Glücksgriff
hast mir gesagt, es würde nicht andauern.«
»Das weiß er. Tom ist nicht dumm. Aber er amüsiert sich, tut, was er will«, sagte Florence. »Und seine Tochter ist ihm deshalb nicht gram. Solange Tom glücklich ist, ist sie es auch. Sie bekommt keinen Nervenzusammenbruch bei dem Gedanken an all das Geld, das sie nicht erben wird.«
»Wie lange willst du die Geschichte denn aufrechterhalten?« Miranda sprach mit dem Mund voller Trüffel.
»Oh, ein paar Monate, dachte ich.«
»Ein paar Monate! Wird Bruce deinen nichtsnutzigen Lover nicht kennen lernen wollen?«
»Wahrscheinlich.« Florence zuckte die Achseln. »Aber er wird es nicht können, oder?« Sie nahm einen kräftigen Schluck Scotch. »Ich werde ihm sagen, dass Orlando schwierig in Bezug auf die Leute ist, die er kennen lernen will, und dass Bruce einfach nicht reich genug ist.«
18
Für Chloe waren die nächsten zwei Wochen ein Albtraum. Jeden Tag trottete sie in ihrer Mittagspause und nach der Arbeit von einer hässlichen Wohnung zu einer noch hässlicheren und suchte verzweifelt etwas, was auch nur annähernd bewohnbar war.
Jeden Abend, wenn ihre Mutter aus Manchester anrief, log Chloe sie munter an, behauptete, ihr gehe es gut, und vermittelte den Eindruck, dass sie nur deshalb noch keine neue Wohnung gemietet hatte, weil sie sich zwischen so vielen wunderbaren Immobilien nicht entscheiden konnte.
Und dann war da noch die Arbeit selbst, die zurzeit mehr ein Minenfeld als ein Laden war: Bruce täuschte Sorge um ihr Wohlbefinden vor, während er die ganze Zeit – das wusste Chloe einfach – verzweifelt nach einer Möglichkeit suchte, sie zu feuern. Seine Stimmung hatte sich auch nicht gebessert durch die Nachricht, dass seine Mutter sich irgendeinen skrupellosen Jüngling geangelt hatte und offenbar plante, ihr ganzes Geld auf ihn zu verschwenden, anstatt es Bruce zu geben.
»Sie ist verrückt geworden, völlig verrückt. Ich könnte sie dafür entmündigen lassen«, tobte er. »Was das Geschäft angeht«, murmelte er Unheil verkündend, »so weiß ich nicht, wie ich es zusammenhalten soll, wirklich nicht.«
Die Atmosphäre im Laden war keine glückliche. Und, typisch, je mehr sich Chloe bemühte, die perfekte Angestellte zu sein, desto mehr ging schief. Sie war noch nie zuvor zu spät aus der Mittagspause zurückgekommen und handelte sich prompt zwei Ermahnungen in einer Woche ein.
»Es tut mir so Leid, der Bus ging kaputt, und ich musste die letzte halbe Meile laufen«, stammelte sie, als sie um zehn nach zwei in den Laden stürzte. Die Wohnung, in die sie zur Besichtigung gerast war, war schon weg gewesen, bevor sie dort ankam; wieder ein Pfund vierzig an Fahrgeld vergeudet.
»Ich brauche dich pünktlich hier«, sagte Bruce zu ihr, obwohl der Laden leer war. Während er Chloes Verspätung mit heimlicher Genugtuung in seinem Kalender notierte, meinte er drohend: »So geht das nicht.«
Als sie an diesem Abend ging, sah Chloe ein Auto, das sie sofort erkannte und das in zweiter Reihe vor dem Laden parkte.
Gregs Freund Adrian winkte sie herüber.
»Chloe, es geht um deine Mutter. Diese Anrufe müssen aufhören.«
»Ich habe es ihr schon gesagt.«
Chloe wurde rot. Jeden Abend erzählte ihre Mutter ihr entzückt die Einzelheiten ihrer letzten Flut an Beleidigungen. Es war so demütigend. Ganz zu schweigen davon, dass es sinnlos war.
»Wir müssen jetzt die ganze Zeit den Anrufbeantworter angeschaltet lassen«, sagte Adrian. »Es ist wirklich eine Plage.«
»Es tut mir Leid. Ich will das genauso wenig wie du.« Chloe fummelte erregt mit der Zeitung in ihrer Hand herum. Sie musste noch drei Wohnungen anschauen und wollte auf keinen Fall zu spät kommen.
»Greg zieht sowieso nächste Woche aus, deshalb verschwendet sie ohnehin ihre Puste.« Adrian zog ein letztes Mal an seiner Zigarette und warf sie dann in den Rinnstein. »Vielleicht könntest du die Nachricht weitergeben.«
Chloes Hände wurden feucht.
»Greg zieht aus? Wohin?«
Adrian sah sie prüfend an.
»Da deine Mutter der Grund dafür ist, glaube ich nicht, dass es gut wäre, wenn ich dir die Adresse gäbe.«
Sei tapfer, sei tapfer.
»Zieht er … äh … mit seiner Freundin zusammen?«
»Das kann ich wirklich nicht sagen. Chloe, stell mir keine Fragen mehr, ja? Ich bin hier nur der Bote.«
Zumindest besaß er den Anstand, verlegen auszusehen. Chloe dachte an all die Mahlzeiten, die sie für Adrian gekocht hatte in den ersten Wochen, nachdem seine Frau ihn verlassen hatte.
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