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Glücksboten

Glücksboten

Titel: Glücksboten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie Fforde
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den Löffel abgibt. Sie muss die letzten siebzig Jahre darauf verwandt haben, sich mit Unordnung zu umgeben.«
    Perdita beschloss, das als Kompliment zu nehmen.
    Kitty war nicht allzu traurig, dass Roger nicht mehr bei ihnen wohnen würde.
    »Du musst tun, was immer du für richtig hältst, Liebes. Ich mache dir ohnehin schon genug Arbeit.«
    Perdita, die sich überlegt hatte, ob sie nicht Rogers Erwartungen in Bezug auf Kittys Nachlass erwähnen sollte, entschied sich dagegen. Sie wollte Kitty damit nicht belasten. Wenn es Kittys Wunsch war, dass Roger alles bekommen sollte, sollte sie schließlich nicht glauben, dass sie, Perdita, sich in irgendeiner Weise vor den Kopf gestoßen fühlte. Und wenn sie das Thema anschnitt, würde Kitty genau das annehmen.
    Der Sommer verging in einem Nebel immer neuer Besucher für Kitty. Die Profis darunter waren Therapeuten, Krankenschwestern, Ärzte und verschiedene Pfleger; dann kamen noch die gesellschaftlichen Besuche dazu. Roger erschien meistens, wenn Perdita außer Haus war. Ob das Takt oder glücklicher Zufall war, wusste sie nicht, aber es bedeutete, dass sie eine Konfrontation zu einer Zeit vermeiden konnte, da sie überaus unbequem gewesen wäre. Dann waren da noch die alten Freunde, die Kitty seit Jahren nicht mehr gesehen hatten und die jetzt zu längeren Visiten erschienen. Ständig kamen Nachbarn mit Blumen aus dem Garten, selbst gemachter Marmelade und Zeitschriften vorbei. Perdita wusste nie, wer sie begrüßen würde, wenn sie zum Mittagessen oder nach einem Tag in ihren Tunneln nach Hause kam. Wenn sie und Roger einander einmal über den Weg liefen, behandelte er sie mit unerfreulicher Vertraulichkeit. Perdita erwartete förmlich von ihm, dass er ihr auf eine übertriebene Weise zuzwinkern und ihr versichern würde, dass »er für sie sorgen würde«. Sie wusste, wäre Kitty sie selbst gewesen, hätte sie ihn auch nicht ausstehen können.
    Obwohl Perdita selbst ihn nur selten zu Gesicht bekam, gehörte Lucas zu den treuesten Besuchern. Er brachte Essen mit: kleine Stückchen Entenbrust, Trüffel oder gebutterten Spinat, alles in winzigen Portionen und wunderschön angerichtet. Kitty, deren Appetit schlecht war, aß jeden Bissen davon auf.
    Die Fürsorge für Kitty wurde schwieriger. Wenn sie sie baden wollten, waren zwei Helfer nötig, und Kitty wurde inkontinent. Der Arzt erklärte Perdita, dass Kitty jetzt wirklich zwei Krankenschwestern benötige, da die freundlichsten Nachbarn der Welt sie nicht auf eine Bettpfanne setzen konnten und Kitty nachts oft aufwachte.
    Zwischen Kitty und Perdita wurde ein Babyfon installiert, sodass Perdita ihre kranke Freundin nachts hören konnte, falls sie etwas brauchte. Perdita gewöhnte sich daran, zu Kitty hinunterzulaufen, bevor sie auch nur richtig wach war. Roger kam fast jeden Tag vorbei, und Perdita floh dann in ihre Tunnel, um dort Zuflucht zu suchen.
    Eines Morgens besuchte Janey sie dort.
    »Hi!« Perdita war überglücklich, einen Menschen zu sehen, der nicht zu der Welt von Bettpfannen, unverbindlichem Geplauder und dem öligen Roger gehörte. »Wir haben uns seit Ewigkeiten nicht mehr getroffen! Hat Lucas dich weggelassen?«
    Janey nickte. »Da William die Lieferungen ausfährt, bekomme ich dich nie mehr zu Gesicht.«
    Perdita grub ihre Gabel in den Boden. »Ich weiß. Ich bekomme heutzutage niemanden mehr zu Gesicht außer Pflegern, Therapeuten, Kitty und ihren Freunden. Und Roger.« Sie schauderte. »Tut mir Leid!«
    »Schon gut. Ich weiß, wie viel du um die Ohren hattest. Lucas meint, du seist nie dort, wenn er Kitty besucht. Ich bin nur gekommen, um dich um einen Gefallen zu bitten.«
    Perdita seufzte. »Solange du nichts von meiner Zeit haben willst, lautet die Antwort wahrscheinlich: ja. Worum geht es?«
    »Um dein Haus. Du wohnst im Moment doch nicht dort, oder?«
    »Hm, nein. Ich wohne bei Kitty. Ich benutze mein Haus nur, um mir Kaffee und Tee zu kochen. Apropos, hättest du gern eine Tasse?«
    »Wenn du nicht zu viel zu tun hast, schrecklich gern.«
    Perditas Küche und Wohnzimmer waren ihres geborgten Prunks beraubt worden, der samt und sonders an die verschiedenen Antiquitätenläden zurückgegeben worden war, aber ihre eigenen, vertrauten Dinge waren noch nicht zurückgestellt worden. In der Küche befanden sich nach wie vor der neue Herd und die Arbeitsfläche sowie eine Schüssel Erbsen, die sie in der Spüle eingeweicht hatte, und verschiedene Schüsseln mit keimenden Linsen, aber es fand sich

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