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Glücksgriff

Glücksgriff

Titel: Glücksgriff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jill Mansell
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und niemand –
niemand
– hatte sie ihr geglaubt.
    »Wenn du es wirklich wissen musst, ich habe diesen Bettler gesucht«, verkündete sie. Fenn mochte ein Schwein sein, doch sie musste es jemandem erzählen. »Du weißt schon, der, der vor dem Schuhladen sitzt?«
    »Du meinst den Bettler, dem du Alice Tavistocks Geld gegeben hast?« Fenn hob amüsiert eine Augenbraue. »Derjenige, von dem du behauptet hast, er sei kein Bettler, weil er nie bettelt?«
    »Okay, okay, reib’s mir nur hin.« Ungeduldig wedelte Miranda den Einwurf beiseite. »Egal. Es stellt sich raus, dass er gar kein echter Bettler ist. Er hungert nicht und ist nicht obdachlos – er ist ein totaler Betrüger. Ich habe ihn gestern in Hampstead Heath in normalen Klamotten gesehen. Er war mit seinem Sohn da und hat einen Drachen steigen lassen. Und du wirst nie erraten, was er für ein Auto fährt.« Ihre dunklen Augen blitzten vor Empörung, als die Worte hervorsprudelten. »Nur einen BMW .«
    Fenn versuchte, nicht zu lächeln. Arme Miranda, sie war wirklich außer sich. All ihre Illusionen so brutal zerstört.
    »Na ja, das passiert.« Seine Stimme klang mild.
    »Ich habe ihm einen Schal und ein P…« Gerade noch rechtzeitig unterbrach sie sich, »äh … eine alte Sonnenbrille gegeben.«
    Fenn nickte langsam und sagte: »Ich verstehe, eine Sonnenbrille. Immer nützlich.«
    »Ich kann nicht glauben, dass ich so dumm war. Die ganze Zeit muss er über mich gelacht haben. Ist das zu fassen?« Miranda kochte. »Ein verdammter BMW .«
    »Hast du gestern etwas zu ihm gesagt?«
    »Na ja, ein wenig, doch sein kleiner Junge war dabei. Auf jeden Fall habe ich mir eine ganze Menge mehr ausgedacht, was ich ihm heute an den Kopf werfen wollte.« Tatsächlich hatte sie die halbe Nacht wach gelegen und sich immer größere Beleidigungen überlegt. Schließlich waren es so viele, dass sie sie hatte aufschreiben müssen. »Schau, hier ist meine Liste.«
    Es war eine lange Liste. Fenn konnte sich gut vorstellen, wie sie vor dem armen Kerl auf der Straße stand und ihn anbrüllte: »Warte, warte, ich bin noch lange nicht fertig!«
    »Nun gut«, sagte er sanft zu Miranda. »Aber ich würde es vorziehen, wenn du ihn in deiner Freizeit konfrontiertest, nicht während der Arbeit.«
     
    Mittags war er nicht da.
    »Sieh es doch positiv«, sagte Bev, die Miranda zur moralischen – und körperlichen – Unterstützung – mitgeschleppt hatte. »Zumindest wirst du dein Mittagessen nicht mehr teilen müssen.«
    Das tröstete Miranda nicht. In ihrer Magengrube machte sich ein ekelhaftes Gefühl breit. Allmählich argwöhnte sie, dass sie das Ganze verpfuscht hatte.
    »Ich wette, er ist zu einer anderen Stelle gezogen.« Düster schob sie die Hände in ihre Taschen. »Verdammt, ich hätte gestern den Mund halten sollen.«
    Doch Mundhalten hatte nie zu ihren Stärken gezählt.
    Bev war nur erleichtert, dass sie mit intakten falschen Nägeln wieder in den Salon zurückkehren konnte. Sie legte tröstend einen Arm um Mirandas Schultern.
    »He, Kopf hoch. Vielleicht hast du ihn ja so erschreckt, dass er nun ehrlich geworden ist.«
     
    Um zehn vor sechs war der letzte Kunde gegangen. Miranda befand sich im Hinterzimmer, leerte den Trockner und faltete einen Berg veilchenblaue Handtücher – die Kennfarbe von Fenn Lomax – zu ordentlichen Stapeln.
    Nun ja, einigermaßen ordentlich.
    Als Bev den Kopf zur Tür hereinstreckte, lag ein merkwürdiger Ausdruck in ihrem Gesicht.
    »Da ist jemand für dich.«
    Miranda sah sie an. Es war tatsächlich ein seltsamer Ausdruck; Bev wirkte halb verzaubert, halb verblüfft.
    »Wer?«
    »Das hat er nicht gesagt. Und er kennt auch deinen Namen nicht, er hat nur darum gebeten, mit dem Mädchen mit dem Elsternhaar zu sprechen.«
    Hastig, denn Fenn würde ihr nur Ärger machen, wenn sie es nicht täte, faltete Miranda das letzte Handtuch, bevor sie sie alle in das Regal legte. Sie hatte es Fenn gegenüber nicht erwähnt – nun, das machte man doch nicht, oder? –, aber eine seiner Kundinnen war heute Morgen mit ihrem Sohn in den Salon gekommen, der eindeutig Interesse an ihr gezeigt hatte. Er war witzig gewesen. Und auch gut aussehend. Und – wie Miranda herausfand – er war Polizist!
    Sie hatte schon immer eine kleine Schwäche für Männer in Uniform gehabt. Und nun hat er keinen Dienst, dachte sie aufgeregt, und will mich wieder treffen.
    Direkt vom Arbeitsplatz weggeholt, hmm, klingt ganz nach
Ein Offizier und ein Gentleman
, überlegte

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