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Glück muß man haben

Glück muß man haben

Titel: Glück muß man haben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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»Einhundertneunundachtzigtausendneunhundertzweiundsiebzig.«
    Ihr Blick ging wieder zu Theodor.
    »Tatsächlich«, sagte sie. »Fast einhundertneunzigtausend Mark.«
    Die Zeitung entglitt ihren Fingern, kam auf ihre volle Kaffeetasse zu liegen. Schnell riß Theo sie wieder an sich, um sie vor dem Schaden, den er befürchtete, zu bewahren.
    »Die lasse ich mir einrahmen«, verkündete er dabei. »Verstehst du jetzt meine Angst um sie, Bina?«
    Sabine nickte, blickte verwirrt um sich, wußte nicht, wohin mit ihren Händen, da ihr das Strickzeug abging, nahm unbedacht einen zu großen Schluck Kaffee, verschluckte sich prompt, hustete und erklärte schließlich, daß sie es immer noch nicht fassen könne.
    Theodor verstaute den Totoschein in seiner Brieftasche.
    »Glück muß man haben«, sagte er. Dann trug er ihr in aller Strenge auf, kein Sterbenswörtchen von dem Gewinn verlauten zu lassen. Am besten wäre es, meinte er, auch Marianne davon nichts zu sagen.
    »Wo bleibt sie überhaupt?« fragte er. »Jeden Tag kommt sie später herunter.«
    »Wahrscheinlich hat sie wieder die halbe Nacht gelesen«, antwortete Sabine. »Du mußt ihr das einmal sagen, daß das Wahnsinn ist.«
    »Ich? Warum nicht du?«
    »Weil das Wort eines Vaters mehr Gewicht hat.«
    Nach kurzem, bitterem Lachen sagte Theo sarkastisch: »Das war einmal so in unserer Familie. Die reagiert doch überhaupt nicht mehr darauf, wenn ich mit ihr spreche. Es ist, als ob sie mich nicht hören würde. Siehst du denn das nicht? Wo die mit ihren Gedanken ständig ist, das würde ich gerne einmal wissen.«
    Das weißt du sehr gut, dachte Sabine, und ich auch – aber sie sagte: »Du übertreibst.«
    »Keineswegs.«
    »Auf jeden Fall bin ich nicht deiner Meinung, daß wir ihr den Totogewinn verheimlichen sollen, Theo.«
    »Warum nicht?«
    »Weil so etwas doch eine freudige Sache für die ganze Familie ist, und weil es deshalb auch auf Marianne eine positive Wirkung haben könnte.«
    »Stimmt«, pflichtete Theo bei. »Das wäre möglich. Sagst du es ihr, oder soll ich?«
    »Du! Du bist der Gewinner. Spann sie aber nicht solange auf die Folter wie mich.«
    »Habe ich dich –«
    Theo brach ab und lauschte.
    »Sie kommt«, sagte er.
    Mariannes Gruß, mit dem sie über die Schwelle trat, war der übliche.
    »Guten Morgen.«
    »Guten Morgen, mein Kind«, sagte Sabine.
    Und Theo: »Guten Morgen, Marianne.«
    »Tut mir leid«, entschuldigte sich Marianne, Platz nehmend, »ich habe verschlafen. Hoffentlich habt ihr nicht auf mich gewartet.«
    Mutter Sabine war schon dabei, ihr Kaffee einzuschenken.
    »Du liest im Bett zu lange«, sagte sie mit mildem Tadel in der Stimme. »Vater wollte dir sagen, daß das Wahnsinn ist.«
    »Und warum sagt er mir das nicht selbst?« fragte Marianne ironisch.
    Theo dachte an die Folter, auf die er niemanden mehr spannen sollte, und hielt sich daran, indem er verkündete: »Weil ich dir heute etwas anderes sagen möchte.«
    »Was denn?« fragte Marianne absolut uninteressiert.
    »Wir haben im Toto gewonnen.« Theo sagte mit voller Überlegung ›wir‹.
    Mariannes Reaktion war die denkbar knappste.
    »So?«
    Sie sah, daß Sabine ihr ein Brötchen schmieren wollte und wehrte ab: »Nein, Mutter, bitte nicht.«
    »Warum nicht?«
    »Ich habe keinen Appetit.«
    »Du sollst aber etwas essen!«
    »Ich mag nichts.«
    »›Ich mag nichts, ich mag nichts‹«, regte sich Sabine auf. »Von dir hört man nichts anderes mehr. Bist du dir im klaren darüber, wo das hinführen muß?«
    »Ich kann es mir nicht hinunterzwingen, Mutter«, antwortete Marianne, worauf Sabine resignierend Messer und Brötchen weglegte.
    Nun erinnerte Theo noch einmal an das, was er bereits verkündet hatte: »Wir haben gewonnen, Marianne.«
    »Das sagtest du schon.«
    »Und zwar ziemlich hoch.«
    »Gratuliere. Du wirst dich freuen.«
    »Du dich nicht?«
    Weil ihr klar war, was von ihr erwartet wurde, erwiderte sie: »Doch, ich mich auch.«
    »Aber die Summe scheint dich nicht zu interessieren?«
    »Sicher.«
    »Warum fragst du dann nicht danach?«
    »Dann frage ich hiermit danach: Wie hoch ist sie?«
    Theos Blick wechselte von seiner Tochter zu seiner Frau.
    »Sag es ihr, Bina.«
    »Das ahnst du nicht, Marianne«, kündigte Sabine an.
    »Nein, Mutter.«
    »Einhundertneunzigtausend Mark.«
    »Nur?«
    Sabine öffnete den Mund, um etwas zu sagen, schloß ihn aber nach diesem ›Nur?‹ wieder. Sie blickte Theo an, und Theo sie. ›Nur?‹ hatte Marianne gesagt. Was hatte sie sich

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