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Glueck allein

Glueck allein

Titel: Glueck allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylvia Halcour
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zurück zu den Büchern und versuchte zu lesen, aber bei jedem Satz hatte ich den vorherigen schon wieder vergessen und zusammenhanglos ergab alles keinen Sinn.
    Pierre streckte seinen Kopf in mein Büro. »Kaffee?«
    Dankbar nickte ich. Johannes war wie schon gestern nicht in der Bibliothek, aber diesmal wollte ich nicht nach ihm fragen.
    »Liebes, ich bin so gespannt auf deine Neuigkeiten«, flötete Pierre im hohen Ton, als er die Türe geschlossen hatte.
    »Welche Neuigkeiten?«, fragte ich stirnrunzelnd.
    »Von denen du mir gleich berichten wirst.«
    »Es gibt keine«, sagte ich kurz.
    Pierre schritt bedächtig auf mich zu und griff meine Hände. Seine waren feucht, so dass die Umklammerung nicht gerade angenehm war.
    »Schatz«, sagte er und zwinkerte mir vertraulich zu. »Was gibt es Neues? Hör in dich rein. Irgendetwas wird doch passiert sein. Du kannst doch gar nicht ohne...«
    »Schon gut«, unterbrach ich ihn und wand meine Hände aus seinen, »vielleicht hab ich doch was zu erzählen.«
    »Wusste ich es doch«, rief er so laut, dass es mich erschrak, und hob seine Hände wie zum Dankesgebet gen Himmel.
    »Na, Pierre, mal langsam, noch gibt es gar nichts Neues.« Denn schon der Gedanke diesem Mann zu schreiben, jagte mir Angst ein. »Ich weiß noch nicht, ob ich es mache.«
    »Ob du was machst?«
    »Meiner Jugendliebe eine Nachricht schreiben.«
    »Ui, das ist toll, das ist toll«, japste Pierre begeistert.
    »Er kennt mich eigentlich gar nicht«, wandte ich ein. »Wir waren nur auf derselben Schule.«
    »Na, dann kennt er dich doch.«
    »Wir haben noch nie ein Wort miteinander gesprochen.«
    »Das heißt doch nichts.«
    »Früher sah ich ganz anders aus. Ich hatte kurze Haare.«
    »Und jetzt sind sie lang wie bei Dornröschen. Er wird sein Glück kaum fassen können.«
    Lächelnd schüttelte ich den Kopf. Pierres Gesicht fehlte nur noch das Popcorn.
    »Erzähl mir über ihn, Liebes. Was ist er für einer? Der ruhige, kluge Kopf? Oder der Draufgänger?«
    »Das ist schwer zu sagen.« Ich erinnerte mich an diesen Mann, den ich über die fünf Jahre mit Leo fast vergessen hatte. »Er war Musiker, aber eher ruhig. Er sprach wenig mit anderen. Er spielte lieber auf seiner Gitarre.«
    Mir fiel ein, wie er auf den Treppen saß und die Saiten so sanft berührte, dass ich mir seine Hände jede Nacht zwischen meinen Beinen wünschte.
    »Musiker«, wiederholte Pierre schwärmerisch.
    »Seine Musik war nichts Besonderes, aber alle Frauen liebten diese melancholische Einsamkeit, die er ausstrahlte, wenn er spielte. Außerdem sah er wirklich gut aus. Er hatte haselnussbraune Augen.«
    »Haselnussbraune Augen«, flüsterte Pierre andächtig. »Wie heißt er?«
    »Florian.«
    »Flo-ri-an. Was für ein Name. Du musst ihm schreiben, diesem Flo-ri-an.«
    Er begann die drei Silben zu singen, eine mal hoch, die andere mal tief, bis ich ihn anflehte, damit aufzuhören, obgleich sein Verhalten mich den Ernst meiner Gefühle so sehr vergessen ließ, dass ich für einen Moment dachte, ich könnte Florian tatsächlich eine nette, unverfängliche Nachricht schreiben, es einfach sorglos tun.
     

Nachricht mit Verspätung
     
    »Hi, wie gehts?«, tippte ich in den Computer und dachte darüber nach, wie lächerlich diese Frage klingen konnte.
    Florians Foto im Internet zeigte ihn nur im Profil. Wangen, Mund und Kinn verschwanden in der Dunkelheit. Mit meinem Finger berührte ich das Bild. Es zeigte gar nicht, wie schön er war.
    Nicht nachdenken, Senden!, flüsterte ich, und drückte den Knopf. Als ich die Taste losließ, war die Nachricht gesendet. Nun gab es kein Zurück. Meine Worte waren unwiderruflich zu ihm unterwegs.
    Hysterisch lachte ich auf und wollte zu Pierre rennen, der mir bestimmt hierfür heftig gratuliert hätte, aber da Johannes bei ihm saß, hielt ich mich zurück. Nervös wischte ich mir ein Haar aus dem Gesicht, stieß dabei meine Tasse um, der Kaffee floss über meine Unterlagen, ich riss meine Tastatur hoch, um sie zu retten, trocknete den Tisch hektisch mit Papiertüchern und sagte mir dauernd, es sei doch gar nichts passiert. Ich versuchte die Nachricht zu vergessen und wenigstens ein bisschen zu lesen, musste jedoch die ganze Zeit an meine zitternden Beine denken, wenn ich nur in Florians Nähe gestanden hatte, so dass ich nach fünf Minuten aufgab, die Bücher schloss und den Computer herunterfuhr, nicht ohne meine heutige Änderung, die sich auf die Größe der Überschrift bezog, zu speichern.
    Als die

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