Glücksgriff
fall nicht in Ohnmacht, bleib ruhig, setzt dich wieder, bevor du umfällst,
denk nach.
Oh, aber er war hier, er war zu ihr gekommen! Und wenn der Exmann unerwartet auf der Schwelle erscheint mit einem Strauß Blumen in der Hand, der so groß ist wie ein Weihnachtsbaum, konnte das nur eines heißen …
Ich brauche mehr Zeit, ich brauche mehr Zeit, dachte Chloe, der undeutlich bewusst wurde, dass Fenn Lomax zusah, wie sie langsam mit leeren Händen zurücktrat. Konnte das hier wirklich sein? Hatte Greg sie irgendwie ausfindig gemacht – na ja, natürlich zweifellos durch Bruce und Verity –, war er gekommen, um sie um Verzeihung zu bitten? Hieß das, dass er seine Meinung über das Baby auch geändert hatte?
O Gott, das war alles so verwirrend, sie konnte kaum denken und gleichzeitig gehen. Jeder Schritt war, als ob sie versuchte, durch ein Moor zu waten.
»Ist alles in Ordnung?«, fragte Fenn leise und duckte sich, als Bev mit einem überschäumenden Glas in einer Hand und einer von Florence’ Cocktailzigaretten in der anderen vorbeiwirbelte. Bev war dafür bekannt, aus Versehen Dinge anzuzünden, wenn man ihr eine Zigarette überließ.
Ist alles in Ordnung?, fragte sich Chloe.
»Hah!« Funken sprühten vom Ende von Bevs Sobranie, als sie sie sorglos an Florence’ schweren Brokatvorhängen entlangstreifen ließ. »Apropos Freunde, rat mal, wer da unten ist?«
Miranda fragte, den Mund voll Käse-Bagel: »Wer?«
»Greg, du Dummerchen! Gut, dass du dein großes Geständnis vorhin abgelegt hast – he, das ist toll, er kann mit uns kommen, wenn er schon mal hier ist! Er kann doch, oder, Fenn? Greg kann doch mit uns zum Essen kommen?«
Chloes Welt drehte wie verrückt. Sie begriff nicht, was vor sich ging, doch sie hatte ein ähnliches Gefühl schon mal gehabt, auf der Achterbahn in Blackpool.
Florence’ Aufmerksamkeit war auf ihre Vorhänge gerichtet gewesen, deren Sicherheit durch Bevs dramatischen Umgang mit der Zigarette ernsthaft gefährdet schien. Jetzt fuhr ihr Kopf herum, als ihr bewusst wurde, dass Fenn von seinem Stuhl aufgesprungen war und Chloe aufs Sofa hob.
Erstaunt fragte Florence: »Chloe? Was ist los?«
»Leg dich einfach hin und atme langsam«, befahl Fenn Chloe. »Ist es das Baby? Soll ich einen Notarzt rufen?«
O nein, keine Fehlgeburt, betete Miranda, nicht an meinem Geburtstag. Und bitte lass es nicht meine Schuld sein, weil ich Chloe gezwungen habe, dieses Glas Champagner zu trinken.
Sie schluckte ihren Bagel hinunter und blickte entsetzt auf die Szene vor sich. Alle Farbe war aus Chloes Gesicht gewichen, und sie umklammerte Fenns Hand. Fenn kniete – wie Hardy an Nelsons Sterbebett –, fühlte ihren Puls und wechselte ernste Blicke mit Florence.
Es klingelte an der Tür.
Chloe zuckte sichtlich zusammen.
»Ich rufe den Notarzt«, entschied Florence und griff nach dem Hörer.
Chloe platzte heraus: »Nein.«
»Wo tut es denn weh?«, fragte Fenn.
»Es geht mir gut, es geht mir gut.« Sie streifte seine Hand von ihrem Handgelenk und versuchte sich hinzusetzen, dabei lag ihr Blick auf Miranda. »Also, es tut mir wirklich Leid, aber ist das da draußen dein Freund?«
Während sie sprach, klingelte es wieder.
Verwundert sagte Miranda: »Wer, Greg? Natürlich ist er mein Freund!«
»Ah. Reich mir das Glas, ja?« Chloe strich sich das Haar aus den Augen und nickte Fenn zu. »Es ist okay, ich brauche keinen Notarzt. Nur etwas zu trinken. Du könntest wahrscheinlich auch etwas brauchen.« Sie wandte ihre Aufmerksamkeit wieder Miranda zu. »Siehst du, ich bin Gregs Frau.«
Alle Blicke waren nun auf Miranda gerichtet, die verblüfft dastand. Man stelle sich nur vor, so einen dummen Fehler zu machen, falsche Schlüsse zu ziehen und alle zu erschrecken.
»Sei nicht blöd. Nein, nein, das ist nur ein Zufall«, erklärte sie Chloe beruhigend. »Mein Greg ist nicht verheiratet.«
Chloe seufzte nicht erleichtert auf.
Sie fragte ruhig: »Heißt er Greg Malone?«
»O Scheiße«, keuchte Bev.
Nun war es an Miranda, sich verunsichert auf einem Teller Bagels niederzulassen.
30
Florence öffnete die Haustür.
Na ja, jemand musste es tun.
Und da stand er auf der Schwelle, lächelte jenes jungenhafte, gewinnende Lächeln und umklammerte einen bunten Strauß Blumen und einen Heliumballon mit Happy-Birthday darauf.
Florence lächelte Greg genauso an, wie sie ihren ersten Mann angelächelt hatte, als sie herausgefunden hatte, dass er mit der Frau seines Obersts schlief.
»Hallo«, sagte
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