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Glück auf kleinen Pfoten - Erlebnisse einer Hundefreundin

Glück auf kleinen Pfoten - Erlebnisse einer Hundefreundin

Titel: Glück auf kleinen Pfoten - Erlebnisse einer Hundefreundin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hänssler-Verlag
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wird – wie viel mehr Vertrauen hat Gott verdient, der doch absolut treu und gut, und allmächtig ist? Er wird mich niemals enttäuschen.

[ Zum Inhaltsverzeichnis ]
    Er, der das Wort ist,
    wurde Mensch und lebte unter uns.
    Johannes 1,14

Nützliche Sprachkenntnisse
    Der Arztbesuch mit Fritzi erinnert mich an einen anderen Besuch beim Tierarzt, der gute vier Jahrzehnte zurückliegt.
    Mein Vater und ich fahren mit Berry, unserem blonden Hovawart-Rüden, zur Praxis von Tierarzt Dr. Bräuer in der Nachbarstadt. Es ist unser erster Besuch bei ihm – unser bisheriger Tierarzt hat seine Praxis aufgegeben. Heute haben wir nur eine Routinebehandlung vor uns: Berry braucht seine jährliche Impfung. Er weiß natürlich nicht, was ihm bevorsteht, und scheint sich ziemliche Sorgen zu machen. Hoffentlich geht alles gut mit dem neuen Arzt, denke ich. Schade, dass der andere nicht mehr praktiziert – mit dem kamen wir alle ganz gut zurecht …
    Angespannt verfolgt Berry, wie die aufgerufenen Personen mit ihren Schützlingen in den verschiedenen Behandlungszimmern verschwinden undwieder herauskommen. Seine Ohren zucken nervös, und von seinen Lefzen tropft ein Speichelfaden. Ab und zu steht er auf und versucht Richtung Ausgang zu gehen, aber mein Vater hält die Leine fest in seinen Händen.
    Schließlich werden wir in einen Behandlungsraum gebeten, in dem der Doktor uns schon erwartet. Sein freundliches Gesicht ist ein bisschen sommersprossig; eine blonde Haarsträhne fällt über seine dicke Hornbrille, die halb von der Nase gerutscht ist. Er nickt nur kurz zu uns Menschen herüber und wendet sich dann gleich unserem Berry zu. Er beugt sich zu dem mächtigen Rüden hinunter, krault seine breite Brust und stößt dabei die seltsamsten Laute aus, die ich jemals von einem Menschen gehört habe. Für einen Moment kommt es mir so vor, als hätte er den Verstand verloren. Er winselt genau wie ein junger Hund – er gibt ein richtiges Konzert! Kurze, abgerissene Laute wechseln mit lang gezogenen Melodien. Dazu macht er eigenartige, ruckweise Bewegungen mit dem Oberkörper, klopft mit den flachen Händen auf den Behandlungstisch … Es ist ein urkomisches Schauspiel. Wir sind völlig verdattert, aber Berry scheint begeistert zu sein. Erwedelt freudig mit der Rute, leckt dem Arzt die Hände und beantwortet dessen freundliche Begrüßung nun seinerseits mit verzücktem Winseln. »Ja, so ist’s gut – was bist du für ein feiner Hund! So ein schöner … und so brav!«, säuselt der Arzt, während er ihn mit geübtem Griff auf den Behandlungstisch hebt. Hingebungsvoll blickt Berry ihn an und verzieht keine Miene, während der Arzt das Spritzbesteck bereit macht, die Nadel ansetzt und Berry die vorgeschriebene Impfung verpasst. Ehe der Hund den Piekser bemerkt, überschüttet der Arzt ihn bereits mit erneuten Lobtiraden und wuschelt sein dichtes Rückenfell durch. »Na siehst du, das war doch überhaupt nicht schlimm, nicht wahr?«, fragt er, und Berry sieht ihn so treuherzig und zustimmend an, dass wir nur noch staunen können.
    Als Berry wieder auf dem Fußboden steht, steckt der Arzt ihm noch ein Leckerchen zu. Nachdem er ihm noch einmal anerkennend über den Kopf gestreichelt und ein letztes kurzes Winseln ausgestoßen hat, dürfen wir gehen.
    Heute im Rückblick denke ich, dass dieser Arzt wirklich ein »Hundeflüsterer« war, lange bevor dieser Ausdruck zum ersten Mal in der Fachweltauftauchte. Er konnte mit Berry in der Sprache sprechen, die er verstand, und auf diese Weise seine Freundschaft und sein Vertrauen gewinnen. Es versteht sich wohl von selbst, dass Berry von da an jedes Mal begeistert war, wenn es die Stufen zur Tierarztpraxis hinaufging. Er freute sich darauf, seinen Freund zu treffen, mit ihm zu »reden« und sich von ihm streicheln und loben zu lassen. Auch wenn er mit zunehmendem Alter manchmal eine etwas schmerzhaftere Behandlung über sich ergehen lassen musste, ertrug er das stets klaglos – er betrachtete den Arzt immer als seinen Freund und Vertrauten, und schien instinktiv zu spüren, dass alles, was dieser tat, zu seinem Besten diente.
    Während ich über dieses Erlebnis nachdenke, wird mir bewusst, dass Jesus genau das getan hat, was Dr. Bräuer gemacht hat: So wie dieser Tierarzt sich selbst quasi zum Hund gemacht,

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