Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Glück muß man haben

Glück muß man haben

Titel: Glück muß man haben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
sich hier die gebratenen Tauben in den Mund fliegen zu lassen. Und die Mädchen schnappen sie uns auch noch weg, was sagt ihr dazu, Leute? Aber das geht ja nur, weil sie Weiber finden, die sich dazu hergeben.«
    »He!« rief Wilhelm scharf. »Sieh mich an!«
    Der Bursche drehte sich wieder um.
    »Dich? Warum?«
    »Damit du nicht kannst sagen, ich dich haben hinterrücks niedergeschlagen.«
    »Wilhelm, bitte!« rief Marianne.
    Wilhelms Gegner holte aus mit der Faust. Er glaubte, leichtes Spiel zu haben, und leitete seinen Angriff ein mit Gebrüll: »Was, du Würstchen, du willst mich –«
    Und schon war alles vorbei, allerdings ganz anders, als es die Anwesenden – mit Ausnahme von Wilhelm Thürnagel – erwartet hatten. In seiner ganzen Länge, regungslos lag das Großmaul da. Zwei blitzschnelle stahlharte Schläge – einer ans Kinn, einer in den Magen – hatten ihn gefällt und ihm auch das Bewußtsein geraubt. Wilhelm blickte auf ihn hinunter, sah dann die anderen an, von denen keiner mehr einen Ton verlauten ließ. Stille herrschte. Lediglich der Mann am Boden röchelte vernehmlich.
    »Wer?« fragte Wilhelm wieder so schneidend wie am Anfang. Das tat er nun schon zum dritten oder vierten Mal.
    Keine Antwort.
    »Welcher Feigling Ausländernutte hat gesagt?«
    Wieder nichts. Man mußte aber damit rechnen, daß sich die sechs Übriggebliebenen zusammenrotten und ihre Kräfte vereinen würden. Wilhelm selbst freilich achtete dieser Gefahr allem Anschein nach nicht.
    Einen Schritt hörte er hinter sich. Er fuhr herum, es stand aber nur Marianne da.
    »Kommen Sie jetzt, Wilhelm?«
    »Gleich.«
    »Nicht gleich – sofort!«
    »Ich muß noch –«
    »Wenn Sie nicht sofort mitkommen, gehe ich allein.«
    Der Kampf, der in Wilhelms Innerem stattfand, war hart, aber kurz. Voller Widerstreben verließ er im Gefolge Mariannes den Raum. Wenn er sich dazu nicht bereitgefunden hätte, wäre sie ihm in der Tat davongelaufen. An der Tür drehte er sich aber noch einmal um und spuckte vor den Kerlen, die ihm nachglotzten, verächtlich aus.
    Draußen auf der Straße schritt Marianne eilends voran und überschüttete ihn mit Vorwürfen.
    »Sie sind ja furchtbar!«
    Als er merkte, wie böse sie war, sagte er nichts, sondern zog nur den Kopf ein.
    »Wenn ich das geahnt hätte, wäre ich nicht mit Ihnen ausgegangen!«
    Sie stolperte, da sie nicht auf den Weg schaute, sondern auf Wilhelm.
    »Sie haben den ja fast erschlagen! Wer weiß, ob er nicht ins Krankenhaus muß oder gar stirbt?«
    Wilhelm blickte zurück, sein Schritt wollte sich verlangsamen. Marianne packte ihn am Arm.
    »Kommen Sie, die rufen vielleicht die Polizei, dann sind Sie dran, Sie Schläger, Sie!«
    Das ging ihm nun doch zu weit.
    »Ich bin kein Schläger«, sagte er mit klarer Stimme und auch grammatikalisch vollkommen richtig. Ob letzteres ein Zufall war, blieb dahingestellt; jedenfalls trug es zur Wirkung auf Marianne bei. Sie hörte auf zu schimpfen.
    »Ich gebe zu«, sagte sie, »daß Sie zu Ihrem Verhalten nahezu gezwungen wurden.«
    »Nahezu? Was heißt das?«
    »Fast.«
    »Dann«, widersprach er, »sein nicht richtig, was Sie sagen.«
    »Warum nicht?«
    »Weil ich nicht gezwungen zu meinem Verhalten fast, sondern ganz. Verstehen Sie? Nicht fast, sondern ganz. Total. Ohne Ausweg. Verstehen Sie?«
    »Der hat Sie gröblich beleidigt, gewiß, aber –«
    »Nicht mich«, unterbrach Wilhelm.
    »Wieso nicht Sie?«
    »Nicht mich er hat beleidigt. Solcher Mensch nicht können mich beleidigen.«
    Marianne blieb stehen.
    »Das haben Sie doch gesagt?«
    »Ja, das haben ich gesagt, aber war nicht Wahrheit. Wahrheit war, daß er haben beleidigt Sie.« Wilhelm hob den Zeigefinger, zielte damit auf Marianne. »Sie!« sagte er dabei noch einmal mit Nachdruck.
    Marianne wurde wieder wütend. Sie stieß hervor: »Sind Sie taub?«
    »Taub? Was heißen das?«
    »Ob Sie nicht gut hören?«
    »Doch, warum?«
    »Weil ich Ihnen ausdrücklich zugerufen hatte, daß ich mich nicht beleidigt fühle.«
    Wilhelm lächelte kurz.
    »Das ich hören, ja, aber nicht glauben.«
    Marianne vergaß, eine junge Dame zu sein. Sie fluchte.
    »Warum nicht, verdammt noch mal?«
    »Weil ich nicht glauben«, wiederholte Wilhelm.
    Marianne stampfte mit dem Fuß auf.
    »Aber das war die Wahrheit!«
    »Nein.«
    »›Nein‹ sagen Sie? Sie halten mich also für eine Lügnerin?«
    »Alle Frauen sein manchmal das.«
    »Nicht ich!«
    »Doch, alle.«
    Marianne stampfte noch einmal.
    »Wilhelm, sind Sie

Weitere Kostenlose Bücher