Glücksboten
Anspruch erheben zu dürfen, nur weil sie und Kitty einander liebten.
Zu guter Letzt beschloss sie, lange und gründlich nachzudenken, bevor sie zu einem Entschluss kam, und sie entschuldigte sich, um früh zu Bett gehen zu können. Es war eine gewaltige Erleichterung, auf dem Küchentisch eine Notiz von Roger vorzufinden, die ihr mitteilte, dass er abberufen worden sei. Perdita überprüfte in einem Anfall von Gehässigkeit, ob er nicht das Silber mitgenommen hatte. Erst später fiel ihr ein, dass er möglicherweise losgezogen war, um ein neues Testament für Kitty aufsetzen zu lassen oder etwas ähnlich Schäbiges, aber selbst wenn er das getan hatte, stand es nicht in ihrer Macht, etwas daran zu ändern.
Die Dreharbeiten, die eigentlich drei Tage dauern sollten, zogen sich über fünf in die Länge. Perdita fiel es langsam schwer, ihr Geschäft weiter in Gang zu halten. Ronnie und Lucas hatten sich beide einverstanden erklärt, ihr abzunehmen, was immer sie ihnen geben wollte, sodass sie alles, was zu schießen drohte, sofort großzügig ernten konnte. Aber als sie am dritten Drehtag nach ihren Saatbehältern sah und feststellte, dass der kleine Beutel Silikatgel rosa geworden war, was auf Feuchtigkeit schließen ließ, machte sie sich doch Sorgen. Sie sparte von Jahr zu Jahr eine Menge Samen auf, aber wenn sie weiterhin frischen Salat produzieren wollte, um die ermatteten Gaumen von Chefkoch und Bon Viveur in Versuchung zu führen, musste sie teures Saatgut aus anderen Quellen kaufen.
Die meisten Samen schienen nach wie vor in gutem Zustand zu sein, aber der Beutel, der rosa geworden war, war nicht nur ein Hinweis auf Feuchtigkeit, sondern auch darauf, dass die Dinge Perdita entglitten. Ihre Sorgen wegen Roger machten die Sache nicht besser. Sie stand mit dem ersten Tageslicht auf, arbeitete so viel sie konnte unter den Folientunneln und ging dann heim, um sich davon zu überzeugen, dass die Kitty-Sitter für den Nachmittag auch tatsächlich kommen würden. Dann hieß es zurück in ihr Cottage, wo man ihr Make-up auflegte und wieder abnahm. Nach den Dreharbeiten eilte sie zurück zu Kitty, um sie und Beverley mit amüsanten Geschichten über Lucas' Wutanfälle zu erheitern und ihnen von der Ungeheuerlichkeit dessen, was der Produzent verlangte, zu erzählen. Am letzten Tag fragte sie Sukie, ob sie ihr ein Lächeln ins Gesicht malen könne, um ihre Gesichtsmuskeln zu schonen.
Sukie lachte. »Du siehst wirklich müde aus, ich muss schon sagen. Glücklicherweise haben wir die Technologie, um diese kleinen Rucksäcke, die sich unter deinen Augen bilden, wegzuzaubern.«
»Gut. Abgesehen von allem anderen möchte ich nicht, dass Kitty glaubt, ich sei müde.«
»Es wird schon wieder besser, wenn wir alle fort sind.«
»Ja, aber es hat mir auch Spaß gemacht. Wirklich. Es war eine vollkommen neue Erfahrung. Und Kitty und Beverley haben es so genossen, alles darüber zu hören. Tatsächlich möchte Kitty die ganze Belegschaft auf einen Drink zu sich einladen, bevor ihr alle wieder nach Hause fahrt. Ich habe ihr erklärt, dass ihr wahrscheinlich lieber gleich starten wollt, dass ich euch aber in jedem Falle fragen würde.« Perdita sah der Möglichkeit, Kitty könne sich unter die Fernsehleute mischen, ein wenig zweifelnd entgegen, aber wenigstens war Roger noch nicht wieder aufgekreuzt, obwohl er Kitty per Postkarte mitgeteilt hatte, dass er bald zurück sein werde. Vielleicht war Perdita bis dahin eine Idee gekommen, wie sie mit ihm umgehen sollte.
»Wenn wir früh Schluss machen - und Gott weiß, wir sind schon zwei Tage über die Zeit, also wird es uns vielleicht gelingen -, bin ich mir sicher, dass die Crew begeistert wäre. Sie haben von dir und Lucas so viel über Kitty gehört, dass sie sie bestimmt alle schrecklich gern kennen lernen würden.«
Und so kam es dann auch. Nach einem erfolgreichen Tag, an dem Lucas und Perdita mit Worten und dann beinahe auch mit Kochutensilien gegeneinader gekämpft hatten, konnten sie Beverley gerade rechtzeitig vorwarnen, dass sie Kittys Champagnerflaschen-Vorrat aufstöbern und in den Kühlschrank stellen solle. Dann marschierte die gesamte Crew mit Ausnahme von Lucas, der nach Grantly House zurückkehren musste, in Kittys Wohnzimmer ein.
Kitty bezauberte sie alle. Sie fand für jeden eine passende Bemerkung, sie schmeichelte allen und gab ihnen das Gefühl, wirklich talentiert zu sein, und als fast alle Fernsehleute abgefahren waren, flehte der Produzent Kitty an, ihn
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