Glück auf kleinen Pfoten - Erlebnisse einer Hundefreundin
Kauknochen, jedes Spielzeug, jede Brotrinde und scheint alles daranzusetzen, ihre Grenzen auszutesten. Fritzi hat viel Arbeit damit, ihre wilde Tochter in ihre Schranken zu weisen. Immer wieder beobachten wir, wie Fritzi die Kleine umwirft, sich über sie stellt und drohend die Zähne fletscht, bis Milli kleinlaut Ruhe gibt. Während dieser Phase denken wir oft: Milli können wir auf keinen Fall behalten . Aber dann kommt es doch so, dass gerade sie bei uns bleibt, und allmählich zahlt sich Fritzis strenge Erziehung aus. Milli begreift, dass ihre Mutter das Sagen hat. Sie entwickelt sich mit der Zeit zu einem überaus friedlichen und sanftmütigen Familienmitglied. Als erwachsene Hündin zeigt sie keinerlei Aggressivität mehr und findet sich ganz selbstverständlich mit ihrer untergeordneten Position ab. Bald scheint sie auch die Privilegien ihrer besonderen Rolle zu erkennen und zu nutzen. Wie ein verwöhntes Nesthäkchen fordert sie Gerhard beim Spaziergang immer wieder durch bettelnde Blicke auf, sie hochzunehmen und herumzutragen. Und wenn er sein fantasievoll dekoriertes Liegerad aus der Garage holt, um Milli »mal wieder ordentlich Bewegung zu verschaffen«, enden ihre Ausflüge oft damit, dass sie stolz auf seinem Schoà sitzt und sich von ihm an der Rheinpromenade entlangfahren lässt â sehr zur Belustigung der Passanten, die diese Szene beobachten.
Beim Fressen gelten besondere Regeln. Da verlassen wir uns lieber nicht darauf, dass es die Hundeselbst untereinander klären, wer wie viel zu essen bekommt. Ich bereite jedem sein eigenes Schüsselchen vor und gebe ihnen ihr Futter in unterschiedlichen Zimmern. Die Türen bleiben allerdings offen. Es ist zu lustig zu beobachten, wie sie nach dem Fressen jeweils die Schälchen der anderen »abklappern« und die allerletzten Reste herauslecken. Dagegen hat niemand etwas einzuwenden, alles läuft vollkommen friedlich ab.
Auch bei Kauknochen und Hundekuchen bekommt jeder seine eigene Ration. Manchmal ist Fritzi, die anscheinend das kräftigste Gebiss hat, früher mit diesen Leckereien fertig als ihre Rudelgefährten. Aber wenn sie dann Versuche unternimmt, den anderen ihre Kauobjekte wegzunehmen, verstehen diese keinen Spaà und wehren sie knurrend ab â Rangordnung hin oder her. So greift Fritzi öfter zu einem Trick: Sie rennt aufgeregt bellend zur Haustür oder zum Gartentor, auch wenn gar niemand kommt. Die anderen fallen immer wieder auf sie herein, lassen ihre Kauknochen liegen und rennen mit, um den vermeintlichen Eindringling zu vertreiben. Dann flitzt Fritzi zurück, schnappt sich den begehrten Knochen und ihr betreffender Rudelgenossehat das Nachsehen. Was sie aufgrund ihrer Autorität nicht erreichen kann, schafft sie durch ihre List. Diesen Triumph lassen wir ihr auch und nehmen ihr ihre Beute nicht mehr weg.
Beim gemeinsamen Spaziergang tritt die Rangordnung immer wieder einmal zutage: Als Rudelchefin betrachtet Fritzi es als ihre Aufgabe, den Weg für uns freizumachen. Wie ein Eisbrecher in arktischen Gewässern rennt sie bellend vor uns her, um etwaige Feinde zu vertreiben und ihren Schützlingen freie Bahn zu verschaffen. Dass andere Spaziergänger sich durch Fritzis Verhalten eher bedroht als amüsiert fühlen, verstehen wir nur allzu gut und achten darauf, dass sie ihre »Eisbrechermasche« wirklich nur dann anwenden kann, wenn weit und breit niemand zu sehen ist.
Ein Bereich, in dem die Rangordnung anscheinend überhaupt keine Bedeutung hat, ist das gemeinsame Spielen und Toben. Da lässt auch Fritzi sich gelegentlich mit Begeisterung an der Ringelrute oder an den Hinterbeinen packen, zu Boden werfen und besiegen â und »strahlt« geradezu, wenn die anderen beiden gemeinsam über sie herfallen. AuchMilli hat oft Gefallen an der Opferrolle. Erstaunlich finde ich immer wieder, dass sich bei dem Spiel »zwei gegen einen« immer eine Hündin mit Wolle gegen die jeweils andere Hündin verbündet. Noch nie habe ich beobachtet, dass sich die beiden Hündinnen gegen Wolle verbünden â eine Tatsache, für die ich bis heute keine Erklärung habe. Es scheint ihnen einfach keine Freude zu machen. Vielleicht haben sie ja das Gefühl, dass es unfair wäre, weil sie als Hündinnen ohnehin in der stärkeren Position sind.
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Bemühe dich, die Aufgabe zu erfüllen,
die der
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