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Glück muß man haben

Glück muß man haben

Titel: Glück muß man haben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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ihm und dem Chef eine gewisse Distanz bestand.
    Als er den ›Brunnen‹ betrat, hatte er den Entschluß gefaßt, ein halbes Stündchen zu bleiben und sich einen Schluck zu genehmigen. Daß dann dieses halbe Stündchen sich ausdehnen und zu einer ganz wichtigen Phase im Leben eines Gelsenkircheners werden sollte, ahnte er nicht.
    Das Gastzimmer war nicht übermäßig besetzt, aber der Lärm, der aus dem Nebenzimmer drang, deutete darauf hin, daß dort lebhafter Umsatz gemacht wurde. Ein zweites Anzeichen, das darauf auch noch hindeutete, war, daß der Kellner, zu dessen Revier das Nebenzimmer gehörte, zwischen demselben und der Theke ganz schön hin und her gejagt wurde.
    Heinrich trank sein Bier an der Theke. Das gleiche tat auch ein auffallend kleiner Mann, der bereitwillig ein bißchen zur Seite gerückt war, als Heinrich an den Tresen trat. Nach dem ersten genußvollen Schluck nickte Heinrich, das Glas absetzend, hin zur Nebenzimmertür und sagte zum Wirt, der, wie gewohnt, hinter seinen Zapfhähnen stand: »Mordsbetrieb.«
    »Geburtstagsfeier«, sagte Pit Schmitz.
    »Schätze, die werden bald singen.«
    »Fußball-Lieder«, mischte sich grinsend der auffallend kleine Mann ein.
    »Fußball-Lieder?«
    Pit Schmitz, den Heinrich fragend anblickte, lieferte die nötige Erläuterung. Seine Gäste im Nebenzimmer, sagte er, seien eine ganze Fußballmannschaft. Sie kämen regelmäßig her. Nette Jungs. Von einer Firma. Eine Firmenmannschaft also. Der Chef selbst sei heute auch mit von der Partie, zu Ehren desjenigen, der Geburtstag habe. Dieser sei nämlich der absolute Star der Mannschaft.
    »Das sagt Ihnen wohl nicht viel – Star einer Firmenmannschaft?« mischte sich wieder der auffallend kleine Mann ein.
    »Sind Sie auch einer von denen?« entgegnete Heinrich.
    Der kleine Mann schüttelte den Kopf.
    »Nicht direkt.«
    »Doch«, sagte Pit Schmitz zu ihm, »du gehörst dazu, ganz und gar, das weiß jeder.«
    Die beiden kannten sich also auch schon länger.
    »Wie oft spielen die eigentlich so?« fragte Heinrich.
    »Wie oft? Was sagst du?« gab Schmitz die Frage an den kleinen Mann weiter. »Du kennst doch den Turnus genau, Stummel.«
    »Jede Woche. Sie können sich nicht mehr retten vor Einladungen. Alle wollen den großen Star sehen.«
    Nun macht aber mal 'nen Punkt mit eurem großen Star, dachte Heinrich. Was kann das schon sein, der Star einer Firmenmannschaft.
    Trotzdem sagte er, um die beiden nicht zu enttäuschen: »Ihr macht einen ja direkt neugierig auf den.«
    Stummels Miene wurde plötzlich zu der eines Leichenbitters, während er meinte: »Leider geht er uns bald durch die Lappen.«
    »Wieso?«
    »Weil ihn uns die Bundesliga wegschnappen wird. Das ist unvermeidlich. Ich wundere mich, daß das nicht schon längst geschehen ist. Aber an dem Tag, an dem ihn der erste Trainer sieht, wird's soweit sein.«
    Die Bundesliga? Heller Wahnsinn! Heinrich mußte sehr an sich halten, um nicht laut herauszulachen und sich an die Stirn zu tippen. Doch dann schwand dieser Impuls, als er hörte, daß der kleine Mann, den Pit Schmitz ›Stummel‹ genannt hatte, fortfuhr: »Wissen Sie, das ist so, der war in Rußland auf dem Sprung in die Nationalmannschaft der Junioren. Vor einem halben Jahr kam er als Aussiedler hierher nach Gelsenkirchen. Er ist einer, dem man die Würmer aus der Nase ziehen muß. Ein anderer an seiner Stelle hätte großmächtige Sprüche geklopft – er hat uns bis vor kurzem noch verheimlicht, was mit ihm überhaupt los war – dort drüben. Nur unser Chef war so schlau, ihm einiges auf den Kopf zuzusagen, und dann mußte er Farbe bekennen. Aber auch nur das Nötigste. Ich bin sicher, daß er uns längst noch nicht alles erzählt hat. Er ist ein Eigenbrötler, wissen Sie. Lebt meistens für sich allein. Hockt ständig auf seiner Bude und büffelt. Will sich weiterbilden, sagt man. Daß er heute hier mitmacht, ist ein großer Ausnahmefall. Ging aber nicht anders, weil er zu seiner eigenen Geburtstagsfeier nicht gut einen Vertreter schicken konnte. Das hätte er jedoch am liebsten getan.« Stummel wandte sich dem Wirt zu. »Oder stimmt das nicht, Pit?«
    »Ganz genau«, nickte Schmitz.
    Mit skeptischer Miene sagte Heinrich zu Stummel: »Ein solches As wäre aber dem Namen nach, auch hier bei seinem Eintreffen aus Rußland schon bekannt gewesen. Er war doch Nationalspieler, sagten Sie.«
    »Nein«, wiedersprach Stummel, »ich sagte, daß er auf dem Sprung in die Junioren-Nationalmannschaft war. Zur

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