Glücksgriff
sie suchte, blickte sie auf.
»Am dreiundzwanzigsten April.«
»Bruce’ Hochzeitstag«, erinnerte sich Florence.
»Wir sollten zusammen zu dieser Party gehen. Nur dass Greg«, sagte Chloe resigniert, »da schon weg war.«
»Also ist er allein gegangen und hat stattdessen Miranda kennen gelernt.« Florence schnaubte abfällig. »Das war es. Wenn Elizabeth Turnbull das nächste Mal versucht, mir Tickets für so eine blöde Wohltätigkeitsparty aufzudrängen, drehe ich ihr den Hals um.«
Chloe war grenzenlos erleichtert. Greg hatte sie nicht wegen Miranda verlassen.
»Wenn ich Greg das nächste Mal sehe«, meinte Miranda, »drehe ich ihm mehr als nur den Hals um.«
Chloe unterdrückte plötzlich ein Kichern.
»Oh, Entschuldigung! Wenn wir hier über meinen Exmann reden: bist du sicher, dafür ist er lang genug?«
Miranda und Bev sahen sich an und brachen in Gelächter aus.
»Will noch jemand was zu trinken?« Fenn klang resigniert.
»Tut mir Leid, das ist eine Frauensache«, erklärte Florence. »Sie reden so. Nichts für empfindliche Männerohren.«
Dreizehn Jahre im Friseurgeschäft hatten Fenns Ohren mehr oder weniger desensibilisiert. Er hatte das Gefühl, bereits alles gehört zu haben. Sich jetzt beleidigt zu fühlen wäre so, als ob ein Status-Quo-Freak etwas gegen das Miauen der Katze von nebenan hätte. Doch Florence’ Besorgnis rührte ihn.
»Warum rufen wir nicht im Restaurant an, um zu sagen, dass wir später kommen?« Er zögerte. »Dann könnte ich Ihnen, wenn Sie wollen, die Haare schneiden.«
Miranda, die immer noch außer sich war, hatte angefangen zu rauchen und war dabei noch nachlässiger als Bev. Aus Rücksicht auf Chloes ungeborenes Kind und – unmittelbarer – auf Florence’ Stoffe waren alle nach draußen in den sonnigen Garten gegangen.
Florence fuhr mit arthritischen Fingern über ihr wild aufgetürmtes Haar. Normalerweise kümmerte sich Miranda darum, doch heute Morgen hatte sie es selbst gemacht.
»Es muss schlimm aussehen.« Florence zog eine Grimasse. »Ich nehme nicht an, dass Sie Fremde auf der Straße ansprechen und ihnen anbieten, ihre Haare in Form zu bringen.«
»Wir sind nicht auf der Straße«, gab Fenn zurück. »Und ich habe vor sechs Monaten das Rauchen aufgegeben. Es fällt mir leichter, wenn meine Hände beschäftigt sind.«
»Aus dem, was mir Miranda erzählt, entnehme ich, dass Sie das sicher tun.«
»Aus dem, was Miranda mir erzählt«, konterte Fenn sanft, »entnehme ich, dass Sie mich für schwul gehalten haben.«
Florence kicherte ohne jede Verlegenheit.
»Ich bin eine alte Frau. Zu meiner Zeit waren das alle männlichen Friseure.«
»Nun, ich nicht. Und wenn ich mit Ihnen fertig bin, werden Sie sich nicht mehr als alt bezeichnen.« Er sah zu, wie sie eine exzentrische Sammlung von Kämmen aus ihrem Haar zog und in ihren Schoß fallen ließ. »Wollen wir?«
»Warum nicht?« Florence hatte monatelang Mirandas Nervereien ertragen, sie solle sich die Haare schneiden lassen. »Wenn Sie sicher sind, dass Sie Zeit haben.«
Wie Bev mit ihrem geliebten Kalender ging Fenn nie ohne Schere irgendwohin. Als er sie aus ihrer Hülle holte, blickte er über den Tisch, an dem Miranda, Bev und Chloe wie Hexen zusammengluckten.
»Ich denke schon. Außerdem«, versicherte er Florence, »arbeite ich schnell.«
Ihre Augen, die so wach waren wie die eines Vogels, begegneten Fenns.
»Miranda hat mir das auch erzählt. Tun Sie mir nur einen Gefallen, bevor Sie anfangen?«
»Was?«
»Nehmen Sie ihr den Champagner weg.« Florence nickte in Richtung Miranda und der sich rasch leerenden Flasche, die sie an ihre Brust gedrückt hielt. »Bei dieser Geschwindigkeit wird sie den Rest ihres Geburtstag in der Horizontalen verbringen. Armes Lämmchen«, fügte sie mitfühlend hinzu, »aber nicht so, wie sie es geplant hatte.«
31
»Florence, hi. Ist Miranda bei Ihnen? Kann ich sie sprechen?«
Florence, die sofort die Stimme an anderen Ende erkannte, sagte fröhlich: »Tut mir Leid, Miranda kann jetzt gerade nicht ans Telefon kommen, sie liegt bewusstlos im Garten.«
»Verdammt.« Danny Delancey klang beeindruckt. »Alles dein Werk, oder hat ein Boxer sie k.o. geschlagen?«
»Billiger. Zwei Flaschen Moët«, erwiderte Florence, »und eine nicht gerade furchtbar angenehme Überraschung.«
»Ist sie in Ordnung?«
»O ja. Ihre Freundin Bev ist jetzt draußen und schmiert sie mit Faktor fünfzehn ein. So ist sie in jeder Hinsicht gut gerüstet. Ha! Und Fenn hat mit
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