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Glück muß man haben

Glück muß man haben

Titel: Glück muß man haben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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jene erotische Spannung in der Luft, deren Entladung eigentlich unvermeidlich schien. Das war aber nur am Anfang der Fall.
    Was mache ich, fragte sich Marianne, wenn er seine Tasse leer hat, ich die meine auch, und die Situation gefährlich wird? Das muß sie doch wohl werden. Habe ich mir das rechtzeitig überlegt?
    Wilhelm dachte vorübergehend an Natascha im fernen Rußland, der er versprochen hatte, sie nicht zu vergessen. Wenn sie jetzt hier wäre in diesem Zimmer, zusammen mit mir, was würde sie dann sagen? Ich weiß es nicht, dachte Wilhelm – doch, ich weiß es! Ganz genau sogar!
    ›Trink rascher, Wilhelm, ich bin schon fertig, komm her …‹
    Und ich ließe mich nicht zweimal bitten, dachte er, leerte seine Tasse, sah, daß Marianne seinem Beispiel folgte, und fragte sie: »Genug? Oder noch?«
    »Nein, danke.«
    »Ich auch genug.«
    Was mache ich, dachte Marianne, wenn er jetzt …
    Sie saßen sich am Tisch gegenüber. Wilhelm erhob sich.
    Rasch fragte ihn Marianne: »Was tun Sie?«
    »Tassen in Küche tragen.«
    Ein Aufschub also.
    Marianne war sich aber im klaren darüber, daß sie sich entscheiden mußte, wie sie sich verhalten wollte, wenn sie nach Wilhelms Rückkehr auf die Probe ihres jungen Mädchenlebens gestellt werden würde.
    Die Zeit war kurz. Wilhelm erschien schon nach einer Minute wieder. Das reichte nicht für Marianne, um in einer so schwierigen Frage Klarheit zu gewinnen. Wenigstens hatte aber Marianne die gering bemessene Frist doch dazu nützen können, ihren Platz auf dem harten Stuhl mit einem auf der viel weicheren Couch zu vertauschen. Ich hoffe, das versteht er nicht falsch, dachte sie allerdings dabei.
    Wilhelm hielt es als erstes für nötig, ihr mitzuteilen, daß er die Tasse der Frau Krupinsky gleich wieder in den Küchenschrank gestellt habe, sogar in gespültem Zustand. Dann setzte er sich, und zwar wieder auf seinen Stuhl.
    »Wilhelm«, sagte Marianne, »Sie machen mir doch sicher gern eine Freude?«
    Er nickte nur stumm, tat dies jedoch so feierlich, daß es nachdrücklicher wirkte als jeder laute Schwur.
    »Dann«, fuhr Marianne fort, »müssen Sie mir etwas erlauben.«
    »Was?«
    »Daß ich Ihren Bestand an Haushaltsgegenständen etwas vergrößere.«
    »Haushaltsgegenständen?«
    »Geschirr, Besteck und so weiter. Daran haben wir in unserem Gasthaus einen solchen Überfluß –«
    »Nein!«
    »Was nein?«
    Wilhelms Miene hatte sich plötzlich verfinstert.
    »Sie das werden nicht tun!«
    »Aber, Wilhelm –«
    »Nein! Jedes Wort sein überflüssig!«
    »Wilhelm«, versuchte es Marianne noch einmal, »sehen Sie doch –«
    »Nein, sagen ich!«
    »Warum?«
    »Das ich müssen nicht erklären. Das Sie selbst wissen.«
    »Gar nichts weiß ich!« wurde Marianne zornig, dämpfte aber gleich wieder ihre Lautstärke. »Es sei denn, Sie kommen mir mit dem Wort ›Stolz‹. Das könnte ich mir allerdings nicht vorstellen.«
    »Doch!«
    »Doch?« Sie schüttelte den Kopf. »Dann muß ich mich korrigieren. Sie sind lange nicht so intelligent, als ich dachte.«
    »Mir sein egal.«
    »So?«
    »Stolz sein für Mann mehr wichtig als Intelligenz.«
    Marianne merkte, daß sie hier auf Granit biß, und verstummte. Sie wäre aber kein weibliches Wesen gewesen, wenn sie nicht gedacht hätte, dich kriege ich schon noch, laß dir nur Zeit; wär ja gelacht, wenn ich das nicht schaffen würde.
    Das Gespräch zwischen den beiden schien nun zu erlahmen. Eine Folge des Streits? Gewiß nicht. Es schloß sich eben, wie das oft geht in später Stunde, jene Phase an, von der schon gesagt wurde, daß sie still – von den Bahnhofsgeräuschen abgesehen – und trotzdem schön verlief.
    Als sich aber immer noch keine Anzeichen ergaben, welche die Befürchtung Mariannes genährt hätten, daß ihr die Situation über den Kopf wachsen könnte, begannen sich in ihr nagende Zweifel zu regen, Zweifel nicht an Wilhelm, sondern an ihrer eigenen Person.
    Was ist denn los, stimmt etwas nicht mit dir? Reize ich ihn denn gar nicht? Normalerweise müßte ich doch schon längst alle Hände voll zu tun haben, ihn mir vom Leib zu halten. Natürlich bin ich froh, daß das nicht der Fall ist, und das spricht auch für ihn – aber spricht es auch für mich?
    Er kommt aus der Küche zurück und erzählt mir, daß er die Tasse gespült und in den Schrank gestellt hat, statt mir ganz andere Dinge zu sagen; statt zu versuchen, mich zu küssen – wenigstens das. So läuft das doch normalerweise, wenn ich ihm

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