Glücksgriff
Spiegelbild.
»Nicht Greg!«
»Ach, komm, sehe ich so dumm aus? Natürlich nicht Greg.«
»Wer dann?«
»Warte bis Montag.« Miranda hatte genug Vorwürfe für einen Abend gehört; sie brauchte ganz sicher nicht noch eine rotzige Predigt von Fenn. »Ich werde es dir erzählen, ich verspreche es.«
Entweder das oder auswandern.
Das Telefon klingelte am nächsten Morgen um halb sieben, als Miranda auf dem Klo war. Typisch. Die Unterhose auf Halbmast, brach sie sich beinahe beide Beine, als sie nach unten stürzte, um beim dritten Läuten abzunehmen, da dreimal Klingeln Glück brachte.
Gerade noch rechtzeitig nahm sie ab und keuchte: »J-ja?«
»He, schweres Stöhnen, das liebe ich am meisten. Hör nicht auf, noch mehr.« Miles klang fröhlich. »Weißt du was, du könntest fünfzig Pfund pro Minute dafür nehmen.«
»Hast du mit Daisy Schluss gemacht?« Es hatte keinen Sinn, sie konnte einfach nicht locker und gelassen sein – sie hatte die ganze Nacht hellwach und mit angespannten Nerven verbracht.
»Versuch es noch. Ich tue mein Bestes, aber sie nimmt es nicht schrecklich gut auf.«
»Was macht sie?« Miranda kämpfte darum, ihr Höschen hochzuziehen, was mit einer Hand nicht leicht war.
»Nimmt meine Wohnung auseinander.« Während Miles sprach, hörte man im Hintergrund ein Krachen. »Himmel, und ich soll um acht hier raus sein.«
Miranda fühlte sich schrecklich, als ob alles ihre Schuld wäre. Er musste für die ach so wichtigen Qualifying-Runden in Silverstone sein, und dank ihr musste er sich jetzt mit einer Verrückten abgeben, die sein Heim in Trümmer legte.
Ein weiteres Krachen ließ sie zusammenfahren.
»Ich hör besser auf«, sagte Miles.
»Viel Glück.«
Er klang amüsiert. »Bei den Übungsrunden oder dabei, Cruella De Vil loszuwerden?«
Er tut das alles für mich, dachte Miranda, und ihr Herz hüpfte vor Freude.
»Beides.«
Man hörte ein Klicken in der Leitung, als sich jemand über den zweiten Apparat einschaltete.
»Das ist sie, oder?«, schrie eine hysterische Stimme. »Du redest verdammt nochmal gerade mit ihr! Wie kannst du es wagen, mir das anzutun, du Sch…«
Plötzlich war die Leitung tot. Miranda legte auf und zog ihr Höschen hoch. Es hatte keinen Sinn zurückzurufen – sie konnte nur zur Arbeit gehen, niemandem davon erzählen und warten.
Neun Stunden später betrat Chloe das leere Haus und las die Nachricht, die Florence auf dem Tisch im Flur hinterlassen hatte:
Liebe Mädels,
bin von einem bösen Pfarrer mit einem Faible für alte Frauen in Stützstrümpfen entführt worden. Bin in Edinburgh, in einer Woche zurück. Treibt es nicht zu toll, während wir weg sind!
Florence hatte ein ganz neues Lebensgefühl entwickelt, seit sie sich mit Tom traf. Und das alles dank Greg, dachte Chloe und staunte über die gemeinen Tricks, die das Schicksal auf Lager hatte.
Sie machte sich eine Tasse Tee, riss das Papier von einem Schokoriegel und ging ins Wohnzimmer; sie brannte darauf, ihr Bild im Spiegel über dem Kamin zu studieren und ihre neue Frisur zu bewundern.
Hurra, sie sah immer noch toll aus. Den ganzen Tag hatten die Kunden ihr im Laden Komplimente über den Schnitt gemacht. Nun, als sie den Kopf hin und her schwang – und zusah, wie ihr Haar mitschwang –, empfand Chloe tiefe Dankbarkeit für Fenn. Der Sechziger-Jahre-Shetland-Pony-Look war für immer verschwunden; er hatte sie fast bis zur Unkenntlichkeit verschönert und ihr Selbstvertrauen unendlich gehoben.
Und sie wusste, das er Thai-Curry liebte. Vielleicht, wenn er morgen Nachmittag nichts vorhatte, könnte sie ihm zum Dank eines kochen.
Chloe war immer noch damit beschäftigt, ihr Haar hin und her zu schwingen, als das Telefon klingelte. Sie nahm ab.
»Hallo?«
»Ich weiß, du bist die, mit der er sich trifft«, zischte eine wütende weibliche Stimme, »aber du kriegst ihn nicht, klar? Er gehört mir und nicht dir, nur mir.«
Klick, aus.
48
Chloe hatte noch nie einen anonymen Drohanruf erhalten. Erschüttert wurde ihr klar, dass jemand ihre Freundschaft mit Fenn vollkommen falsch verstanden hatte. Man warnte sie, weil man auf die Zeit eifersüchtig war, die sie und Fenn zusammen verbracht hatten … Gott im Himmel, wie konnte man nur auf den Gedanken kommen, dass da etwas zwischen ihnen wäre?
Es war beunruhigend und gleichzeitig peinlich.
Ein Anruf bei der Telefonzentrale half nicht weiter. Wie vorauszusehen war, erhielt Chloe nur die Auskunft »Nummer unterdrückt«, was
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