Glücksgriff
war. Das Aufregende für Greg war die Jagd. Sobald das Neue an der Ehe sich abgenutzt hatte, hatte er allmählich das Interesse verloren.
Im Grunde hatte er nur eine kurze Aufmerksamkeitsspanne, rief sich Chloe ins Gedächtnis. O ja, und wenn es um Geld ging, war er immer ein bisschen knickrig gewesen.
»Ich dachte … ich dachte, du könntest mir vielleicht aushelfen.« Die leere Vanillecremeverpackung knisterte, während sie hilflos die Finger darum krallte.
»Leider unmöglich. Ich ziehe doch auch um. Diese neue Wohnung kostet mich ein Vermögen.«
Dieses neue Liebesnest, meinst du, dachte Chloe.
»Die Sache ist die, ich habe mit Bruce darüber geredet. Er hat mir gesagt, ich hätte gesetzlich das Recht auf Unterhalt. Wenn ich zu einem Anwalt gehe, könnte er dich …«
»Keine Chance, Chloe. Ich würde mich wehren. Du hast dieses Baby gewollt, nicht ich. Gott«, er klang angeekelt, »du bist wirklich eine blöde Kuh. Erst machst du unsere Ehe kaputt, und jetzt hast du den Nerv, von mir Unterstützung zu erwarten. Wenn du Probleme hast, ist das deine Schuld, nicht meine. Ich bin hier die unschuldige Partei und möchte verdammt nochmal nicht ausgenommen werden.«
»Ich will dich nicht ausnehmen.« Chloe wurde sofort von Schuldgefühlen heimgesucht; er hatte schon immer eine Sache mit erschreckender Wirksamkeit verteidigen können. »Aber ich bin in Not, Greg. Ich habe kein Geld, und nach dem Gesetz musst du …«
»Droh mir nicht mit dem Gesetz! Ich wechsle meine Adresse, ich kann auch den Job wechseln. Das Gesetz wird sich also ganz schön anstrengen müssen, wenn es mich zu etwas zwingen will.« Sein Ton hatte etwas Endgültiges. »Denn zuerst müssen sie mich mal erwischen.«
Chloe war am nächsten Morgen allein im Laden und fischte Styropor aus einer Kiste mit zarten Porzellanfiguren.
Als das Telefon klingelte, reagierten ihre geplagten Nerven, als ob eine Bombe hochgegangen wäre. Chloes Finger zuckten, und eine besonders zarte Porzellannarzisse, die ein blasses Mädchen vom Lande an ihren Busen presste, verfing sich an einer Ecke der Verpackung und rutschte ihr aus der Hand.
Die Figurinen waren nicht wahnsinnig teuer, doch das war nicht der Punkt. Diese Mininarzisse, dachte Chloe, konnte ihr Kündigungsgrund werden.
Sie stellte sich vor, wie sie mit gepackten Taschen in einen Bus stieg, der die M 1 entlangfahren würde.
Heim zu Mutter.
Wirklich ein schlimmeres Schicksal als der Tod.
»Hallo«, seufzte sie ins Telefon.
»O mein Gott, das bringt es aber gar nicht. Nein, nein, nein«, schimpfte eine vertraute Stimme sie gutmütig aus. »Sie sollen sagen ›Special Occasions, guten Morgen, wie darf ich Ihnen helfen?‹, und das so zuckersüß wie möglich. Es tut mir Leid, Chloe, Sie klingen auch nicht im Entferntesten wie eine hirnlose Stewardess. Sie sind sofort entlassen.«
Unwillkürlich fühlte Chloe, wie sich ihre Stimmung ein wenig hob.
Nur einen Hauch.
»Zu spät. Ich glaube, ich habe mich gerade selbst entlassen. Hallo, Mrs. Curtis. Wie geht es Ihnen?«
»Bestens. Starrt Bruce Sie an?« Florence kicherte. »Keine Sorge. Geben Sie ihn mir, ich sage ihm, er soll Sie nicht entlassen.«
»Bruce ist leider nicht da.« (Das war eine Lüge; es tat ihr nicht Leid, sie war froh.) »Er ist auf einer Messe in Birmingham. Soll er Sie anrufen, wenn er zurückkommt?«
»Keine Sorge, es ist nicht wichtig. Ich rufe ihn heute Abend an. Also«, fuhr Florence fort, »wie geht es Ihnen?«
»Oh, gut.« Wieder eine Lüge.
»Kunden im Laden?«
Verwirrt antwortete Chloe: »Nein.«
»Gut. In dem Fall hören Sie auf, höflich zu sein, und sagen mir, wie es Ihnen wirklich geht.«
Ein Kloß bildete sich in Chloes Kehle. Dies waren die ersten wirklich freundlichen Worte, die sie seit Wochen gehört hatte. Und sie kamen von Bruce’ Mutter, einer Frau, über die sie zwar viel gehört hatte – nicht nur Gutes –, doch die sie nicht einmal persönlich kannte.
»Wie es mir wirklich geht?« Sie spürte, wie heiße Tränen in ihren Augen brannten. »Nicht so toll.«
»Das kann ich mir vorstellen. Bruce hat mir die Lage geschildert«, sagte Florence in ihrer munteren, freundlichen Art. »Kompliziert ist wohl noch untertrieben. Für andere Leute auch«, fuhr sie fort. »Ich meine, sie müssen sich fragen, was sie tun sollen, wenn sie Sie sehen, Sie beglückwünschen oder bemitleiden.«
»Ich weiß.« Chloe seufzte. »Ich habe mich da in einen ziemlichen Schlamassel hineingeritten.«
»Was soll das
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