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Glücksgriff

Glücksgriff

Titel: Glücksgriff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jill Mansell
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und schrecklich teure Reisen.«
    »Okay, aber du kannst doch sicher etwas Bargeld erübrigen.«
    Bruce’ Nacken war rot geworden, was sein Unbehagen anzeigte. Normalerweise, erinnerte sich Florence, sagte sie gleich ja und kritzelte sofort einen Scheck.
    O Bruce, ich bin deine Mutter, kein lebenslanges Gourmet-Essen-Ticket.
    Laut sagte sie: »Mein Lieber, schenk mir nochmal ein, ja? Diesmal mit viel Eis.«
    In der Küche wurde wütend geflüstert.
    »Ich weiß nicht, warum sie so schwierig sein muss«, hörte Florence Verity zischen. »Du bekommst doch sowieso alles, wenn sie stirbt.«
    »Stirbt Granny?« Jason klang begeistert. »Wann, bald?«
    Wenn dies ein Thriller von P.D. James wäre, dachte Florence, müsste ich froh sein, die Nacht noch zu erleben.
    Sie rollte zur Küchentür und verkündete: »Ich bin zweiundsechzig, Verity, nicht hundertzwei.«
    »Tut mir Leid, Florence, so war das nicht gemeint.« Mit dünnen Lippen lehnte sich Verity gegen den Kühlschrank. »Aber es stimmt doch, oder? Bruce ist dein Sohn. Es ist praktisch sein Geld, und ich glaube nicht, dass du besonders einfühlsam bist. Kannst du nicht verstehen, wie demütigend es für ihn ist, dich um etwas zu bitten, was ihm sowieso zusteht?«
    Da niemand ihr einen Drink zu holen schien, rollte Florence an ihnen vorbei und machte ihn selbst.
    »Wie viel brauchst du?«
    Bruce’ Knubbelfinger spielten mit dem Knoten seiner Armani-Krawatte.
    »Fünfzehn.«
    »Fünfzehn Pfund oder fünfzehntausend?«
    Bruce war nicht in der Stimmung für Witze, warf ihr einen Blick zu und bediente sich ordentlich am Gin.
    »Ich gebe dir fünftausend«, sagte Florence.
    Verity, die aussah, als ob einige hundert Volt ihr plötzlich in den Hintern geschossen wären, jaulte auf. »Ach, komm schon, das ist nicht …«
    »Wenn es nicht genug ist«, fuhr Florence fort, »schlage ich vor, dass ihr euren glänzenden neuen Mercedes verkauft.«
    Himmel, war das befreiend! Als ob man sich aus dem engsten Korsett der Welt wand, dachte Florence entzückt. Das hätte ich schon vor Jahren tun sollen.
    »Du meinst, du willst, dass wir in Armut leben, Mutter? Ist es das?«
    »Ich denke nur, es wäre nett, wenn ihr lerntet, selbst für euch zu sorgen«, sagte Florence freundlich. »Von euren eigenen Mitteln lebtet, anstatt euch ständig auf endlose Almosen von mir zu verlassen.«
    »Okay, wenn du es so empfindest.« Bruce trank sein Glas aus und sah betont auf seine Uhr. »Egal, wir gehen besser. Mach dir keine Sorgen um uns, Mutter. Der Laden wird wahrscheinlich untergehen, wir werden das Haus verkaufen, Jason wird auf irgendeine gottverlassene staatliche Schule gehen müssen, aber das soll dich nicht eine Sekunde lang beunruhigen …«
    »Bruce, liebst du mich?«, unterbrach Florence ihn mitten in seiner Tirade.
    »Was?«
    »Liebst du mich?« Sie griff nach ihren Zigaretten und zündete sich eine an, vor allem, um Verity zu ärgern. »Bin ich dir wichtig, willst du, dass ich glücklich bin?«
    »Das ist eine lächerliche Frage.« Immer noch rot vor Wut, schüttelte Bruce den Kopf. »Natürlich.« Er legte den Arm um Veritys dünne Schultern, um das zu unterstreichen. »Wir beide lieben dich.«
    »Es ist nur so, dass ihr jetzt seit über einer Stunde hier seid.« Florence blickte die beiden unablässig an. »Und bis jetzt haben wir nur über dich geredet. Du hast mich nicht mal gefragt, wie es mir geht.«
    Sie sah, wie Verity ihn bedeutungsvoll in die Rippen stieß.
    »Mutter, tut mir Leid.« Wie ein kleiner Junge, den man zur Höflichkeit ermahnt hatte, sagte Bruce pflichtbewusst: »Wie geht es dir?«
    »Äußerst gut, danke. Ich fühle mich ziemlich – wie ist das Wort noch? – verjüngt.« Florence strahlte. »Das ist das Erstaunliche an eingefahrenen Gleisen, nicht wahr? Man erkennt nicht, wie sehr man darin feststeckt, bis jemand kommt und einen rausholt.«
    Verwirrt sagte Bruce: »Ich kann dir nicht folgen, Mutter.« Das hatte doch hoffentlich nichts mit Religion zu tun?
    »Ich habe jemanden kennen gelernt«, verkündete Florence, »der mich sehr glücklich macht.«
    »Gott im Himmel.« Bruce’ Doppelkinn bebte und zeigte sein Erstaunen an.
    »Ein Freund«, sagte Verity. »Florence, wie schön. Ich freue mich so für dich.«
    »Wir wollen das Leben genießen. Uns amüsieren«, sagte Florence. »Die Welt bereisen, stilvoll.«
    »Er ist also in Rente.« Bruce nickte anerkennend. Der Typ musste reich sein, wenn er sich solche Urlaube leisten konnte. »Was hat er

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