Glücksgriff
Moment lang dachte ich, du könntest nicht schwimmen.« Seine grünen Augen lachten, seine Stimme klang beiläufig. »Dachte, ich müsste dich retten.«
Er umklammerte immer noch die Melone. Miranda griff danach.
»O Gott, ich sehe, ich muss dir die Regeln des Wassermelonenspiels erklären.« Mühelos nahm er sie ihr ab. »Siehst du, wir sind auf derselben Seite. Du sollst die Gegner angreifen, nicht mich.«
Miranda begann mit den Zähnen zu klappern. Völlig angezogen dahinzutreiben war kein Spaß.
»Dieser P-pool ist nicht geheizt. Du hast mich angelogen.«
»Habe ich nicht.« Er grinste mit persilweißen Zähnen in einem gebräunten Gesicht. »Ich habe nur gesagt, das Wasser sei phantastisch, ich habe aber nicht gesagt, dass es warm ist.«
»Ich werde Ärger bekommen.« Miranda blickte ängstlich hinauf zu Tabithas Schlafzimmerfenster. Nichts zu sehen von Fenns saurem Gesicht, Gott sei Dank.
»Ach komm, jetzt bist du drin.« Ihr Mannschaftskollege hielt ihr die Melone verführerisch hin. »Nur ein Spiel.«
»Ich habe meine Schuhe an.«
»Zieh sie aus.«
»Ich habe noch all meine Kleider an!«
Er sagte nichts, grinste sie nur an. Seine Augen waren außergewöhnlich, erkannte Miranda nun, da sie nahe genug war, ein intensives Grünblau mit gelben Flecken.
»He, ihr beiden! Spielen wir nun Wassermelone oder nicht?«
Der in der bunten Badehose war inzwischen aus dem Pool geklettert. »Hier rüber!«, rief er und zeigte auf seine Stirn.
»Nein!« Miranda schlug beide Hände vor die Augen, als ihr Teamkollege zielte. »Du wirst ihn bewusstlos schlagen.«
»Nichts macht Johnnie bewusstlos.«
Er hatte Recht. Die Melone hatte es schlechter. Die Kraft des Aufpralls spaltete sie entzwei, und Samen und Saft flogen in alle Richtungen.
»Autsch«, sagte Johnnie, kratzte ein Stück orangefarbenes Melonenfleisch von seiner Schulter und steckte es sich in den Mund.
»Du hast sie umgebracht«, sagte Miranda zornig. »Ich werde dich bei der MBF anzeigen.«
»Zu spät«, murmelte ihr Spielpartner, als Fenn auf der Terrasse erschien. »Sieht so aus, als sei sie bereits da.«
13
Miranda kauerte auf einem Küchenstuhl, ein Handtuch um ihre Schultern und eine sich ausbreitende Pfütze Chlorwasser zu ihren Füßen. Ihre Zähne klapperten dramatisch gegen den Rand ihrer Kaffeetasse. Ihr Haar, das Fenn einer grausam flotten Trocknung unterzogen hatte, stand nach allen Seiten ab.
»Ich kann dich nirgends hin mitnehmen.«
»Es war nicht meine Schuld«, protestierte Miranda. »Tadel doch Melonenköpfchen. Er hat mich reingeworfen.«
»Aber warum muss so was immer dir passieren?« Fenn schüttelte den Kopf.
»Ich weiß nicht. Es ist einfach so.« Schon als Kind hatte ihre verzweifelnde Mutter sie unfallträchtig genannt, wie sich Miranda düster erinnerte.
»Diese bösen Jungs«, sagte Tabitha, die mit einem Arm voll trockener Kleider in der Tür erschien. »Ich werde ihnen die Leviten lesen. Hier, meine Liebe, lauf rauf in mein Zimmer und zieh die nassen Sachen aus.«
In Tabithas Schlafzimmer zog Miranda ihre durchweichten Kleider aus, trocknete sich ab und schlüpfte in ein weißes Sweatshirt und Leggings. Auf dem Bettrand sitzend zog sie ein Paar pinkfarbener Angorasocken über und fühlte etwas hinter sich knistern; sie zerrte ein Exemplar der
Daily Mail
unter dem zerwühlten Bettzeug hervor.
Tabitha hatte sie mit der Klatschseite nach oben offen gelassen, was praktisch war. Miranda beugte sich vor, um herauszufinden, womit Daisy Schofield sich Mittwochabend beschäftigt hatte.
Es klopfte an die Tür.
»Kann ich reinkommen?«
»Nur zu.«
Die Schlafzimmertür ging auf. Ihr Teamkollege, der nun vollständig angezogen und dessen Haar aus dem Gesicht gekämmt war, fragte: »Ist dein Boss sauer auf dich?«
»Nein, aber ich bin auch nicht zu begeistert von dir.« Nun, da er angezogen war, erkannte Miranda ihn sofort. Sie zeigte anklagend auf das Foto in der Zeitung. »Was hast du Mittwochabend mit Daisy Schofield gemacht?«
Er grinste.
»Bist du sicher, dass du das wissen willst?«
Kein Wunder, dass er ihr bekannt vorkam. Miles Harper, Formel-Eins-Fahrer, war vor weniger als einem Jahr in der Rennsportszene aufgetaucht, doch die Publicity, die er anzog, ließ nicht nach. Mit seinem fabelhaften Äußeren, unzweifelhaftem Talent und seiner lässigen Persönlichkeit wurde er als der neue James Hunt gehandelt.
»Ich bin nicht an intimen Details interessiert. Ich habe gemeint, warum war sie mit dir
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