Oder tritt mich mit Füßen bis zum Pförtner, dem er die Anweisung gibt, mir Hausverbot zu erteilen.
    Die Tür geht auf, und Sylvester kommt herein, gefolgt von Felix und Evi und noch zwei Männern, die ich nicht kenne. Die Männer tragen dunkle Anzüge. Sie sehen aus wie Arnold-Schwarzenegger-Verschnitte. Bestimmt nehmen sie mich gleich in die Mitte und informieren sich, bevor sie eine dunkle Wolldecke über mich werfen, über Headsets, ob vor den Pforten des Hauses schon der Mob auf mich wartet, um mir wie im Mittelalter eine Halsgeige umzulegen oder mich einfach mit faulen Eiern zu bewerfen.

12
    Alle bleiben in der Mitte des Raumes stehen. Dann fangen sie gleichzeitig an zu klatschen.
    »Carolin, Carolin!«, das ist Sylvester. »A star is born! Das war ja großartig, Carolin, wie der Mann der Thailänderin winselnd auf seinem Stuhl gesessen hat, und wie die Säurefrau, also Caro, ich bin, nein wir sind, sind, sind … sind so begeistert, wie man begeisterter gar nicht sein kann. Und ich bin schwer zu begeistern, aber alle haben es gewusst, und alle sind mit uns begeistert. Die Begeisterung schwappt förmlich über, was glaubst du, wie begeistert die Presse sein wird, Carolin, und das ist erst der Anfang, glaub mal nicht, dass in ein paar Wochen alle weniger begeistert sind!!!«
    Hä?
    Wen meint er?
    Meint er mich?
    Felix zaubert von irgendwo eine Magnumflasche Heidsieck hervor und öffnet sie so, dass alles umherspritzt. Hätte ich jetzt ein Kinn so lang wie die Südspitze Englands und einen roten, feuerfesten Anzug an, müsste ich, glaube ich, auf ein Podest steigen und mir von Ferrari-Bossen die Hand schütteln lassen.
    Felix’ Wange, unter der sich der vereiterte Zahn befindet, ist mittlerweile so dick geworden, dass man annehmen könnte, er würde permanent einen ganzen Kürbis darin aufbewahren. Er kann auch nicht mehr richtig sprechen. »ch mach gleichch nachchcher noch ’ne Prechemeldung, damit alle Becheid wissen, wach da Kroches auf chie chukommt«, nuschelt er.
    »Was meint ihr überhaupt?«, wage ich zu fragen.
    Sylvester verdreht die Augen. Er hebt beide Arme. »Du warst GROSS , Carolin, ganz, ganz GROSS !«
    Ich begreife gar nichts mehr. Die Aufzeichnung war der reinste Horror. Schon währenddessen habe ich mir geschworen, nie wieder so etwas über mich ergehen zu lassen. Eher trete ich den Hare Krishnas bei. Oder werde Scientology-Mitglied, da kann man neben seinem Vermögen auch noch die ganze Verantwortung abgeben. Aber so was, nein, nicht noch einmal.
    Davon abgesehen, dass ich während der ersten Minuten der Aufzeichnung gemerkt habe, dass ich eine Blasenentzündung bekomme, musste ich feststellen, dass der Ehemann der Thailänderin aus dem Mund stank wie eine Kuh aus dem Hinterteil.
    Dieser Widerling jedenfalls kommt mit seiner Frau ins Studio, und sie setzt sich nicht auf den für sie vorgesehenen Stuhl, sondern auf den Boden! Ich stehe auf, um ihr klarzumachen, dass wir hier nicht im Fernen Osten sind, aber sie weigert sich standhaft. Schließlich setze ich mich wieder hin, schaue diesen dickbäuchigen Typen an und beginne die Talkshow mit dem Wort »Arschloch!«. Raunen im Publikum.
    Er setzt sich auf und blitzt mich wütend

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