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Glück muß man haben

Glück muß man haben

Titel: Glück muß man haben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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durchaus nicht erlaubte. Doch das vergaß sie leider nur allzu oft.
    Im ersten Moment reagierte sie überhaupt nicht, als Wilhelm seinen Wunsch geäußert hatte, so daß er sich gezwungen sah, ihn etwas lauter zu wiederholen, da er dachte, die Verkäuferin hätte ihn nicht gehört.
    »Zwei Karten, bitte.«
    Das Weib hatte ihn aber durchaus verstanden.
    »Welche?«
    »Zwei gute.«
    »Welche gute?«
    Wilhelms Blick wurde zum erstenmal etwas hilflos. Es gab noch so vieles, was ihm in diesem Land fremd war.
    »Gute«, wiederholte er achselzuckend.
    »Welche gute? … Erster Platz? … Sperrsitz? … Loge?«
    Wilhelm zögerte. Seine Unsicherheit wuchs. Nervös sagte er: »Können Sie raten?«
    Das reichte der Karten Verkäuferin.
    »Soll das ein Witz sein?« fing sie an zu keifen. »Ich soll raten, was für Wünsche Sie haben? Und wie lange, denken Sie, soll ich dazu brauchen? Fragen Sie mal die Leute hinter Ihnen.«
    Wilhelm hatte das Wörtchen ›mir‹ nicht eingebaut gehabt. Gemeint hätte er: ›Können Sie mir raten?‹
    Das war ein großer Unterschied, aber nun zog das Mißverständnis zwischen Wilhelm und der Kartenverkäuferin schon Kreise.
    »Wohl nicht ganz dicht?« sagte einer von denen, die den Schwanz der Schlange bildeten.
    Ein zweiter stieß ins selbe Horn: »Zu heiß gebadet worden als Kind, nehme ich an.«
    Richtig Öl ins Feuer goß aber erst ein dritter mit der höhnischen Frage:
    »Wieder ein Ausländer, was?«
    Daß der Mann des Anstoßes keiner war, der zu ihnen gehörte, hatten längst alle erkannt, an der Spitze die Kartenverkäuferin, die nun jedoch merkte, daß sie da einen Stein ins Rollen gebracht hatte, der vielleicht gefährlich werden konnte.
    »Seien Sie vernünftig«, sagte sie deshalb zu Wilhelm, »lassen Sie die anderen vor und überlegen Sie, für welche Karten Sie sich entscheiden wollen. Wenn Sie sich schlüssig geworden sind, können Sie sich ja wieder anstellen. Zeit ist noch genug. Die Vorstellung beginnt erst in 20 Minuten.«
    Wilhelm blickte sie ausdruckslos an, nickte dann und sagte: »Gut.«
    Marianne war in die Betrachtung attraktiver Filmschauspieler versunken, deren Fotos an den Wänden ringsum hingen. Was an der Kasse vorgegangen war, hatte sie nicht mitbekommen. Als aber nun Wilhelm zu ihr zurückkam und ihr seine Panne eingestand, schoß Empörung in ihr hoch, und sie sagte: »Kommen Sie, die sollen uns gernhaben, wir gehen woanders hin.«
    »Warum?« fragte Wilhelm ruhig.
    »Damit die lernt, netter zu ihren Kunden zu sein«, antwortete Marianne.
    Das ist zwar der egal, dachte sie dabei, aber irgendwie muß man ja reagieren.
    Wilhelm folgte Marianne, als sie zum Ausgang strebte, da er keine andere Wahl hatte. Auf halbem Wege blieb er aber wie angenagelt stehen. Einer aus der Schlange, an der sie vorbei mußten, hatte klar und deutlich gesagt: »Ausländernutte!«
    Auf wen das zielte, war nicht im geringsten zweifelhaft. Marianne schien jedoch nichts gehört zu haben. Nur einen winzigen Augenblick hatte es so ausgesehen, als ob auch sie stehenbleiben wolle, doch dann setzte sie ihren Weg fort.
    »Einen Moment!« rief ihr Wilhelm nach.
    »Kommen Sie«, lautete ihre Erwiderung.
    »Gleich.«
    Die Schlange bestand aus sieben Männern. Wilhelm faßte sie alle ins Auge und frage: »Wer?«
    Die Kerle grinsten einander an. Einer richtete an alle die Frage: »Was will der?«
    »Wer?« wiederholte Wilhelm mit harter Stimme.
    »Was wer?« fragte ihn der gleiche.
    »Wer hat beleidigt Dame bei mir? Du?«
    »Nein, aber das hätte jeder von uns sein können.«
    »Wilhelm!« rief Marianne von der Tür her, wo sie angehalten und sich nach ihm umgedreht hatte.
    »Gleich, Marianne.«
    »Kommen Sie, ich fühle mich nicht beleidigt.«
    »Aber ich. Ich weiß, daß ›Ausländer‹ sein hier ein Schimpfwort.«
    Marianne sah, was sich zusammenbraute, und rief ängstlich: »Sie sind doch gar keiner!«
    Der Kerl, dem Wilhelm gegenüberstand, war so groß und breit wie ein Schrank. Er kaute auf einem Kaugummi herum und grinste überlegen. So hatte er das schon x-mal in Western gesehen. Auch der einschlägige Tonfall war eingeübt.
    »Was bist du denn dann für einer?« fragte er schleppend.
    »Deutscher.«
    »Das glaubst du ja selbst nicht. Woher denn?«
    »Aus Rußland.«
    »Ach ja, aus Rußland«, höhnte der Kerl und wandte sich wieder den anderen zu. »Das hätten wir uns ja gleich denken können, daß das des Rätsels Lösung ist – aus Rußland! Von dort kommen die ja jetzt massenweise, um

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