Glücksgriff
Die Trainingsrunden liefen blendend.« Bescheiden wie immer fügte Miles hinzu: »Starte morgen aus der Pole Position. Möchtest du meine Rundenzeiten wissen?«
»Ich habe Daisy gemeint.« Miranda wusste, dass er sie neckte, doch sie musste es einfach von ihm hören.
»Habe ich es dir nicht gerade gesagt? Mission erfüllt. Sie ist fort.«
O mein Gott, dachte Miranda, deren Hände plötzlich feucht vor Schreck und Erleichterung waren. Was habe ich getan?
Es gab eine Pause.
»Du bist still geworden«, bemerkte Miles. »Hast du deine Meinung über das Lesbischsein geändert?«
»War sie sauer?«
»Ich hoffe wirklich, dass du jetzt nicht daran denkst, mich fallen zu lassen und mit Daisy abzuhauen.«
»Ich habe wirklich nicht damit gerechnet.«
»Jetzt kannst du keinen Rückzieher mehr machen. Ich wünschte, ich könnte dich heute Abend sehen.« Miles klang bedauernd. »Aber ich würde nicht schlafen und du würdest auf meine Reflexe verheerend wirken. Kommst du übrigens morgen hin?«
»Um dir beim Rennen zuzusehen? Ich weiß nicht.« Ohne Vorwarnung zog sich Mirandas Magen zusammen. Der Gedanke, Miles vom Rand her zuzujubeln, mochte in der Theorie in Ordnung sein, aber wenn es tatsächlich dazu kam, wusste sie nicht, ob sie es ertragen könnte. Hier ging es um Motorsport, nicht um Flohhüpfen.
Es war gefährlich.
»Ich fahre vorsichtig«, beruhigte sie Miles. »Halte die Geschwindigkeitsbeschränkung ein, halte mich an die Vorschriften, all das, ich verspreche es.«
»Ich glaube trotzdem nicht, dass ich das kann.« Miranda wappnete sich, erwartete, dass er sie einen Feigling nannte. »Tut mir Leid.«
Noch eine Pause, dann sagte Miles: »Macht nichts. Ich bin geschmeichelt … Was Daisy angeht, so war das Zuschauen beim Rennen vor allem eine Gelegenheit, fotografiert zu werden, die einfach zu gut war, um sie zu versäumen.«
Sein Ton war trocken. Miranda, die ihm nie erzählt hatte, was Daisy an jenem Tag im Salon ihrer Freundin am Telefon gesagt hatte, fragte sich, ob er es die ganze Zeit gewusst hatte. Als sie sprach, stak ein Kloß in ihrer Kehle. »Viel Glück für morgen, außer es bringt Unglück, dir Glück zu wünschen.«
Schauspieler sagten Hals- und Beinbruch, oder? Vielleicht sagten Rennfahrer »Reifenplatzer«.
Miles klang, als ob er lächelte.
»Wünsch mir so viel Glück, wie du magst. Und stell morgen Früh den Fernseher an. Ich habe ein Interview vor dem Rennen, und ich will, dass du es siehst.«
»Warum?«
»Keine Widerrede«, sagte Miles. »Tu’s einfach, ja?«
Miranda war am nächsten Morgen bei ihrer vierten Schüssel Cheerios, als das Interview des Rennkommentators mit Miles stattfand. Sie saß im Schneidersitz auf Florence’ Sofa und kreischte auf, als sie erkannte, warum er sie gebeten hatte zuzuschauen.
Ihr Kupferschwein hatte sein TV -Debüt; es hing an einem schmalen Lederband um Miles’ Hals. Während er sprach, öffnete Miles lässig den zweiten Knopf seines Leinenhemdes und spielte mit dem Schwein, bis der Reporter endlich gezwungen war, eine Frage dazu zu stellen.
»Das hier?« Miles grinste. »Oh, das ist ein Glücksbringer von einer sehr guten Freundin.«
Der Reporter, der sowohl für seine Fauxpas als auch für seinen direkten Stil berühmt war, fragte begierig: »Und das ist die schöne Frau in Ihrem Leben, die australische Schauspielerin Daisy Schofield, stimmt’s?«
»Nein, aber ich habe eine Nachricht für die schöne Frau in meinem Leben.« Miles lächelte gelassen in die Kamera. »Und die lautet, wenn man die Richtige trifft, weiß man das. Das ist mir passiert, und ich …«
»Nun, mehr Zeit haben wir nicht«, bellte der Interviewer aufgeregt. »Ich höre gerade, dass Ihr Teamchef unten bei den Boxen darauf wartet, mit Ihnen zu sprechen, deshalb darf ich Ihnen, Miles Harper, nun im Namen der ganzen Nation alles Glück für das Riesenrennen heute Nachmittag wünschen!«
Die Kameras wandten rasch ihre Aufmerksamkeit Miles’ großem Rivalen zu, einem hässlichen Franzosen mit einem Gesicht wie eine vertrocknete Walnuss, und Miranda schaltete Fernseher und Video ab. Sie konnte das Rennen einfach nicht anschauen und wünschte, sie wüsste, wie sie die nächsten Stunden überstehen sollte.
Sie wünschte, der Kommentator hätte nicht gerade mit dem Interview aufgehört, als die Dinge interessant wurden.
Gerade als sie halb mit dem Putzen des Küchenbodens fertig war – Himmel, was musste sie verzweifelt sein! –, läutete es an der Tür.
Sie
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