Glücksgriff
Überraschung für ihren siebenundachtzigsten Geburtstag geplant hatte.
Ha, dachte Florence, wer brauchte bei so einer Familie noch Feinde? Sie wollten sie abstürzen sehen, das hatten sie geplant. Hatte aber nicht geklappt, oder? Kein Wunder, dass die Alte so selbstzufrieden aussah.
Doch zehn Minuten später ließ ein Artikel auf Seite dreiundzwanzig Florence sich wirklich aufsetzen und aufmerksam werden.
THAI-BRAUT AUSSICHTSREICHE FAVORITIN FÜR COLONEL TOM .
»Du alter Teufel«, rief Florence und sah sich das Foto eines grinsenden Mannes in den Siebzigern an, der einen Arm um die Taille eines schlanken, hübschen orientalischen Mädchens geschlungen hatte. »Tom Barrett, was machst du für Sachen?«
Florence und Ray hatten Tom Barrett und seine Frau Louisa Anfang der siebziger Jahre kennen gelernt, und nach Rays Tod war Florence ihnen freundschaftlich verbunden geblieben. Das letzte Mal hatte sie Tom bei Louisas Beerdigung vor drei Jahren gesehen; danach war er nach Spanien entschwunden, um Zeit mit seiner Tochter und ihrer Familie zu verbringen und mit dem Verlust seiner geliebten Frau zurechtzukommen.
Hmm, dachte Florence, betrachtete nochmal das Foto und bemerkte anerkennend das Zwinkern in den Augen ihres alten Freundes. Sah so aus, als ob er es wirklich getan hatte. Und er hatte seine zukünftige junge Braut nach Hampstead gebracht, oder? Sie überlegte, ob er immer noch im selben Haus wohnte, in diesem Fall …
Spontan wühlte Florence in ihrer Nachttischschublade, bis sie ihr altes Telefonverzeichnis fand. Sie wählte Toms Nummer.
»Ich glaube es nicht«, rief Tom aus, »ein Anruf von der Dancing Queen höchstpersönlich! Ich schwöre, dass das Telefon heute ununterbrochen klingelt. Hast du eine Ahnung, wie viele lang verschollene Freunde aus dem Wald gekrochen sind, seit dieser Artikel in der Zeitung erschienen ist? Nicht, dass du jemals kriechen würdest, meine Liebe«, fuhr er mit seiner üblichen Galanterie fort, »du würdest tanzen.«
Florence lachte.
»Mit dem Tanzen ist es vorbei. Heutzutage krieche ich leider tatsächlich.«
»Macht die Arthritis dir immer noch zu schaffen?« Tom klang mitfühlend.
»Ach, du weißt schon, immer mal ein Zwicken.«
»Ich freue mich so, von dir zu hören!« Florence hörte eine vorsichtige Nuance in seiner Stimme. »Oder hast du angerufen, um mir zu sagen, ich hätte nicht mehr alle Tassen im Schrank?«
»Haben das alle anderen getan?«
»Komm schon. Was meinst du?«
Florence blickte auf den Artikel, der ausgebreitet auf ihrem Schoß lag.
»Du hast sie in einem Katalog gesehen und wann das erste Mal getroffen?«
»Vor drei Monaten.«
»Sie stammt aus Thailand«, bemerkte Florence. »Bist du sicher, dass sie kein Junge ist?«
Gelächter am anderen Ende der Leitung.
Schließlich brachte Tom ein »O ja« heraus.
»Das ist schon mal ein Anfang. Liebst du sie?«
»Ja«, antwortete Tom.
»Liebt sie dich?«
»Ich glaube schon.«
»Bist du wahnsinnig glücklich?«
»So glücklich, dass dir schlecht davon werden würde.«
»Nun gut«, meinte Florence, »in dem Fall bist du absolut verrückt, und ich könnte mich nicht mehr für dich freuen. Los doch, beweise diesen elenden Zweiflern, dass sie sich irren. Genieße es. Und vergiss nicht, mich zur Hochzeit einzuladen.«
»Wenn du willst, kannst du Brautjungfer sein.« Tom klang erleichtert. »Liebe Florence. Also denkst du nicht, dass ich den größten Fehler meines Lebens mache?«
»Wenn du dich amüsierst, wie kann es da ein Fehler sein? Das Letzte, was ich aus einem Katalog bestellt habe, war eine Teflonpfanne«, erzählte ihm Florence. »Und nach einer Woche ist der Stiel abgebrochen.«
»Himmel, ich hoffe, meiner tut es nicht.«
Sie musste fragen.
»Was hält Jennifer von all dem?«
Jennifer war Toms Tochter. Und Tom war ein reicher Mann. Sie war direkt betroffen.
»Oh, Jennifer ist ein Schatz. Sie freut sich, steht ganz hinter mir. Sagt, wenn ich glücklich bin, ist sie es auch. Ach«, sagte Tom begeistert, »wir müssen uns wieder treffen, es ist zu lange her. Komm doch nächste Woche zum Abendessen, Flo. Ich will, dass du Maria kennen lernst.«
Als Florence Minuten später auflegte, sank sie zurück in die Kissen und blätterte die Zeitung noch ein bisschen durch. Da sie nichts Besseres zu tun hatte, las sie ihr Horoskop:
Sie stecken tief in Ihrer täglichen Routine. Zeit, etwas daran zu ändern. Ein gelangweilter Mensch ist ein langweiliger Mensch …
»Bla, bla, bla«, machte
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