Glücksgriff
wrang ihren Schwamm aus, zupfte die nassen Jeans zurecht und ging hin.
»O nein, nicht du schon wieder.«
»Das liebe ich an dir, deinen nie versiegenden Enthusiasmus«, bemerkte Danny. »Sag, hast du jemals daran gedacht, Samariterin zu werden?«
»Hast du je daran gedacht, Alleinunterhalter zu werden?«, äffte Miranda ihn nach. Himmel, manchmal war es verdammt verführerisch, einen nassen Schwamm in der Hand zu haben.
Danny, der ihre Gedanken las, sagte milde: »Das ist mein bester Anzug. Mir wäre es lieber, du tätest es nicht.« Er zog ihre billige Sonnenbrille aus seiner Tasche. »Ich bin nur vorbeigekommen, um die abzugeben. Du hast sie Freitagabend im Pub liegen gelassen.«
»Oh. Danke.« Widerwillig nahm Miranda die Brille entgegen.
»Ich bin überrascht, dass du hier bist«, fuhr er fort. »Dachte, du wärst in Silverstone. Ist heute nicht irgend so ein Rennen?«
»Ich wurde eingeladen. Ich wollte nicht.« Gott, das klang schwach, selbst für ihre Ohren. Danny dachte das eindeutig auch. Erzürnt von seinem wissenden Grinsen, sagte Miranda sauer: »Was soll eigentlich der Anzug? Sag mir nicht, du warst in der Kirche.«
Sie wäre lieber gestorben als zuzugeben, dass Danny tatsächlich gut aussah. Nur jemand mit zigeunerhaftem Teint – und fettfreiem Körper – konnte mit einem marineblauen Anzug, einem tiefroten Hemd und goldenem Schlips davonkommen.
»Gefällt er dir?« Dannys Augen wurden vor gespieltem Schrecken groß, und er hob die Hände. »Halt, antworte besser nicht darauf. Und nein, ich war nicht in der Kirche. Wir sind auf dem Weg zum Mittagessen.«
Einen Augenblick dachte Miranda, er lade sie ein. »Wir« wie in »du und ich«.
Dann erkannte sie, dass er es keinesfalls so meinte.
Ihr Blick fuhr automatisch zu Dannys Auto. Auf dem Beifahrersitz saß eine spektakuläre Blondine mit hochtoupiertem Haar und tief ausgeschnittenem Top, die Zeitung las und ruhig eine Zigarette rauchte.
49
»Oh.« Miranda fiel nichts ein, also fragte sie mit hoher Stimme: »Wohin fahrt ihr? Irgendetwas Schönes?«
»Ins Mirabelle.« Danny zeigte auf seinen Schlips. »Ziemlich chic, deshalb der Anzug.«
»Und ziemlich teuer.«
»Egal, sie ist es wert.« Danny drehte sich um und fing den Blick der Blondine in seinem Auto auf. Sie lächelte ihm zu und wackelte wie ein Sexkätzchen mit den Fingern.
Miranda fühlte, wie ihre Schultern steif wurden. Es war wirklich keine Eifersucht. Sie wusste nur, dass Danny kaum vorbeigekommen war, um eine Sonnenbrille abzugeben, die nur zwei Pfund fünfzig gekostet hatte.
»Na schön. Ich will dich nicht länger aufhalten.«
»Ich weiß nicht«, grübelte Danny, »es kommt mir irgendwie nicht fair vor. Da ist Miles Harper, dein geheimer Freund, der gerade das größte Rennen seines Lebens fahren will … und hier bist du, zu Hause wie Aschenputtel und schrubbst den Küchenboden.«
Miranda knirschte mit den Zähnen. »Ich habe dir schon gesagt, er hat mich gefragt, ob ich ihm zuschauen wollte.«
»Oh, stimmt, und du hast nein gesagt, du würdest lieber Florence’ Fliesen eine Ladung verpassen.«
»Du glaubst mir immer noch nicht, oder? Du denkst, ich erfinde die ganze Sache mit Miles Harper.« Miranda verlor die Geduld – o Gott, schon wieder –, riss die Tür weit auf und wies in Richtung Wohnzimmer. »Gut, lass mich es dir beweisen.«
Danny gab der wartenden Blondine zu verstehen, dass er in zwei Minuten zurück sei, und sie nickte, offenbar ungerührt.
Im Wohnzimmer ergriff Miranda die Videofernbedienung und drückte auf Zurückspulen. Sie würde Danny ein für alle Mal zeigen, dass es keine Phantasie-Affäre war. Das Band war zurückgespult, und sie drückte auf Play, ihre Finger zitterten in dem eifrigen Bemühen, dieses verhasste Lächeln aus seinem Gesicht zu wischen.
Eine Nahaufnahme von einer Frau mit einer Menge Amalgamfüllungen erschien auf dem Schirm. Ihr Mund mit orangefarbenem Lippenstift war weit offen und ihr Zäpfchen bebte, als sie Luft holte.
»… Lobet den Herren«, sang die Frau mit bebendem Sopran, während die Kamera sich auf den Rest der Gemeinde richtete, »den mächtigen König der Erde!«
»Morgenandacht aus der Norwich Cathedral«, bemerkte Danny. »Sag mir nicht, dass ich einen Blick auf dich und Miles Harper erhaschen werde, wie ihr euch hinten in der Kirche ein Gesangbuch teilt – he, schalt nicht ab, das interessiert mich!«
Er lachte immer noch, als sie ihn zur Haustür hinausschob.
»Süße, du hast nur das falsche
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