Glücksgriff
Diese Art Spott bedeutete,
vor allem wenn sie mit Handschellen an ein Himmelbett gekettet sind.
»Folie, bitte, Miranda.« Fenn klang allmählich leicht gereizt.
»Komm, lass uns die hier erst aufmachen.« Tabitha tätschelte beruhigend seinen Arm und reichte ihm die Flasche, dabei gelang es ihr, mit ihrem Handgelenk seinen Schenkel zu streifen. »Du machst das. Korken knallen lassen ist Männersache.« Sie zwinkerte Miranda wieder lüstern zu. »Armer Fenn, den ganzen Morgen so nervös. Er sieht aus, als könnte er einen Drink gebrauchen.«
Tabithas wasserstoffblonde Strähnen nachzufärben dauerte eine Dreiviertelstunde. Als die letzten ergrauenden Haarwurzeln sorgfältig bemalt und in Folie gewickelt waren, hatte das wütende Grollen aus Mirandas leerem Magen bärenhafte Dimensionen angenommen.
»Los, lauf runter und iss was.« Tabitha schwenkte ihr leeres Glas in Richtung Fenn, um ihm zu zeigen, dass er es nachfüllen sollte.
Miranda sah Fenn an, der nickte. In den nächsten zwanzig Minuten war er in Sicherheit; selbst Probier-es-mal-Tabitha würde es nicht riskieren, die Dutzende kleiner Folienpäckchen zu verrücken und ihr Haar zu zerstören.
Außerdem würden sie Ohrpfropfen brauchen, wenn Miranda nicht bald etwas zu essen bekäme.
Die Küchentür, die auf die Sonnenterrasse führte, stand offen. Als Miranda sich vor die Kühlschranktür hockte und ihr beim Anblick von Parmaschinken, marinierten Pilzen und Erdbeeren das Wasser im Munde zusammenlief, konnte sie Schreie und Platschen draußen am Pool hören.
Sie trug einen Laib Ciabatta und ihre Melone zum Tisch, als ein Pfeifen hinter ihr sie zusammenschrecken ließ. Sie fuhr herum und ließ die Melone los, die ihr aus der Hand glitt und über den Boden rollte.
»He, tolle Idee!« Es war der Blassere der beiden Männer, die sie vorher vom Fenster aus gesehen hatte. Er nahm die Melone hoch und grinste sie an. »Wasserpolo!«
»Sie können die Melone nicht nehmen«, protestierte Miranda. »Tabitha hat mich gebeten, sie aufzuschneiden …«
»Ich gehöre zur Melonenbefreiungsfront«, erklärte der Eindringling und ließ sie wie einen Basketball auf der Spitze seines Zeigefingers rotieren. »Diese Melone« – Wasser tropfte auf den gefliesten Boden, und er trat zurück – »wird frei sein!«
Er war wie der Blitz zur Tür hinaus. Miranda, die die letzte halbe Stunde nur noch an die Melone gedacht hatte, schlitterte ihm über den nassen Boden hinterher.
Sie rannte hinaus auf die Terrasse und sah, wie die Melone durch die Luft segelte. Sie landete klatschend im Pool und wurde prompt von dem anderen Mann gepackt. Er schüttelte sein blondes Haar aus den Augen und hielt die Melone triumphierend in die Höhe.
»Sie darf sie nicht kriegen«, schrie sein Freund. »Sie ist eine Mörderin.«
»Hören Sie«, Miranda versuchte vernünftig zu klingen, »Sie können mit einer Melone nicht Wasserpolo spielen.«
»Wir spielen nicht Wasserpolo«, sagte der Blonde, »wir spielen Wassermelone.«
Er grinste breit und warf sie über Mirandas Kopf, wo sie sauber von seinem Freund aufgefangen wurde. Miranda kam sich allmählich blöd vor und ging auf ihn zu.
Die Melone flog noch einmal über ihren Kopf.
»Du kannst auch mitspielen, wenn du willst«, bot der Blonde an. »Du kannst zu meiner Mannschaft gehören.«
Er war bei weitem der besser Aussehende von Tabithas beiden Spielgefährten. Mehr noch, er kam ihr quälend vertraut vor. Wenn sein Haar nicht an seinem Kopf klebte und er etwas an hätte, dachte Miranda, würde sie ihn sicher erkennen.
»Kenne ich dich?«
»Natürlich, ich bin die andere Hälfte deiner Wassermelonenmannschaft. Los«, versuchte er sie zu überreden, »spring rein. Das Wasser ist phantastisch.«
»Ich würde ja gerne Wassermelone mit euch spielen« – sie versuchte immer noch ihn zu überzeugen – »aber ich kann einfach nicht.«
Großer Fehler.
»Nicht-Können gibt es nicht!« Der in der bunten Badehose, der hinter ihr aufgetaucht war, warf die Melone wieder ins Wasser. Er packte Miranda von hinten um die Taille, hob sie auf und rannte zum Beckenrand.
Bis zur letzten Sekunde war sie überzeugt, er würde stehen bleiben.
Er tat es nicht.
Mit einem Riesenplatscher landeten sie gemeinsam im Pool. Miranda schauderte, als sich durch das eisige Wasser jede Zelle ihres Körpers vor Schock zusammenzog.
Als sie wieder an die Oberfläche geschwommen war, paddelte der besser Aussehende neben ihr.
»Na, das ist ja eine Erleichterung. Einen
Weitere Kostenlose Bücher