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Glueck allein

Glueck allein

Titel: Glueck allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylvia Halcour
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mit vorwurfsvoller Miene aus der Bibliothek zu gehen.
    »Ich habe ihn neulich noch gefragt, ob er Hilfe bräuchte«, sagte Johannes, als Pierre außer Reichweite war.
    »Und? Was hat er gesagt?«
    »Er meinte, dass er arbeite, auch wenn es nicht danach aussehe.«
    Johannes verschränkte seine Arme und dachte nach. Sofort spürte ich, wie seine Ernsthaftigkeit mich anzog.
    »Ich habe ihn noch nichts schreiben sehen«, sagte er nach einer Weile. »Nicht einmal eine Notiz. Und er ist länger hier als ich. Der Alte hat auch schon gefragt, ob er am Fenster Wurzeln schlagen wolle.«
    »Hat er so etwas auch über mich gesagt?«, fragte ich besorgt.
    »Nein. Ich glaube auch nicht, dass es dazu kommen wird. Du bist anders als Pierre. Viel ehrgeiziger. Und heute«, Johannes sah mich ermutigend an, »fängst du mit einer Gliederung an.«
    »Das schaffe ich nicht«, sagte ich leise.
    »Jetzt hör mal!«, fiel er mir ins Wort und trat dabei auf mich zu, so dass mein Herz unweigerlich schneller schlug.
    »Du musst nicht dein Leben, sondern nur deine Arbeit gliedern. Das hast du schon in jeder billigen Hausarbeit im ersten Semester gemacht. Also?«
    Wir sahen uns an, bis unser Augenkontakt für Kollegen zu lange war.
    »Danke«, flüsterte ich.
    »Schon gut«, sagte er und verschwand in der nächsten Sekunde aus der Bibliothek.
    Zurück im Büro fühlte ich mich seltsam aufgewühlt, als sei mir etwas Schönes wiederfahren, dessen ich mir noch gar nicht bewusst geworden war. Und warum war er so überhastet gegangen?
    Jäh wurde ich aus meinen Gedanken gerissen. Auf meinem Computer blinkte eine Nachricht von Florian.
    »Mir geht es gut«, schrieb er, »kennen wir uns nicht aus der Schule?«
    Meine Antwort, die ich sofort verfasste, klang ganz locker und entspannt und ließ nicht erahnen, wie schnell mein Herz, wie kurz mein Atem und wie zittrig meine Hände bei jedem Buchstaben waren.
     

Verliebt ohne ihn
     
    »Du bist so still«, sagte Johannes am nächsten Morgen.
    »Das liegt an Flo-ri-an«, sang Pierre ihm zu.
    Johannes lehnte seinen Kopf an den Fensterrahmen. »Wieder ein neuer Mann, Emilia?«
    »Nicht irgendeiner«, sagte Pierre, indem er feierlich seine Stimme erhob, »sondern ihre große Liebe.«
    »Jugendliebe«, korrigierte ich ihn, dabei empfand ich dieses Wort wirklich als zu klein für den täglichen Kummer, den mir meine Gefühle bereitet hatten. Aber obwohl diese Gefühle aus meiner Sicht weit zurücklagen, stellte ich fest, dass wenn ich Gedanken und Träume nicht zensierte, ich mich längst aufs Neue in Florian verliebt hätte. Genau genommen brauchte ich ihn hierfür gar nicht.
    »Bei dir erscheint das alles austauschbar«, sagte Johannes.
    »Austauschbar?«, fragte ich ruhig. Seit Florian mir schrieb, seit er mir Fragen beantwortete und Fragen stellte, erfüllte mich eine tiefe, innere Zufriedenheit, die niemand, auch nicht Johannes, mir würde nehmen können.
    »In der einen Woche liebst du den einen, in der nächsten einen anderen.«
    »Wen habe ich denn bitteschön geliebt?«, wandte ich ein.
    »Na, wie hieß noch mal der eine, dem du in der Sonnenfinsternis die ganze Nacht hinterher gerannt bist?«
    »Sa-scha«, half Pierre ihm singend aus.
    »Und dieser andere, mit den blonden Locken...«
    »Ja-kopp«, schluckte Pierre ihm zu.
    »Wie auch immer«, sagte Johannes. »Ich kann die nicht mehr auseinander halten.«
    »Nur weil ich in den letzten Wochen ein oder zwei Männer kennengelernt habe?«
    »Ein oder zwei Männer? Du bist doch eine wahre Femme fatale.«
    Pierre und ich sahen ihn fragend an, woraufhin er die Arme öffnete und sagte: »Eine Frau, die Männer magisch anzieht und ins Unglück stürzt.«
    »Ich stürze doch niemanden ins Unglück!«, erwiderte ich gereizt.
    »Aber immer wenn ich hier sitze, erzählst du von irgendeinem neuen Kerl.«
    »Und alles im Schatten eines mysteriösen Ex-Freundes«, flötete Pierre dazu, »dessen Fehler du uns nicht sagen willst.«
    »Vielleicht solltest du erst mal diese Geschichte verarbeiten«, sagte Johannes, »bevor du etwas Neues anfängst. Wie lange bist du überhaupt von ihm getrennt?«
    »Ein paar Wochen.«
    »Wie lange ward ihr zusammen?«
    »Fünf Jahre. Aber ich habe mich von ihm getrennt.«
    »Na und? Vermisst du ihn nicht?«
    Unruhig sah ich ihn an. Meine tiefe, innere Zufriedenheit war verschwunden. Ich sagte: »Johannes, auch wenn es dir vielleicht so vorkommen mag. Ich verliebe mich auch nicht gleich in jeden, der mir zuzwinkert.«
    »Und was ist mit

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